Moers. Dr. Thomas Voshaar vom Bethanien-Krankenhaus Moers sieht Corona auf dem Weg zur „Omikronitis“. Die Zahl der Patienten sei „nicht mehr relevant“.
Nach Meinung des Moerser Lungenspezialisten Dr. Thomas Voshaar sind im kommenden Herbst Lockdowns, Schulschließungen, ständiges Testen oder eine allgemeine Maskenpflicht überflüssig, um die weitere Verbreitung des Coronavirus zu bekämpfen. Eine Quarantäne bei einer Coronaerkrankung sei bereits jetzt nicht mehr sinnvoll, eine Krankschreibung nur dann erforderlich, wenn tatsächliche eine Erkrankung vorliege.
Das geht aus einem Positionspapier hervor, das Dr. Voshaar, Chefarzt der Lungenklinik am Bethanien-Krankenhaus in Moers, am Donnerstag zusammen mit anderen Ärzten und Wissenschaftlern veröffentlicht hat. Das Papier trägt den Titel: „Haben wir es geschafft? Kein COVID-19 mehr – nur noch ,Omikronitis’!“. Die Stellungnahme sieht die Corona-Pandemie am Übergang zur Endemie und wird im Internet auf der Plattform des Vereins „Sokrates. Ein Forum kritischer Rationalisten“ veröffentlicht, dessen 1. stellvertretender Vorsitzender Dr. Voshaar ist.
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Zu den Verfassern des aktuellen Positionspapiers gehören unter anderem Dr. Patrick Stais vom Moerser Bethanien-Krankenhaus und Professor Dieter Köhler, bei dem Dr. Voshaar als junger Arzt wichtige Erfahrungen in der Lungenheilkunde machen konnte. In dem Papier heißt es am Ende: „Wir können diesem Herbst und Winter mit berechtigtem Optimismus entgegensehen, wenigstens beim Umgang mit SARS-CoV-2 und seinen Varianten.“ Die Antwort auf die Frage: „Haben wir es geschafft?“ laute: „Ja, wir haben es geschafft – und müssen trotzdem dranbleiben.“
„Wir haben dieses Papier geschrieben, weil wir erneut Verunsicherung bei den Menschen spüren“, sagte Voshaar am Donnerstag im NRZ-Gespräch. Für ihn gilt: „Eine Erkrankung in Folge von Omikron ist nicht mehr Covid.“
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Dr. Voshaar und seine Kollegen wenden sich auch an die Bundesregierung. Staatliche Kommunikation sollte „frei von Angstmache, faktenbezogen und konsequent an der Wissenschaft orientiert“ sein. Ohne begleitende systematische Untersuchungen und Grundlagenforschung blieben politische Vorgaben ohne Überzeugungskraft. Das Virus sei nach derzeitigem Sachstand „keine Gefahr mehr für das Gesundheitssystem und die Bevölkerung“.
Die Entwicklung von Corona-Impfstoffen solle sich an den Grippe-Impfungen orientieren, die auch immer wieder an das sich verändernde Virus angepasst würden. Zurzeit, so Voshaar zur NRZ, folge man diesem Prinzip nicht. Bei Omikron sei die Wirkung des Impfstoffes fast gleich null. Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene seien zudem Impfempfehlungen nicht angemessen. Bis zum Regierungswechsel 2021 hatte Dr. Voshaar den damaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in Coronafragen beraten. Jetzt sehen er und die anderen Verfasser des Positionspapiers Corona im Übergang von einer Pandemie zu einer Endemie.
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Das Positionspapier beschäftigt sich auch mit gesellschaftlichen Problemen als Folge der Corona-Pandemie. Dazu gehörten etwa verzögerte Krankenhausbehandlungen, Verschlimmerung psychiatrischer Vorerkrankungen oder Entwicklungsstörungen bei Kindern. Die Bedeutung dieser Entwicklungen müsste viel mehr berücksichtigt werden. Sie gehörten zum Schaden der Pandemie. Dazu sei eine wissenschaftliche Aufarbeitung unerlässlich.