Moers. Anna Schapiro plant das Programm für den Schwerpunkt beim Festival. Der Beauftragte Felix Klein warnt vor wachsendem Antisemitismus im Land.

Parallel zur Musik gibt es beim Moers Festival ein Forum für Diskussionen. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf dem jüdischen Leben. Unter anderem war am Samstag Dr. Felix Klein zu Gast. Klein ist Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus.

Vor nur wenigen Gästen stellte Klein die aktuellen Verhältnisse und seine Arbeit dar. Klein wies auf antisemitisch motivierte Taten wie den Anschlag auf eine Synagoge in Halle hin, sagte aber auch: „Mit großer Sorge betrachte ich zunehmenden Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft.“ Zu den 3027 antisemitisch motivierten Straftaten im vergangenen Jahr – so viele wie nie zuvor in Deutschland – komme der Antisemitismus im Alltag: „Das können Pöbeleien sein gegen Menschen mit Kippa aber auch Bemerkungen am Stammtisch.“

Verschwörungstheorien trügen ebenfalls zum wachsenden Antisemitismus bei: „Sie sind wie ein klebriger Kitt, der Gruppen verbindet, die sonst nichts miteinander zu tun haben.“ Klein forderte: „Wir brauchen eine mutige, wehrhafte Bevölkerung, die gegen Antisemitismus einschreitet.“

Das Diskussionsforum zum jüdischen Leben wird von Anna Schapiro kuratiert. Die Künstlerin und Publizistin wurde 1988 in Moskau geboren und kam als Kind nach Deutschland. Sie gehörte zu den Gründerinnen der von 2017 bis 2020 erschienen Zeitschrift „Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart“. Seit diesem Jahr wird die Zeitschrift als Buchreihe fortgesetzt.