Moers. Mehr als drei Jahrzehnte war Karin Protzner das Herz eines Caférestaurants in der Moerser Innenstadt. Jetzt geht die 73-Jährige in den Ruhestand.

„Piccolo“ ist Italienisch und heißt „Klein“. Dass in kleinen Räumen große Kochkunst vollbracht werden kann, zeigt eine besondere Gastronomiegeschichte aus der Moerser Innenstadt. Im Caférestaurant „Piccolo“ an der Ecke Haag- und Burgstraße, gegenüber des Kastellplatzes, zaubert Chefköchin und Inhaberin Karin Protzner seit mehr als 30 Jahren in der hauseigenen Küche leckere Gerichte.

„Damals, im Jahre 1985, habe ich das ‚Piccolo‘ eröffnet“, erinnert sich die 73-Jährige. Die gelernte Einzelhandelskauffrau kellnerte viele Jahre im Moerser Café des Arts, bis sie sie sich selbstständig machte. „Kochen war immer meine Leidenschaft. Gelernt habe ich es von meiner Großmutter“, erzählte Protzner, die gebürtig aus Niedersachsen kommt.

Autos vor dem Restaurant

Als das „Piccolo“ um 1988 mit einem Anbau auf die heutige Größe wuchs, wurde der Kundenstamm größer: „Vielleicht erinnern sich manche, als in den 80er Jahren Autos direkt vor unserem Restaurant standen“, sagte Protzner lächelnd. Es folgten zahlreiche Festivitäten, zu deren Anlass das „Piccolo“ speziell dekoriert war, etwa bei Sommerfesten mit Blumen geschmückt oder an Erntedank mit Stroh an der Decke verziert.

In sachlicher Moderne zeitlos gehalten, hat das „Piccolo“ eine Theke mit vielen Getränken, die viele Gäste in all den Jahren auf der restauranteigenen Terrasse genossen. Eintöpfe, À-la-Carte-Programme, Spezialitäten je nach Jahreszeit bis zu vegetarischen Gerichten, Spirituosen, Weine und Kuchenbuffets. Beliebte Gerichte seien Endiviensalat, Gans, Kohl- und Rinderrouladen.

Auch an einem der vergangenen Abende duftete es hervorragend aus der kleinen, gutsortierten und reinen „Piccolo“-Küche. Gerade kochte Protzner Pfeffersoße mit frischen Erbsen, danach auf spontanen Wunsch eines Gastes Muscheln. „Ich stehe oft 15 Stunden in der Küche, bei hohem Gästeaufkommen teils bis 3 Uhr nachts“, sagt Karin Protzner.

In der Corona-Zeit musste sie wie viele Gastronomen pausieren: „Ich habe gemerkt, dass das Leben ohne das ‚Piccolo‘ weitergeht.“ Auch aufgrund ihres Alters traf Protzner die Entscheidung, Ende Januar im „Piccolo“ aufzuhören und eine 37-jährige Ära zu beenden. Wie es fortan weitergeht, steht nicht fest. „Es gibt Interessenten, die den Laden übernehmen möchten. Verpachten käme in Frage“, erklärt Karin Protzner.

Und ihre Zukunftspläne? „Schlafen“, sagt sie lachend. Und: „Mich um meinen Schrebergarten kümmern, für Freunde kochen und reisen, vielleicht nach Norderney.“

Ende Januar soll’s eine Fasslehrung geben, bei der alle Getränke von Diebels über Weine und Softgetränke günstig angeboten werden. Einen Zukunftswunsch hat Karin Protzner: „Die Stadt sollte Gastronomen entlasten, damit die Moerser Gastronomieszene wieder auflebt.“