Moers. Tomeka Reid hat ihr Jahr als Improviser in Residence in Moers beendet. Jetzt starten drei Jungs mit einer ganz anderen Stilrichtung durch.

Musik aus der ganzen Welt nach Moers bringen, Kulturen kennenlernen und Improvisation als klangvolle Ausdrucksweise begreifen: All diese Aspekte lässt das Projekt „Improviser in Residence“ lebendig werden. Durchgeführt vom Team des Moers Festivals werden jährlich neue Musiker nach Moers eingeladen. Ein Jahr lang leben und arbeiten Improvisationsmusiker in ihrer Residenz an der Kleinen Allee 10 am Kastell.

Emsig plant das Moers Festivalteam an der diesjährigen 52. Festivalausgabe. Die Suche nach Residenzmusikern ist bereits geglückt, wie man am Sonntagabend beim Übergabekonzert in der Stadtkirche erleben konnte. Für Tomeka Reid aus Chicago, die 2022 als „Improviser in Residence“ ernannt wurde, endete das Residenzjahr.

Bei ihren zahlreichen Konzerten seit März 2022, etwa im Peschkenhaus, im Schlosstheater Moers und der Improviser-Residenz, zeigte die Cellistin die Vielfalt des Jazz. Hunderte Besucher verfolgten die Konzerte, bei denen Reid mit Musikern aus verschiedenen Ländern kooperierte und beispielsweise afroamerikanische Musikeinflüsse am Cello wirken ließ. Der Konzerttitel „Tomeka Reid geht – Recursion kommt“ verriet, dass die neuen Improviser „Recursion“ heißen.

Die neuen Improviser in Residence: Steven Koch, Jan Krause und Christopher Retz.
Die neuen Improviser in Residence: Steven Koch, Jan Krause und Christopher Retz. © FFS | Volker Herold

„Recursion“ besteht aus drei jungen Musikern: Steven Koch, Christopher Retz und Jan Krause. Der Moerser Steven Koch, Jahrgang 1991, beschäftigt sich seit 2009 mit elektronischer Musikproduktion und modularen Synthesizern, baut Instrumente und organisiert seit 2011 Underground-Technoveranstaltungen. Koch studierte „Audio Engineering“ an der SAE Köln.

Retz, 1996 in Duisburg geboren, studiert im Master-Studiengang Energiewirtschaftsingenieurwesen und organisiert regionale und überregionale Electro-Musikveranstaltungen.

Seine Spezialität: Synthesizer-Effekterstellungen auf digitalen Geräten. Jan Krause, Jahrgang 1993, studierte Jazz- und Popmusik mit Hauptfach E-Gitarre an der „ArtEZ Hogeschool vor de Kunsten“ in Arnheim, arbeitet als freiberuflicher Musiker und Instrumentallehrer. Allesamt gestalteten sie beim Moers Festival 2021 die mehrtägige „Pflanzenorchesterinstallation“ vor dem Peschkenhaus, kuratierten 2022 den Fachbereich für nicht-anthropogene Musik und präsentierten das mit Mathematiker Mathis Harder entwickelte, klangerzeugende Computerprogramm „Judith“.

Die Cellistin Tomeka Reid hat ihr Improviser-Jahr beendet.
Die Cellistin Tomeka Reid hat ihr Improviser-Jahr beendet. © FFS | Arnulf Stoffel

Einen Vorgeschmack, was Musikfans im Improviserjahr erwartet, gab’s beim hervorragend besuchten Übergabekonzert. Mit Reid musizierten die drei „Recursion“-Jungs gemeinsam und erschufen audiovisuelle Erfahrungen der Extraklasse. Der Duisburger Lichtkünstler Valentin Brux beleuchtete den Kirchenraum dramatisch blau, abwechselnd weiß, rot und flackernd.

Aufregend metallisch, tosend, wortlos, erinnernd an Bösewicht-Filmmusik, dann sanft gezupft, ließen die Musiker Synthesizer und E-Gitarre erklingen. „Wir freuen uns einfach riesig aufs Improviser-Jahr“, sagte Jan Krause. Geplant sind nun etwa Konzerte in der Buslinie 921, Auftritte im Stadtkiosk am Königlichen Hof, Musikproduktionen mit Schulklassen und Mitmach-Sessions.

Empfehlung: Beim Kennenlernabend am Samstag, 28. Januar, um 19 Uhr in der Residenz an der Kleinen Allee die „Recursion“-Jungs eintrittsfrei live erleben.