Kamp-Lintfort. Wie Kali Aktiv dabei hilft, das Ehrenamt in Kamp-Lintfort zu stärken.

Ohne ehrenamtliche Helferinnen und Helfer würden sich in Kamp-Lintfort in manchen Bereichen schmerzliche Lücken auftun. Die städtische Freiwilligenagentur Kali Aktiv versteht sich als Brücke zwischen Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, und Einrichtungen, die mit Freiwilligen arbeiten. Im Interview sprechen Kali-Aktiv-Leiterin Anke Stark und Lilli Heisler, bei der Stadt zuständig für die Ehrenamtskarte, über die gute Bilanz und neue Projekte.

Die Freiwilligenagentur Kali Aktiv geht jetzt ins fünfte Jahr. Aktuell engagieren sich 167 Ehrenamtliche, es gibt 102 Organisationen mit 63 registrierten Engagementangeboten. Ist das 2023 noch zu toppen?

Anke Stark: Engagement ändert sich, wir haben immer wieder neue Herausforderungen. Vor allem aber schauen wir hier in der Stadt: Wo gibt es Bedarfe? Deshalb sind wir auch gespannt, was das neue Jahr bringt. Bei den Zahlen gibt es sicherlich eine Dunkelziffer. Wir sind allerdings nicht darauf aus, Menschen für unsere Statistik „zu fangen“. Viele Freiwillige melden sich nach einem Blick auf unsere Homepage vielleicht gar nicht bei uns, sondern direkt bei den Organisationen. Aber da sind wir offen und transparent und freuen uns, wenn Leute auch ohne uns zu einem Ehrenamt kommen. Der Vorteil einer Registrierung bei Kali Aktiv ist die Begleitung, Unterstützung und regelmäßige Informationen rund um das Ehrenamt.

Wer kommt zu Kali Aktiv und warum?

Stark: Das ist ganz unterschiedlich. Das können junge Menschen sein, aber auch zum Beispiel die Frau, die gerade im Mutterschutz ist und vielleicht noch gar nicht weiß, was sie danach machen möchte. Oder wie neulich eine junge Frau aus der Ukraine, 21 Jahre alt. Sie hat gerade ihren Abschluss A1 in Deutsch absolviert, möchte aber gerne auch noch in ihrer Freizeit Deutsch lernen. Sie fragte uns dann: Wo kann ich mich engagieren, helfen und dabei meine Sprachkenntnisse verbessern? Ich freue mich, dass die junge Ukrainerin, durch unsere Vermittlung, im SCI-Jugendcafé herzlich aufgenommen wurde und sich dort nun ehrenamtlich engagieren kann.

Die Menschen kommen, weil sie Zeit haben und etwas Sinnvolles machen wollen?

Stark: Ja, das kann man so sagen. Aber das hat vielleicht auch die Erfahrung mit der Corona-Zeit mitgebracht: Die Leute gehen mehr in sich, fragen, wo kann ich helfen, wo kann ich auch Zivilgesellschaft unterstützen. Manche sagen auch, sie hätten viel Glück gehabt, sind gut durch alle Krisen gekommen, die Familie ist gesund – und wollen jetzt etwas zurückgeben.

Für die zahlreichen Ehrenamtlichen in Kamp-Lintfort gab es im vergangenen Sommer ein Dankeschön-Essen.
Für die zahlreichen Ehrenamtlichen in Kamp-Lintfort gab es im vergangenen Sommer ein Dankeschön-Essen. © Stadt Kamp-Lintfort

Wie wichtig ist es, passgenau zu beraten?

Stark: Jeder Mensch hat einen Schatz in sich, manchmal auch ein verborgenes Potenzial oder Tätigkeiten, die man immer schon mal machen wollte. Etwas, das einen schon in der Kindheit angefixt hat, mit dem man aber noch nie Berührungspunkte hatte. Hier versuchen wir anzusetzen und das passende Engagement zu finden.

Heisler: Wir sagen aber auch immer: Gehen Sie hin, probieren Sie aus, ob es wirklich das ist, was Sie machen möchten. Man muss sich nach einem Beratungstermin nicht sofort festlegen.

In welchen Bereichen ist Ehrenamt besonders gefragt?

Stark: Aktuell suchen Pflegeeinrichtungen wieder verstärkt Ehrenamtliche. Dringend gesucht werden Menschen, die in Singkreisen in Pflegeheimen Musikinstrumente spielen. Oder generell Männer, die sich in Pflegeheimen ehrenamtlich oder als Fahrer für die Tafel Kamp-Lintfort oder den Bus des Vereins Klartext für Kinder e.V. engagieren möchten.

Sie bieten auch Fortbildung für Ehrenamtler*innen an. Was können, sollten oder wollen sie noch lernen?

Stark: Engagement ist ein lebendiger Prozess. Ehrenamt läuft nicht immer rund. Es kann immer mal passieren, dass man vielleicht mit den Kolleg*innen im Team nicht so zurechtkommt oder dass man überfordert ist, weil ein neues Aufgabengebiet hinzukommt: Man muss lernen, auch mal nein zu sagen und mit seinen Ressourcen umzugehen. Dabei möchte Kali Aktiv auch in Zukunft alle Ehrenamtlichen unterstützen und so einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Ehrenamtes in Kamp-Lintfort leisten.

In diesem Jahr ist das Spielplatzpatenprojekt neu hinzugekommen. Wie ist das angelaufen?

Stark: Gut. Wir haben bisher eine Familie, die sich kümmert. Aber im Moment sind wir ja auch in der kalten Jahreszeit, wir werden das noch mal im Frühjahr bewerben, wenn wieder Spielplatzzeit ist. Hilfe haben wir außerdem über den mit der Sparkasse Duisburg organisierten „Social Day“ akquirieren können. Wir freuen uns, dass sich neben den Azubis der Sparkasse Duisburg auch sechs Sparkassenmitarbeiter*innen bei dem Projekt engagieren.

Die Ehrenamtskarte hat eine Frischzellenkur bekommen. Was bietet die Karte Neues?

Heisler: Im Moment haben wir in Kamp-Lintfort 223 Ehrenamtskarten ausgestellt. Neu hinzugekommen ist im Herbst 2022 die von der Staatskanzlei NRW aufgelegte Ehrenamtskarte NRW-App. Ehrenamtliche können mit der App selbstständig Karten beantragen, verlängern und haben Zugriff auf alle Vergünstigungen. Die App zeigt auch die Vergünstigungen an, die die Karteninhaber*innen in anderen Städten nutzen können. Außerdem führte das Land NRW in 2022 eine unbegrenzt gültige Jubiläums-Ehrenamtskarte für langjähriges ehrenamtliches Engagement ein.

Was hat die Karte für Vorteile?

Heisler: Es gibt ganz viele Vergünstigungen in verschiedenen Bereichen, etwa in der Gastronomie, bei Versicherungen oder auch bei uns zum Beispiel in der Mediathek. Die App zeigt zum Beispiel auch Vergünstigungen in anderen Städten an, die man nutzen kann. Zusätzlich gibt es seit diesem Jahr auch die Jubiläumsehrenamtskarte für 25 Jahre Ehrenamt. Die ist dann unbefristet.