Neukirchen-Vluyn. Künstler Jens J. Meyer verwandelt das Haldenhaus auf der Halde Norddeutschland in eine „Kathedrale des Windes“. Was hinter der Aktion steckt.
Die weithin sichtbare Stahlkonstruktion „Haldenhaus“ auf der Halde Norddeutschland bekommt ein neues Gesicht. Künstler Jens J. Meyer ist augenblicklich dabei, aus dem strengen, dunkelgrauen Gerippe mit leichten, weißen Segeln eine Kathedrale des Windes zu erschaffen. Bereits jetzt ist zu erkennen, wie eindrucksvoll die Installation sein wird.
Meyers Kunstwerk ist ein Teil des dreiteiligen Projektes „Land der Flunen 2022, Fäden der Vergangenheit“. Damit soll auf prägende Elemente wie die einst wasserreiche Landschaft und auf die ehemalige Leinenindustrie hingewiesen werden. Kuratorin Ariane Hackstein erläutert: „Land der Flunen umfasst neben dem Haldenprojekt auch die Installation an der Rathausfassade ‘Flunen – eine Gewässergrafik’ von Sabine Schellhorn sowie die Ausstellung ‘Flachsig und haarig – Fäden der Erinnerung’ im Museum mit 80 Werken von zehn Künstlerinnen.“ Höhepunkt des Projektes wird am 25. Juni ein ganzer Abend rund um die Kunst sein. „Dabei kann der Interessierte sich um 18 Uhr am Rathaus zur Eröffnung der Gewässergrafik einfinden und dann zur nächsten Eröffnung auf die Halde fahren“, erklärt Kulturmacher Rüdiger Eichholtz.
Haldenkonzert und Lichtkunst
Dort erwarte die Besucher zudem ein Meditationsangebot (20 Uhr), ein Haldenkonzert (21 Uhr) sowie in der Dämmerung noch Lichtkunst und Musik. Es wird auf der Halde keine Bewirtung geben. Doch die Besucher der Eröffnungsveranstaltung sind eingeladen, sich ein Picknick mitzubringen. Bei Regen oder Sturm findet das Programm im Rathaus statt. Die Frage stelle sich, so Jens J. Meyer, was Kunst den Menschen heute noch geben könne angesichts von Pandemie und Krieg. „Das sind Orte, wo sie zur Ruhe kommen können, wo sie zur Natur finden können.“
Genau dies tut die Kathedrale des Windes. Die weißen Segel geben dem Stahl die Anmutung eines kirchlichen Raumes mit Mittelschiff und Seitenschiffen. Die vielen Segel bewegen sich im Wind, der Lauf der Sonne verändert den Schattenwurf der Stahlstreben. 500 bis 600 Quadratmeter weißen Tuches verarbeitet Meyer in der „Kathedrale“, ihr Gewicht betrage nur einige wenige Kilo, sagt er. Die Spannseile seien aus einem leichten, speziellen Material.
Installation als eine Art Pilgerort gedacht
Die Installation, so Meyer weiter, sei darüber hinaus als eine Art Pilgerort gedacht. Auch er sei begeistert von der Halde als Ort der Kunst. So hofften die Organisatoren, dass möglichst viele Menschen auf die Halde kommen, um die Installation zu betrachten und zu fotografieren. „Wir stellen für Menschen, die den Aufstieg zu Fuß nicht bewältigen, im Rathaus auch Fahrgenehmigungen aus“, bekundet Sandra Kiss vom Stadtmarketing. Bis Mitte September seien die Kunstwerke noch zu sehen.