Kamp-Lintfort. Martin Langer zeigt in der Galerie Schürmann „Artefakte und andere Rätsel“. Er kann nicht nur Kunst, sondern hat auch Sinn für feinen Humor.

Haben Sie schon mal vom IXA, dem Institut für Xylische Artefakte gehört? Wohl eher nicht. Aber keine Sorge, das ist keine Bildungslücke im eigentlichen Sinne – weil dieses Institut nur eine von vielen wunderbaren Erfindungen des Künstlers Martin Langer ist. Dessen „Artefakte und andere Rätsel“ lassen sich aktuell in der Galerie Schürmann bestaunen. Und so viel sei verraten: Selten war eine Ausstellung hier so ästhetisch, verwirrend und humorvoll zugleich.

Ist das Holzobjekt an der Wand der Kampfschild eines Ureinwohners einer bislang fremden Kultur? Haben die langen nadelartigen Objekte irgendwann einmal jemandem als Werkzeug gedient? Und haben womöglich Außerirdische diesen geheimnisvollen Fünffüßler auf der Erde zurückgelassen?

Der Forscher als Kunstfigur

Langer mag es, wenn bei den Betrachtern seiner Objekte das Kopfkino anspringt. Aber Vorsicht: Was auf den ersten Blick wie wertvolle Fundstücke oder Ausgrabungsgegenstände anmutet, wirkt nur scheinbar vertraut. Da gibt es „Phialoide“ oder „Qoppas“, alle mit einer fiktiven Bestandsnummer eines fiktiven Archivs versehen – mutmaßlich vor hundert Jahren von einem Forscher namens Marinus Landhoff erfasst. Man ahnt bereits: Auch Landhoff ist eine Kunstfigur aus dem schier unerschöpflich scheinenden Fundus des Künstlers...

Nanu, was steht denn da auf dem Marktplatz von Malmedy?
Nanu, was steht denn da auf dem Marktplatz von Malmedy? © ffs | Volker Herold

Mit feiner Ironie lässt Langer auf Fotomontagen auch historische Persönlichkeiten auf seine rätselhaften Artefakte treffen und dichtet: „Alexander von Humboldt lehnte die Monosteren-Hypothese Zeit seines Lebens strikt ab. Doch auch sein Unvermögen, dieses Artefakt räumlich oder zeitlich zuordnen zu können, geschweige denn Aussagen über dessen Zweck oder Funktionen treffen zu können, ließen ihn in hohem Alter verbittern.“ Mit spürbarer Lust an Spiel und Fantasie schafft der Künstler rund um seine Kunstobjekte eine pseudowissenschaftliche Parallelwelt, in der am Ende nichts mehr ist, wie es scheint.

„Andere Welten und Lebensformen haben mich schon immer gereizt“, sagt Langer. Schon als Jugendlicher habe er gerne Fantasy und Science Fiction gelesen. Nach einer Lehre als Orgelbauer studierte er Bildhauerei an der Alanus-Hochschule Alfter. Vor drei Jahren kaufte er in Wuppertal-Oberbarmen ein altes Fabrikgebäude, in dem er seitdem lebt und arbeitet.

Anfassen ausdrücklich erlaubt

Sein aktuell bevorzugtes Arbeitsmaterial ist Holz, „weil es ästhetisch, natürlich und lebendig ist“, findet Langer, der es schätzt, wenn man Kunst mit allen Sinnen erfahren kann. Darum ist bei ihm „Kunst anfassen“ ausdrücklich erlaubt – und öffnet dem, der mag, neue Türen. Gearbeitet sind seine Skulpturen zumeist aus hiesigen Laubhölzern, sein Werkzeug reicht von der Kettensäge bis zum feinen Schleifpapier.

Die Idee zu seinen „Artefakten“ kam ihm übrigens vor etwa zwölf Jahren. Ursprünglich habe er Werkzeuge erschaffen wollen, die es nicht gibt, sagt Langer. Apropos Werkzeug: Wem die Ausstellung gefällt, der kann am Ausgang eine wundersame von Langer selbst entworfene Maschine betätigen – sie zählt die „Bewunderer“...

INFO: Die Ausstellung „Artefakte und andere Rätsel“ ist noch bis zum 25. März in der Galerie Schürmann, Moerser Straße 252, zu sehen. Öffnungszeiten: mittwochs und freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr und nach vorheriger Absprache (0170/5930563) auch außerhalb der Öffnungszeiten.

Die Vernissage ist am Freitag, 10. Februar, um 19 Uhr, die Einführung hält Kunsthistorikerin Dr. Marta Cencillo Ramirez. Zum Künstlergespräch wird am Samstag, 11. Februar, in der Zeit von 10 bis 15 Uhr geladen.