Kamp-Lintfort. Das neue Semester stellt den Zusammenhalt der Studierenden der Hochschule Rhein Waal auf die Probe. Warum so viele Wohnungen fehlen wie noch nie.

Die Hochschule Rhein Waal (HSRW) mit einem Campus in Kleve und in Kamp-Lintfort blickt noch auf eine vergleichsweise junge Geschichte zurück. Die Fachhochschule, an der aktuell 6488 Menschen studieren, wurde nämlich erst im Jahr 2009 gegründet. Nun stehen der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) und die zentrale Studienberatung vor einem Problem, das noch nie größer war: Wohnungsknappheit.

Anfang Oktober hat das aktuelle Wintersemester begonnen „und uns erreichen immer noch täglich mehrere Anfragen von Studierenden, die dringend eine Wohnung suchen“, erklärt Nele Decker. Sie ist Koordinatorin beim Welcome Centre, das Studierende bei der Wohnungssuche unterstützt. Bereits im September hatte die Hochschule Menschen aus der Region, die eine Wohnung oder ein WG-Zimmer in Campusnähe zur Verfügung stellen können, dazu aufgerufen, sich bei der zentralen Anlaufstelle zu melden.

Neulinge schlafen vorerst auf der Couch

Und das ist auch passiert. Am meisten helfen sich die Studierenden allerdings untereinander. „Die Solidarität unter den Studierenden ist wirklich großartig“, berichtet Sara Khaffaf-Roenspieß, Leiterin der Zentralen Studienberatung an der HSRW. So hätten in den ersten Wochen des neuen Semesters dutzende Studierende ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen bei sich aufgenommen.

Neue Wohnungen sind dagegen sehr knapp. Wird eine Wohnungsanzeige im Portal vom Welcome Centre hochgeladen, ist die Wohnung spätestens nach wenigen Tagen wieder vergeben. Da kann auch das Studierendenwerk Düsseldorf nicht weiterhelfen, das in der Nähe des Campus Kamp-Lintfort zwei große Wohnanlagen betreibt. Das Angebot beinhaltet 161 Einzelappartements und sieben Zweizimmerwohnungen – die Warteliste ist lang. „Die Wohnheime sind wegen ihres Standorts überaus beliebt. Besonders in aktuellen Zeiten ist es fast unmöglich, beim Studienbeginn direkt eine Wohnung beim Studierendenwerk zu bekommen“, erklärt Decker.

Studierende weichen auf umliegende Städte aus

Um eine eigenen Wohnung zu finden, weichen die Studierenden daher im großen Maß auf andere Städte aus und nehmen dafür weitere Anfahrten in Kauf. So finden viele mittlerweile in Moers oder Voerde ein neues Zuhause. Das betrifft laut Khaffaf-Roenspieß vor allem ausländische Studierende, die für den Antrag auf ein Visum einen festen Wohnsitz benötigen und deshalb nicht in Hotels unterkommen können. Und dieser Anteil ist ziemlich groß: Von den 1326 Neuankömmlingen kommen 840 aus dem Ausland, verrät HSRW-Pressesprecherin Victoria Grimm. Etwa 40 Prozent davon studieren am Campus Kamp-Lintfort.

Die Gründe für die Wohnungsknappheit sind vielschichtig, erklärt Ludger Oelck, der erst vor wenigen Wochen zum AStA-Vorsitzenden gewählt wurde. Da wäre zum einen die Tatsache, dass derzeit nicht nur die neuen Erstsemester nach Kamp-Lintfort kommen. Auch höhere Semester kehren nach einem pandemiebedingten Online-Studium an die Hochschule zurück, die jetzt zum größten Teil wieder Präsenz-Kurse anbietet. Dann wäre da noch der Krieg gegen die Ukraine, in Folge dessen viele Menschen unter anderem in Deutschland Zuflucht suchen.

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„Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Anlaufstellen läuft sehr gut. Wir konnten schon vielen Studierenden bei der Wohnungsfindung helfen. Dennoch ist es noch nicht vorbei“, fährt Oelck fort. Früh genug wolle man sich deshalb auf das nächste Wintersemester vorbereiten. Wünschenswert wäre laut Oelck auch, das ÖPNV-Angebot weiter auszubauen, um die umliegenden Städte für Studierende attraktiver zu machen.

Wer in und um Kleve und Kamp-Lintfort noch eine Wohnung oder ein freies Gästezimmer zu vermieten hat, kann sich bei dem AStA unter 02821 / 806 733 30 oder dem Welcome Centre unter 02821 / 806 734 2226 oder 02842 / 908 255 9339 melden.