Moers/Neukirchen-Vluyn. Die Städte am linken Niederrhein reagieren unterschiedlich auf Materialknappheit und Lieferengpässe. Was Moers und Neukirchen-Vluyn machen.
Die Städte am linken Niederrhein gehen offenbar ziemlich unterschiedlich mit den aktuellen Rahmenbedingungen um. Während die Stadt Kamp-Lintfort kürzlich mitgeteilt hatte, angesichts von Materialknappheit, Fachkräftemangel und gestörten Lieferketten weniger dringliche Baumaßnahmen um ein Jahr zu schieben, sieht man dazu bei der Stadt Moers keine Veranlassung.
„Wir verschieben nichts“, sagte Stadtsprecher Klaus Janczyk auf NRZ-Nachfrage. Er begründet das unter anderem mit der Gewährung von Fördermitteln, die man nicht gefährden möchte. Verschiebungen wären da wenig förderlich, heißt es weiter.
„Wir wollen natürlich vermeiden, dass es zu einer Mehrbelastung für den städtischen Haushalt kommt“, sagt Janczyk. Das zentrale Gebäudemanagement der Stadt wolle auch die Bedarfe befriedigen.
Es gibt zwei große Programme
Janczyk nennt zwei große Förderprogramme: Im Zuge des Kommunalinvestitionsfördergesetzes gibt es – kurz gesagt – zwei Töpfe. Der erste „ist mit über sieben Millionen Euro gefüllt“, sagt der Stadtsprecher; der zweite mit rund 6,7 Millionen Euro. Ein zweites Förderprogramm heißt: Gute Schule 2020. Volumen: rund 9,4 Millionen Euro in verschiedenen Schritten.
Als Beispiel wird der Ausbau und die Sanierung des Feuerwehrgerätehauses in Kapellen genannt. Förderung durch das Investitionsfördergesetz: rund 1,4 Millionen Euro. Noch in der Planungsphase sind der Neubau der Mensa an der Pattberg-Realschule sowie die Sanierung des Altbaus. Gleiches Programm, anderer Topf, Förderung rund 3,5 Millionen Euro. Die Erweiterung der Astrid-Lindgren-Schule wird mit 1,5 Millionen Euro unterstützt.
Das Grafschafter Gymnasium hat einen neuen Schulhof bekommen, auch hierfür hat es eine Finanzspritze gegeben, in diesem Fall durch die Gute Schule. Aus dem Programm stammen auch die rund 400.000 Euro für die Brandschutzsanierung an der Anne-Frank-Gesamtschule. Hier sei man grundsätzlich noch im Verfahren.
Auch die Enni verschiebt nichts
Auch bei der Enni-Unternehmensgruppe sieht man noch keine Notwendigkeit, grundsätzlich Projekte zu schieben. Weder im Bereich des Straßen- und Kanalbaus in Moers noch in der Erneuerung der Versorgungsnetze in den Bereichen Strom, Gas, Wasser und Wärme oder der Installation von Hausanschlüssen seien Verschiebungen von Maßnahmen aufgrund von Lieferengpässen oder Baukostensteigerungen vorgesehen, sagte Enni-Sprecher Herbert Hornung auf Nachfrage.
Bei der Straßenbeleuchtung laufen Sanierungsmaßnahmen demnach wie geplant. Allerdings gebe es größere Lieferverzögerungen bei Ersatzteilbeschaffungen für alte Straßenlaternen. Hornung: „Hier betragen Lieferzeiten aktuell bis zu sechs Monate, sodass defekte Laternen teilweise einige Monate nicht in Betrieb sind.“ An Gefahrenpunkten wie Fußgängerüberwegen werde mit Ersatzleuchten gearbeitet. „Die geplanten Sanierungsmaßnahmen mit Umrüstungen auf LED-Beleuchtung setzen wir um, da wir hier vorausschauend die längere Lieferzeit eingeplant haben“, heißt es weiter.
Das plant die Gruppe 2022
Ein Blick auf das Jahr 2022: Die Enni-Gruppe steckt rund 25 Millionen Euro in die Erneuerung und den Ausbau der Ver- und Entsorgungsinfrastruktur. 9,6 Millionen Euro werden im Bereich der Entwässerung investiert, dabei vier Kilometer der Moerser Kanäle erneuert und in Teilen mit der Sanierung der Innenstadt mit dem Inlinerverfahren grabenlos startet.
In die Straßenbeleuchtung steckt das Unternehmen in diesem Jahr rund eine Millionen Euro. Zudem wird Enni als Dienstleister der Stadt knapp drei Kilometer des Straßennetzes sanieren. Für die Erneuerung der Strom-, Gas- und Wassernetze plant Enni niederrheinweit 13,6 Millionen Euro ein, heißt es weiter. Parallel zum Ausbau der Energienetze werden rund 1,5 Millionen Euro in den Ausbau des Breitbandangebotes investiert, wodurch das Glasfasernetz um rund 15 Kilometer wächst.
Die Stadt Neukirchen-Vluyn beantwortet die Frage nach Verschiebungen kurz: „Es gibt derzeit keine Planungen dazu.“