Neukirchen-Vluyn. Der Protest gegen den Kiesabbau in Neukirchen-Vluyn hat einiges erreicht. Doch wie die Demo am Sonntag zeigt, geht der Widerstand weiter.
Der Regen konnte den rund 300 Protestierenden an der Halde Norddeutschland am Sonntagvormittag nichts anhaben. „Angesichts der Pläne des Regionalverbandes Ruhr (RVR) können wir nicht auf der Couch sitzen. Es geht um die Zerstörung von Natur und Lebensraum“, erklärte Nadia Riggio von der Bürgerinitiative „Mitgestalten-NV“, die selbst Anwohnerin der Dong ist.
Die Aktiven hatten anlässlich der neuen Offenlegung des RVR-Regionalplans mit fast 1000 Hektar neuen Kiesflächen am Niederrhein zum Protestmarsch eingeladen. Immerhin wurden im jüngsten Entwurf des Regionalplans die Kiesflächen von 20 auf 17 reduziert, in Neukirchen-Vluyn wäre noch eine Fläche von 71 Hektar betroffen. Zu den Protestierenden gehörte am Sonntag „Das Pinke Kreuz“ von Alexandra und Roland Nolte sowie Mitglieder der Grünen. Sätze auf Schildern wie „Finger weg von unserer Umwelt“ und „Dicke Profite der Kiesmafia bedeuten Schaden für uns Bürger“ verdeutlichten das Anliegen der Demonstranten.
Abbaugegner kritisieren, der Klimawandel werde nicht berücksichtigt
Den Fuß der Halde Norddeutschland entlang ging es Richtung Geldernsche und Lintforter Straße. Hier sah der RVR-Regionalplan 2021 noch eine 180 Hektar große Auskiesungsfläche mit Baggerlöchern bis zum Schulzentrum an der Tersteegenstraße vor. „Dass nun noch 71 Hektar ausgekiest werden sollen, konnten wir mit weiteren Initiativen durch Proteste und schriftliche Einsprüche erkämpfen, aber wir wollen gar keine Auskiesung“, unterstrich Nadia Riggio. In den neuen Plänen negiere der RVR den Klimawandel und beachte ihn in seiner Vision für das Jahr 2050 nicht angemessen. „Niederrheinische Landschaft und Flächen für Lebensmittelanbau würden bei einer Auskiesung zerstört“, so Riggio.
Bedenken haben die Protestierenden auch aufgrund der Vorfälle in Erftstadt-Blessem. Hier habe das Hochwasser der Erft im Juli 2021 das Durchfluten des Kiestagebaus bewirkt. Eine Unterspülung von Häusern und Einstürze seien die Folge gewesen. „Weil die geplante Auskiesungsfläche in Haldennähe liegt, haben wir Sorge, dass die Halde Schaden nimmt und Stoffe ins Rutschen kommen“, sagte Riggio.
Unter den Demonstrierenden war der Wander-Blogger Jürgen Weiß
Wander-Blogger Jürgen Weiß war einer der Ordner, die auf der Strecke weitere potenzielle Probleme verdeutlichten. „Biotopen würde Wasser entzogen, und Landschafts- sowie Wasserschutzgebiete würden zerstört“, sagte Weiß. „Vielleicht kennen einige die Moerser Schachtanlage Pattberg vom Steinkohlebergbau. Die Straßen waren teils schwarz. Solche Sandflüge befürchten wir ebenfalls“, erklärte Weiß.
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Neukirchen-Vluyns Bürgermeister Ralf Köpke beschrieb die Stadt als „eines der Zentren des Widerstands gegen den Kiesabbau“. In Kürze sei im Kamp-Lintforter Schirrhof ein Treffen mit der nordrhein-westfälischen Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, Mona Neubaur, geplant, an der unter anderem Alpen, Hamminkeln, Hünxe, Kamp-Lintfort und Rheinberg als betroffene Kommunen teilnehmen.