Moers. Die Kälte treibt Obdachlose in die Notunterkünfte. Warum einige Moerser dennoch auf das Angebot verzichten.
Auf der Wiese glitzern die Eiskristalle, kleine Eisschollen schwimmen auf dem Moersbach und Menschen kratzen die Frostschicht von der Windschutzscheibe ihres Autos – Kalt ist es geworden in Moers und Umgebung. Doch wo sich die einen über die eisigen Temperaturen freuen und auf weiße Weihnachten hoffen, beginnt für andere ein Kampf ums Überleben.
Für Menschen, die kein festes Dach über dem Kopf haben, gibt es in der Region kostenlose Notunterkünfte. Hier finden sie Schutz vor der Kälte, erhalten Essen und Trinken sowie fachliche Unterstützung bei der Wohnungssuche.
Mehr Menschen in Notunterkünften
„In letzter Zeit ist die Nachfrage in unseren Notunterkünften leicht angestiegen“, erklärt Claudia Kohler, Fachbereichsleitung Gesundheit und Soziales vom Caritasverband Moers-Xanten. So ist die Zahl der Untergebrachten an den Standorten Römerstraße und Franz-Haniel-Straße laut Angaben der Stadt Moers von 27 Personen im November auf 40 Personen angestiegen.
In Kamp-Lintfort sind momentan zehn Männer in einer Unterkunft an der Moerser Straße und zehn Frauen im Hotel Casino im Park untergebracht. Einen Anstieg verzeichne man aktuell noch nicht, verrät Karl-Heinz Enge von der Stadt Kamp-Lintfort. Viel mehr könne man in Kamp-Lintfort auch nicht mehr aufnehmen. Anders als in Moers: Laut Stadtsprecher Klaus Janczyk stehen hier noch rund 20 weitere Plätze zur Verfügung. „Es muss hier also niemand auf der Straße schlafen“, stellt Kohler klar.
Manche bleiben auf der Straße
„Doch das passiert trotzdem“, weiß Alexander Leger vom Caritasverband. Mit einem mobilen Beratungsbüro fährt er wöchentlich mindestens einmal in jede Stadt im gesamten Verbandsgebiet. Mittwochs ist er meistens auch in Moers und Kamp-Lintfort unterwegs. Er bietet den Obdachlosen Hilfe bei der Wohnungssuche an und versorgt sie mit Nahrung, Drogerieartikeln und Schlafsäcken. Durch seine Arbeit kennt er die Situation vor Ort und die Hintergründe der Menschen.
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Ungefähr ein Dutzend Menschen leben laut Leger in Moers auf der Straße, eine offizielle Statistik der Stadt gibt es nicht. „Diese Menschen wissen zwar von den Notunterkünften, nehmen das Angebot aber nicht wahr“, erklärt Leger. Als Grund nennen die meisten Betroffenen die Zustände vor Ort: verdreckte Zimmer, Drogenkonsum und Gewalt unter den Bewohnern.
Stadt kennt das Problem
Die Stadt Moers weiß um die Probleme und schreibt in einer Stellungnahme, dass die Lösung eine stärkere „Beobachtung“ wäre. „Das wiederum würde aber dem nachvollziehbaren Wunsch der Bewohner widersprechen, dort relativ selbstbestimmt zu leben“, heißt es weiter. Was die maroden Gebäudeteile angeht, hoffe man, mittelfristig eine Lösung zu finden.
„Das wollen sich manche einfach ersparen. Versorgt werden sie ja trotzdem“, erklärt Leger. Dabei helfen auch die freiwilligen „Moerser helfen - gemeinsam sind wir stark“, die immer wieder warme Mahlzeiten sowie Kuchen und Getränke verteilen. Die Gruppe organisiert sich über Facebook und zählt heute über 1.700 Mitglieder.