Moers/Kamp-Lintfort. Ab dem 22. November tritt eine neue Gebührenverordnung in Kraft. Warum Tierheime in Moers und Kamp-Lintfort Sorge vor einer Abgabeflut haben.

Erst war die Pandemie der Grund, weshalb viele Tiere, die unüberlegt während der Lockdown-Zeit angeschafft wurden, im Tierheim landeten. Jetzt droht erneut eine Abgabeflut, denn: Tierarztbehandlungen werden durch das Inkrafttreten einer neuen Gebührenordnung für Tierärzte ab dem 22. November deutlich teurer. Die Aktualisierung in diesem Jahr ist die erste seit mehr als 20 Jahren. Zwar könne niemand vorhersehen, inwieweit dies die Abgabezahlen in die Höhe schnellen lässt, jedoch betont Kathrin Novotny, die beim Moerser Tierschutzverein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist: „In der Theorie macht das Angst.“

Natürlich gebe es die Besitzer, die „auf einiges für ihr Tier verzichten“, weiß Karin Kuhlmann, Sprecherin der Tierherberge Kamp-Lintfort, zu berichten. Jedoch habe die Zahl der Halter, die an eine schnelle und bequeme Lösung denken, das Tier loszuwerden, stark zugenommen. „Mit Schrecken“ würde auch das Kamp-Lintforter Tierheim erhöhten Abgaben entgegenblicken. Eine sogenannte „allgemeine Untersuchung mit Beratung“ bei Hund und Katze liegt ab Ende November nämlich bei 23,62 Euro, anstatt wie bisher bei 8,98 Euro für Katzen und 13,47 Euro für Hunde.

Moerser Tierärztin will, wenn möglich, immer nur den einfachen Satz nehmen

Wie die Moerser Tierärztin Kerstin Wittig auf Anfrage mitteilt, werde ihre tierärztliche Gemeinschaftspraxis „wahrscheinlich in vielen Positionen auch nur den einfachen Satz nehmen“, jedoch ist eine Erhöhung um das Zwei- bis Dreifache möglich. Wenn die Untersuchung außerhalb der Sprechzeiten in der Nacht oder an Feiertagen stattfindet oder aber Besonderheiten einer seltenen Tierart die Behandlung erschweren, kann eine allgemeine Untersuchung bei Hunden und Katzen bis zu 70 Euro kosten.

„Das ist schon teuer“, sagt Diana Schmitz. Die Moerserin ist Besitzerin von zwei achtjährigen Katern, Paul und Kimba. „Ich war erst vor kurzem beim Tierarzt“, berichtet sie im Gespräch. Dort habe sie für eine Vitaminspritze, Blutabnahme und Zahnkontrolle 110 Euro bezahlt. „Ohne Erhöhung und auch ohne, dass eigentlich was passiert.“ Gerne würde sie sich noch eine dritte oder vierte Katze zulegen, doch das wäre ihr mit gestiegenen Futterkosten durch die Inflation und der bald neuen Gebührenordnung für Tierärzte zu teuer. „Es ist traurig, dass sich das lange nicht mehr jeder leisten kann“, sagt sie. Schmitz sei froh, dass sie für die anstehende OP einer ihrer europäischen Kurzhaar Hauskatzen eine Versicherung abgeschlossen hat, die die Kosten der Operation abdeckt. Doch ob das Abschließen einer Tierkrankenversicherung sinnvoll ist, müsse im Einzelfall geklärt werden, denn Tierärztin Kerstin Wittig gibt zu bedenken: „Hier muss man, wie bei allen Versicherungen, genau schauen, was im Vertrag steht, was genau bezahlt wird und was nicht bezahlt wird.“