Neukirchen-Vluyn. Die Dorfmasche aus Neukirchen-Vluyn hat ein Ess- und Wohnzimmer eingestrickt. Auf diesem Festival können die Kunstobjekte bewundert werden.
Schreibtisch- und Gartenstühle sowie solche aus Plastik und Holz, eingestrickt in rote Blumenmuster, oder aber auch mit einem gestrickten Leuchtturm an der Sitzlehne, die an acht langen Tischen inmitten von Bäumen stehen – so stellen sich die insgesamt 30 Künstlerinnen der Dorfmasche aus Neukirchen-Vluyn ihr „Esszimmer“ im Eichenwald auf dem Gelände des San Hejmo Festivals – zu Deutsch heiliges Zuhause – in Weeze vor. Die eintägige Musikveranstaltung startet dort am 20. August für rund 25.000 Besucherinnen und Besucher.
„Sebastian Taag von der San-Hejmo-Crew ist über Instagram auf uns aufmerksam geworden und hat angefragt, ob wir als Street Art Künstlerinnen am Festival teilnehmen wollen“, erklärt Ulrike Reichelt vom Organisationsteam der Dorfmasche, wie es zu der Kooperation mit dem Festival kam. „Wir haben uns sehr über die Nachfrage gefreut und fanden die Vorstellung super, an der Veranstaltung teilzunehmen.“ Schließlich würde das Festival, auf dem Pop, HipHop, Elektro, 90er Jahre und Partymusik gespielt werden, noch mal eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Die Idee, was die 30 Vereinsmitglieder einstricken wollen, war schnell klar: „Es geht um das Thema Zuhause. Wir haben überlegt, was man dafür alles braucht. Klar, ein Esszimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche, ein Bad“, zählt Reichelt auf. Die Frauen haben also neben den Stühlen auch Sessel, ein Telefon und einen Fernseher eingestrickt. Ein Blumenkohl und Tassen für die Küche wurden gehäkelt.
Dorfmasche aus Neukirchen-Vluyn hat ein ganzes Zuhause für die Besucher eingestrickt
Abseits von den Bühnen des Geländes, im schattigen Weezer Eichenwald, entsteht so ein Zuhause für die Festivalbesucher, die sogenannte „Chill-Area“. Sie soll auch als Fotopunkt dienen, wie Reichelt weiter erklärt. Die Dorfbewohnerinnen, wie sich die Mitglieder der Dorfmasche selbst nennen, haben zwar bereits viele Kunstwerke gestrickt und ausgestellt – sie nennen die Tipis auf der Landesgartenschau 2020 als Beispiel – doch der Auftrag für das San Hejmo Festival bedeutete noch einmal eine ganz neue Herausforderung.
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Wegen Corona haben die Frauen immer nur in Kleingruppen bis sechs Personen an den Objekten gearbeitet. An einem Stuhl oder an einem Sessel hätten deswegen auch viele verschiedene Künstlerinnen gestrickt. „Jede hatte eine andere Vorstellung wie es nachher aussehen soll, deswegen waren wir auf das Ergebnis gespannt. Ob die wild zusammengesteckten Farben auch wirklich zusammenpassen“, berichtet Reichelt. Doch genau diese Kreativität, die Farbenvielfalt ist es, was Mitstrickerin Helga Panis besonders gut an dem Projekt gefällt, „genauso wie das Upcycling“, ergänzt sie. Die Stühle und Tische seien entweder Spenden gewesen oder vom Sperrmüll geholt worden.
Kunstobjekte werden auch beim Dorfleben in Neukirchen-Vluyn ausgestellt
Wie viele Stunden die Frauen benötigt haben, allein die über 60 Stühle einzustricken, die später an der insgesamt 16 Meter langen Tischtafel Platz finden werden, können sie nicht sagen. Aber es müssen einige gewesen sein, schließlich arbeiten sie seit Ende 2021, montags bis freitags, an diesem Projekt. Bis die Besucherinnen und Besucher das fertige Zuhause der Dorfmasche auf dem Gelände bewundern können, müsse noch ein Stuhl in Form eines Fliegenpilzes zu Ende eingestrickt werden. „Irgendwie empfindet man Erleichterung, dass man es pünktlich geschafft hat, aber es ist auch schade, dass es dann vorbei ist“, resümiert Panis. Doch so ganz zu Ende ist das Projekt nach dem Festival noch nicht. Am 17. September stellen die Frauen ihr Festival-Zuhause auch beim Dorfleben in Neukirchen-Vluyn aus.