Moers. Wie die Handwerksbetriebe zurück in die Innenstädte gelockt werden können, wurde beim vierten Ruhr Forum Handwerk in Moers diskutiert.

Die Chefs von gleich drei Handwerkskammern – von Düsseldorf bis Münster – luden unter dem Motto „Leben statt Leerstand!“ am Donnerstagabend ins Moerser Gewerbezentrum Eurotec ein. Sie alle treibt ein Problem: Wie sieht die Zukunft des Handwerks in den Innenstädten aus?

Handwerksbetriebe würden durch die sich wandelnden Wettbewerbsbedingungen an den Stadtrand verdrängt werden. Als wichtiges Grundelement des gesellschaftlichen Lebens führe diese Entwicklung zu einer Verödung der Innenstädte, sind sich die Präsidenten der Handwerkskammern einig. Lösungsansätze für eine neues vielseitiges Stadtzentrum sind gefragt.

Leichter gesagt als getan. Dass es auf die Frage keine eindeutige Antwort gibt, zeigte die Podiumsdiskussion beim Forum Handwerk Region Rhein Ruhr in der Veranstaltungshalle „Sammlerstücke“. Auch Bürgermeister Christoph Fleischhauer nahm an der Debatte teil und hob gleich zu Beginn den großen Umfang des Handwerksbegriffs hervor: „Auch die Gastronomie ist ein Handwerk – ebenso wie die Nagelstudios oder Friseure. Davon haben wir in unserer Innenstadt einige eigentümergeführte Betriebe“, entgegnete er den Beobachtungen aus Düsseldorf und Dortmund.

Ausbau des ÖPNV-Angebots

Breit diskutiert wurde über die Notwendigkeit, das ÖPNV-Netz weiter zu fördern. „Es geht schließlich nicht nur darum, die Handwerker zu den Kunden zu bringen, sondern auch die Kunden zu den Handwerksbetrieben. Ersteres erfordert meistens ein Auto, letzteres allerdings nicht“, erklärte Immobilienmakler Eckhard Brockhoff. Für die „Stadt der kurzen Wege“ sei ein weiterer Ausbau daher unabdingbar.

Das unterschreibt Bürgermeister Fleischhauer ebenfalls. Bezogen ist das allerdings nur auf den Busverkehr. Für mehr sei Moers nicht groß genug. „Eine U- oder S-Bahn wäre in Moers einfach nicht wirtschaftlich tragbar.“ Dennoch könne er sich für die Zukunft einen umgrenzten Stadtkern vorstellen, der den privaten Kfz-Verkehr von der Innenstadt fernhält. Auch der enorme Absatz von E-Bikes kommt in diesem Zusammenhang zur Sprache. Eingeleitet werden könne das autofreie Zentrum mit höheren Parkgebühren oder einzelnen Straßen mit einem Durchfahrtsverbot. Konkrete Pläne dazu gibt es allerdings noch nicht. Fleischhauer verwies lediglich auf die für 2024 geplante Innenstadtsanierung, die dem Handwerk noch in vielerlei Hinsicht zugute kommen solle.

Ferner müsse man zudem die Nebenstraßen der Innenstädte wiederbeleben, so dass sich das gesellschaftliche Leben nicht mehr bloß auf eine zentrale Fußgängerzone beschränkt, argumentierte Immobilienmakler Brockhoff. Möglich werden könne das durch eine breitflächige Mischnutzung. Wo unten beispielsweise ein Supermarkt ist, kann ein Handwerksbetrieb im Obergeschoss öffnen. Die Stadt Moers versucht diese Vielfalt zu bewahren, in dem sie gezielt Gebäude und Grundstücke kauft. So könne man die Kontrolle bewahren, welche Mieter in die Gebäude ziehen, erklärte Fleischhauer.

Individualität als Schlüssel

In Zeiten der Energiekrise sei es besonders wichtig, das durch Personalmangel geschwächte Handwerk zu unterstützen. „Denn ohne das Handwerk können wir keine Krise überstehen. Es ist das zentrale Werkzeug der Energiewende“, erklärte Berthold Schröder, Präsident der HWK Dortmund. „Dafür gibt es keinen Masterplan. Die Lösung liegt in der individuellen Kommunikation mit den Betroffenen“, ergänzte Michael Mauer, Kreishandwerksmeister der KH Ruhr.