Moers. Das Moerser Autohaus ist mit dem Dauerbrenner aus Wolfsburg groß geworden. Jetzt bestimmen zwei andere Themen das Geschäft mit dem Auto.

In diesen Tagen richten sich die Blicke im Moerser Autohaus Minrath zurück: 70 Jahre wird das Unternehmen in diesem Jahr alt. Der runde Geburtstag weckt bei vielen Erinnerungen an Zeiten, als neue Autos noch meistens mit Benzin oder Diesel fuhren. Viel hätte übrigens nicht gefehlt, und die Minrath-Geschichte hätte in Leverkusen und nicht in Moers ihren Lauf genommen.

Johannes Minrath war 1952 in einer komfortablen Situation. Dass er etwas von Autos und vor allem von deren Verkauf verstand, hatte er als Generalbevollmächtigter der nicht gerade kleinen Gottfried Schultz GmbH bewiesen. Jetzt ging es für ihn darum, neue Gebiete zu erschließen. Moers oder Leverkusen, das war die Frage.

Thomas Borusiak ist Geschäftsführer bei Minrath.
Thomas Borusiak ist Geschäftsführer bei Minrath. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

„Johannes Minrath hat sich auch deshalb für Moers entschieden, weil er Bedenken hatte, in Leverkusen zwischen Düsseldorf und Köln aufgerieben zu werden“, bericht Thomas Borusiak, der heutige Geschäftsführer bei Minrath. Die Entscheidung für Moers hat niemand bereut, weder Firmengründer Johannes Minrath noch sein Sohn Gerd (80), der noch heute ein Büro am Standort Jostenhof hat und das Unternehmen in eine Familienstiftung überführt hat.

In Moers beginnt die Geschichte des Autohauses am Königlichen Hof. 1952 eröffnet auf der Steinstraße ein Verkaufsraum, in dem viele VW-Käfer stehen. Viel größer war die Produktpalette nicht, aber natürlich war mit dem Dauerbrenner aus Wolfsburg ein gutes Geschäft zu machen. So gut, dass schon 1954 der immer noch aktuelle Firmensitz an der Rheinberger Straße entstand.

Eine Tankstelle an der Stelle, an der heute Nobelkarossen ausgestellt werden, und ein Bahnanschluss auf dem östlichen Teil des Firmengeländes rundeten das – heute würde man sagen – Portfolio ab. „Vom Bahnanschluss aus wurden Käfer an die kleineren Betriebe am Niederrhein verteilt“, weiß Borusiak. Mit dem damals neuen Wohlstand in Deutschland entwickelte sich das Geschäft gut: Es lief und lief und lief – wie der Käfer.

Auch ein Käfer muss mal in die Werkstatt.
Auch ein Käfer muss mal in die Werkstatt. © Minrath

Immer neue Standorte kamen hinzu, in der Spitze bis zu zehn. Heute gibt es am linken Niederrhein Standorte in Moers (zwei), in Duisburg, in Kamp-Lintfort und in Geldern. 325 Menschen arbeiten für das Autohaus. Neue Marken wie Audi, Seat, Skoda, Cupra und MG sind dazu gekommen. Bei soviel Wachstum stellt sich fast automatisch die Frage nach neuen Zielen.

Die Frage ist leicht zu beantworten, wenn man Thomas Borusiak, Mirko Woischnik und Luca Calaminus zuhört. Letztere verantworten den Bereich Digitalisierung bei Minrath. So kommt es, dass Minrath längst die Grenzen des linken Niederrheins überschritten hat, unter anderem auch bei Großkunden. „Online haben wir bundesweit Kunden“, sagt Calaminus. Woischnik weist darauf hin, dass der Service heute dank digitaler Technik umfassend ist: „Ein Auto kann ich heute auch vom Sofa aus kaufen.“

Borusiak fährt seit ein paar Jahren ein Auto, das mit elektrischer Energie angetrieben wird, auch so ein Zukunftsthema. Er möchte Minrath zum „Komplettanbieter für E-Mobilität“ machen. Dank staatlicher Förderung bestellen jetzt schon immer mehr Kundinnen und Kunden ein E-Auto: „Bei der E-Mobilität verzeichnen wir 25 Prozent Auftragseingänge. Das Interesse ist wahnsinnig groß.“ Lange Lieferzeiten werden dabei durchaus in Kauf genommen, die Zeiten sind wie sie sind.

Und sie sind nicht gut, die Zeiten. Deshalb gibt es bisher auch keine Geburtstagsfeier. Doch das bleibt nicht so, Borusiak verspricht: „Wir werden es dieses Jahr noch richtig krachen lassen.“