Neukirchen-Vluyn. Vor drei Jahren frohlockten alle Vertragspartner angesichts der Entwicklungen auf Niederberg. Jetzt sieht die Zukunft weniger rosig aus.

Die Entwicklung der Süd-Ost-Fläche auf dem ehemaligen Zechengelände Niederberg bleibt eine Hängepartie. Nachdem vor ziemlich genau drei Jahren Stadt, RAG Montan Immobilien und Investor Jürgen Tempelmann von der Ruhrstadt-Stiftung frohlockten und man den Eindruck gewann, dass gefühlt drei Tage später die Baumaschinen anrücken würden, herrscht derzeit eher Ernüchterung vor.

Ob das Creativ Quartier nach Vorbild des CreativQuartiers Fürst Leopold in Dorsten auf dem Bindestrich tatsächlich umgesetzt wird, scheint nach NRZ-Informationen momentan äußerst fraglich und eher unwahrscheinlich.

Die Absichtserklärung wird für nichtig erklärt

So soll es zwischen den Vertragspartnern sehr unterschiedliche Vorstellungen über den Preis geben; die kontroversen Diskussionen um die Bebauung auf dem Neukircher Feld sollen sich dem Vernehmen nach negativ auf die Verhandlungen für das Quartier rund um Maschinenhaus und Fördertürme ausgewirkt haben. Der Streit zwischen Stadt und RAG MI um die Rechtmäßigkeit des Kaufvertrages für das fünfte Niederberger Wohnquartier war letztlich vor dem Landgericht Kleve gelandet, das dem Essener Unternehmen Recht gegeben hatte.

Die RAG MI sei unterwegs und suche für die Süd-Ost-Fläche neue Investoren, heißt es jetzt. Mit welcher Intensität das Unternehmen sucht und welche Pläne nun vorherrschen, war am Montagnachmittag nicht mehr in Erfahrung zu bringen; in Essen gab es keinen Ansprechpartner, der Auskunft darüber hätte geben können.

Nach NRZ-Informationen soll es für das Grundstücksgeschäft zunächst eine Frist bis Ende März gegeben haben, nach einer Fristverlängerung bis Ende April soll kein Kaufangebot Tempelmanns für die in Rede stehende Fläche südlich der Niederrheinallee bei der RAG MI eingegangen sein, in der Folge soll der Letter of Intent, also die Absichtserklärung zwischen Tempelmann mit seiner Ruhrstadt-Stiftung und der RAG MI, für hinfällig erklärt worden sein.

Der Investor zeigt sich weiter gesprächsbereit

Dass der Letter of Intent grundsätzlich vom Tisch ist, mochte Jürgen Tempelmann indes nicht bestätigen. „Wir haben uns Zeit genommen“, sagt er auf Nachfrage, und dass er „mit der Ruhrkohle noch in Verhandlungen“ sei. Diese gestalteten sich gleichwohl sehr schwierig. Es sei nicht nur der Kaufpreis, sagt Tempelmann. Auch über die Qualität der Fläche habe es Differenzen gegeben.

Er spricht von einer Fülle von Projekten, gerade plane er ein großes in Hamm. Die Objekte, die er bearbeitet, seien in der Regel schwierig, er passe aber auf, dass sie Rendite abwerfen, damit die Stiftung nicht belastet werde. Über die RAG sagt er: „Die wissen genau, wie ich rechne.“ Zwischen den Zeilen klingt es, als gehe er davon aus, dass sich ohnehin kein anderer Investor ähnlicher Ausprägung für die Fläche finden werde.

„Ich bin mehr als enttäuscht“, sagte Bürgermeister Ralf Köpke am Abend auf NRZ-Nachfrage über den aktuellen Stand. Nach drei Jahren werde das Projekt plötzlich beendet. Köpke weiter: „Für Neukirchen-Vluyn ist das ein schwerer Schlag.“