Moers. Wie erhellten die Menschen im Mittelalter einen komplett abgedunkelten Raum? In Moers lernen Kinder das „leuchtende Mittelalter“ kennen.
Auf dem Marktplatz des Musenhofs herrscht buntes Treiben. Es wird gefeilscht, gestritten und geklaut. Die Stadtwache hat alle Hände voll zu tun, die Diebe und Diebinnen zu verhaften und in den Kerker zu bringen. Diana Finkele, Leiterin des Grafschafter Museum in Moers, schaut den Jungen und Mädchen, die am Ferienprogramm teilnehmen, gelassen zu und konstatiert mit einem Lächeln: „Die Kriminalitätsrate ist im Mittelalter hoch, jedoch scheint die Aufklärungsquote ebenfalls sehr hoch zu sein.“
Solche freien Spielphasen sind neben angeleiteten Workshops Bestandteil des Ferienprogramms am Musenhof, das jedes Jahr nach den Tummelferien startet und sehr beliebt ist. Unter dem Motto „Das leuchtende Mittelalter“ geht es dieses Jahr vor allem um die Leuchtmittel, die den Menschen im Mittelalter zur Verfügung standen, die ihr Leben größtenteils nach den natürlichen Lichtquellen, vor allem der Sonne, ausrichteten.
„Gestern haben wir Talglampen getöpfert, heute werden wir noch Laternen basteln“, berichtet Museumspädagoge Patrick „Mitch“ Bohndörfer, der sich passend zum Thema der ersten Woche „Der Nachtwächter ist unterwegs“ als eben dieser verkleidet hat. Viele Kinder seien handwerklich begabt, einigen müsse man noch helfen. „Wir wollen den Kindern zeigen, dass eine Workshopaktion keine Sache von fünf Minuten ist, sondern eben auch mal Geduld erfordert“, sagt er.
Kienspan, die Taschenlampe des Mittelalters
Ebenfalls geplant ist, den Kindern mithilfe von LED-Lampen zu zeigen, wie viel Licht die hergestellten mittelalterlichen Lichtquellen in einen komplett dunklen Raum bringen. „Gerade im Winter, wenn alles verrammelt war, hat der Kienspan, sozusagen die Taschenlampe des Mittelalters, nicht viel gebracht“, weiß Diana Finkele. Offenes Licht könne für die Simulation nicht genutzt werden, da sonst die Gefahr bestehe, dass sich die Reetdächer entzünden.
In der kommenden Woche wird es dann unter anderem darum gehen, wo das Wachs für die Kerzen herkomme. Die Teilnehmenden haben dann die Möglichkeit, selbst Wachskerzen zu ziehen.
Außerdem ist geplant, ein Bienenhotel zu bauen. „Wir wollen die Kinder sensibilisieren, dass sie vor Bienen und Wespen keine Angst haben müssen“, blickt Bohndörfer voraus, der die Kinder anleiten wird. Auch das angrenzende Museum wird integriert: Die Kinder können hier Dinge aus dem Musenhof wiedererkennen und mit der Geschichte der Stadt Moers verknüpfen.
Schon damals gab es den „Mann im Mond“
Schließlich hat das Thema des Ferienprogramms einen Bezug zur Sonderausstellung „Mond.Landung“. „Im Mittelalter hat es zwar noch keine Raumfahrt gegeben, aber die Vorstellung vom Mann im Mond war weit verbreitet“, verknüpft Diana Finkele das Motto des Ferienprogramms mit der Sonderausstellung im Grafschafter Museum.
Das Ferienangebot sei jedes Mal sehr beliebt, auch mit der großen Altersspanne der Teilnehmenden funktioniere alles, versichert Finkele. Viele kämen zum wiederholten Male in die mittelalterliche Spiel- und Lernstadt und bringen ihre jüngeren Geschwister mit. „Etwa 75 Prozent sind die Sechs- bis Neunjährigen, nur wenige sind elf oder zwölf, überblickt „Mitch“ Bohndörfer die Altersstruktur der Anwesenden.
Um möglichst vielen die Chance zu geben, das Angebot wahrnehmen zu können, dürfen die Kinder nicht mehr als zwei Wochen am Programm teilnehmen. Die Eltern würden diese Art der Kinderbetreuung gut annehmen. „Wir wollen den Eltern die Möglichkeit geben, noch etwas anderes zu erledigen, während ihre Kinder etwas über das Mittelalter lernen“, erklärt Finkele. Die Betreuungszeiten im Musenhof sind jeweils von 10 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.