Kamp-Lintfort. Pfarrer Joachim Brune tritt am Sonntag seinen Dienst an. Welche Herausforderungen er sieht und wie er mit kirchenkritischen Themen umgehen will.

Der Mann hat Nerven: Noch wisse er nicht, was er zu seiner Amtseinführung predigen werde, sagt Kamp-Lintforts neuer Pfarrer Joachim Brune und lacht. „Ich predige immer frei und lasse mich inspirieren.“ Gelassenheit und Gottvertrauen – das bringt der 37-Jährige also offenbar auf jeden Fall mit, wenn er seine erste Pfarrerstelle antritt. Mit einem Festgottesdienst am kommenden Sonntag um 11 Uhr in der St. Josef-Kirche feiert die St. Josef-Gemeinde seine Amtseinführung und heißt ihn in der Stadt willkommen.

Faible für Bergbautradition

Im kleinen Gärtchen neben dem Pfarrhaus wartet das Vogelhäuschen im schwarz-gelben BVB-Look noch auf seinen neuen Stamm-Platz – ansonsten steckt der gebürtige Liesborner in den letzten Zügen seines Umzugs. Was ihm an Kamp-Lintfort gefällt? „Der Zechenpark“, kommt die Antwort schnell und spontan. „Und die Nähe zum Rhein.“

Er habe ein Faible für Bergbautradition und das Ruhrgebiet, schätze aber – auch als Rennradfahrer – genauso die niederrheinische Landschaft, erzählt Brune. Den Niederrhein hat er kennengelernt, als er von 2014 bis 2016 in Xanten gelebt hat. Das Ruhrgebiet kennt er aus seiner Zeit in Recklinghausen. „Und hier, in Kamp-Lintfort, trifft beides aufeinander.“

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Dass er in für die Amtskirche schwierigen Zeiten erstmals eine Gemeinde führen wird, ist ihm bewusst. „Ich habe mich während meines Studiums lange schwer getan mit der Situation der Kirche und mich gefragt, ob ich in dieser Institution Dienst tun kann“, sagt Brune mit Blick auf die seinerzeit aufflammende Missbrauchsdiskussion. Dann habe er für sich erkannt, dass dies sein Weg sei. „Die Lehre der Kirche kann ich nicht ändern, aber es gibt viele Zwischenräume.“

Große Herausforderung

Angesichts der stetig steigenden Zahl der Kirchenaustritte sieht er sich auch in Kamp-Lintfort vor besonderen Aufgaben: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir weniger werden.“ Deshalb sieht er die Glaubensvermittlung als große Herausforderung: „Wir müssen den Menschen deutlich machen, dass wir für sie eine Bereicherung in ihrem Alltag sind. Der traditionelle Sonntagsgottesdienst ist nicht mehr die Maßgabe, wir müssen dahin, wo die Menschen sind“, sieht sich Brune auch auf der Suche nach neuen Formaten. Den Austausch und die Diskussion – gerade bei kirchenkritischen Themen – will er offen führen: „Nur so geht es voran.“

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Jetzt geht es nach den offiziellen Castingrunden bei den Hauptverantwortlichen für ihn aber erst einmal darum, die Menschen in seiner Gemeinde kennenzulernen. Dass ihm künftig weniger Zeit für seine Hobbys bleibt – zum Beispiel das Reisen oder Stadionbesuche bei der Gladbacher Borussia oder den Schwarz-Gelben in Dortmund – ist ihm bewusst. Zum Glück hat Brune aber noch ein weiteres Faible: „Ich liebe Esel. Sie sind störrisch – das bin ich als Westfale ja auch ein bisschen – sind aber gleichzeitig sensibel und haben eine gute Menschenkenntnis.“ Wie gut, dass der Tierpark Kalisto da nicht weit ist...

INFO: Joachim Brune absolvierte nach dem Abitur seinen Zivildienst in seiner Heimatpfarrei in Liesborn, anschließend wollte der Gründer einer Technik- und IT-Firma Lehrer werden. Zunächst studierte er Wirtschaftswissenschaften und katholische Theologie in Aachen, merkte dann aber schnell, dass ihn insbesondere die Theologie fesselte. Es folgte 2007 der Wechsel nach Münster, um Theologie auf Diplom zu studieren. 2016 wurde er zum Priester geweiht. Nach Stationen als Kaplan in Recklinghausen und Emsdetten ist Kamp-Lintfort seine erste Stelle als Leitender Pfarrer. (Quelle: Bistum Münster)