Neukirchen-Vluyn. In Neukirchen-Vluyn sollen Beerdigungen unter Bäumen möglich werden. Die Stadt hat einen geeigneten Platz für einen Bestattungswald gefunden.

Die Stadt will auf dem Friedhof Neukirchen künftig Bestattungen unter Bäumen ermöglichen. Vorgesehen ist dazu die ehemalige Fläche der städtischen Baumschule. Beisetzungen in Kolumbarien sollen dagegen nicht angeboten werden.

Die Stadtverwaltung hat für den Bestattungswald – auch Friedwald genannt – das Areal der ehemaligen Baumschule im nördlichen Teil des Friedhofs, die vor mehr als zwei Jahrzehnten aufgegeben worden ist. Einige Gehölze, die geblieben sind, bilden heute dort einen waldartigen Bestand. Eine kleine Parzelle an der Nordseite ist gehölzfrei. Am Zugang befinden sich kleine Lagerflächen der Friedhofsbewirtschaftung.

Der Baumbestand ist vielfältig

Laut einer Vorlage der Verwaltung ist der Baumbestand in dem Bereich recht vielfältig. Er weist heimische Arten und solche aus anderen Regionen der Erde auf. Die Bäume „bilden insofern einen Spiegel unserer Gesellschaft“, heißt es weiter in der Vorlage. Zudem seien die Bäume überwiegend gesund.

Vorgeschlagen werden im waldartigen Bestand Urnen- und Aschebeisetzungen. Im gehölzfreien Teil sind Sargbeisetzungen möglich. Die Erschließung des Gesamtareals will die Stadt auf das Notwendigste beschränken, um den Waldcharakter zu erhalten. Eingriffe in den Boden für den Wegebau verböten sich ohnehin zum Schutz der Baumwurzeln.

Das Kolumbarium auf dem Moerser Friedhof Lohmannsheide.
Das Kolumbarium auf dem Moerser Friedhof Lohmannsheide. © Stadt Moers

Der zuständige Fachausschuss des Rates hat für den Vorschlag kürzlich einstimmig „grünes“ Licht gegeben. Zur Vorbereitung sollen nun kranke Bäume im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht gefällt werden, das Brombeergestrüpp soll verschwinden. Totholz will man aber zur Förderung der Artenvielfalt am Platz belassen.

Nachfrage nach Kolumbarien gering

Kolumbarien, also Grabkammern mit Wandnischen für Urnen, soll es dagegen nicht geben. Auch in dieser Hinsicht hat die Politik der Verwaltung recht gegeben. Ein Grund ist die geringe Nachfrage. Bei einer Nachfrage in einigen anderen Städten ergab sich, das nur Moers diese Form der Bestattung ermöglicht – und zwar auf dem Friedhof Lohmannsheide. Dort haben 31 Beisetzungen dieser Art seit 2017 stattgefunden, was 2,9 Prozent aller Beisetzungen entspricht. Würde man die Zahlen aus Moers zum Maßstab heranziehen, ergäbe sich laut Verwaltung für Neukirchen-Vluyn ein Bedarf von acht Kolumbarien-Bestattungen binnen fünf Jahren. Was in der Theorie gilt, gilt offenbar auch in der Realität: Seit 2019 gab es im Rathaus eine Anfrage.

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Vor allem vor diesem Hintergrund sind Kolumbarien aus städtischer Sicht zu teuer. So sei bei einer vierteiligen Urnenwand mit jeweils 16 Nischen in einfach Beton-Ausführung 52.000 Euro für Anschaffung und Montage kalkulieren, so die Verwaltung. Dazu kommen 11.500 Euro für ein Fundament. Eine höherwertige Natursteinverkleidung würde schon 64.000 Euro erfordern. Fazit: „Die Kosten stehen in keinem Verhältnis zur aktuellen Nachfrage.“

Den Wandel in der Bestattungskultur kommentierte Peter Waczynski (CDU) übrigens so: „Das Leben geht weiter – auch nach dem Tod.“ (wit)