Kamp-Lintfort. Weil Personal fehlt, wird in der Kita Regenbogen ab Montag die Betreuung drastisch reduziert. Manche Eltern bangen jetzt um ihre Arbeitsplätze.

„Ja, die Situation ist wirklich dramatisch.“ Von vorneherein machte Ute Clevers am Mittwoch auf dem Elternabend der Kita Regenbogen klar, dass wegen des akuten krankheitsbedingten Personalmangels ab kommenden Montag nicht mehr alle der 71 Kinder in der Kita Regenbogen betreut werden können. „Dass das für viele eine Zumutung ist, wissen wir“, sagte Clevers, bei der evangelischen Kirchengemeinde Lintfort als Kita-Träger zuständig für Personalangelegenheiten.

Von neun Erzieherinnen in der Kita Regenbogen sind derzeit nur noch zwei im Dienst, Grund dafür sind Langzeiterkrankungen ebenso wie akute Krankheitsfälle, dazu kommen Urlaubsansprüche und Überstunden. Für mehrere ausgeschriebene Stellen hätte es nur zwei Bewerbungen gegeben, die aber „nicht gepasst“ hätten, auch über Zeitarbeitsfirmen habe man vergeblich versucht, Personal zu finden, antwortete Clevers auf die Kritik von Eltern, die Krise sei hausgemacht. Genauso wenig könne leider der ab dem 1. August designierte neue Träger der Kita, die Düsseldorfer Graf Recke Stiftung, mit Personal aushelfen, ergänzte Pfarrer Frank Hartmann, der zudem auf ähnlich gelagerte Personalprobleme in Krefelder und Moerser Kitas hinwies: „Wir sind kein Einzelfall.“

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Dass auch die Stadt Kamp-Lintfort kein Personal für die Kita Regenbogen abstellen könne, machte Berthold Klicza, stellvertretender Leiter des Jugendamtes, deutlich. Es sei nicht der Part des Jugendamtes, für Träger einzuspringen, wenn „etwas nicht funktioniere“. „Wenn aber anderes Personal gefunden wird – an den Kosten wird es dann nicht scheitern“, versprach er finanzielle Hilfe der Stadt.

Eltern sorgen sich

Ersatzpersonal scheint kurzfristig allerdings nicht in Sicht. Geplant ist nun ab Montag ein Modell, in dem 37 von 71 Kindern im Wechsel tageweise von 7.30 bis 16 Uhr betreut werden. Berücksichtigt werden sollen Kinder mit besonderem Bedarf und Kinder von arbeitenden Alleinerziehenden ebenso wie aus Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind. Dass es dennoch zu Ungerechtigkeiten kommen werde, darüber sei man sich im Klaren, so Clevers. Sie wisse um die Ängste und Sorgen der Eltern, sagte eine sichtlich mitgenommene Sabine Lütkemeyer, kommissarische Leiterin der Kita Regenbogen. Im Laufe des Donnerstags informierte sie die Eltern über die Vergabe der Plätze.

Fassungslos, zum Teil den Tränen nahe, machten viele der Eltern klar, wie hart sie von den geplanten Maßnahmen getroffen werden. Einige berufstätige Mütter berichteten, dass sie nun um ihre Arbeitsstellen bangten. Eine Mutter kündigte an, ihren Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz nötigenfalls vor Gericht einzuklagen: „Ich bin verzweifelt, und es ist nicht absehbar, wann sich das ändert. Die vorgeschlagene Lösung ist für mich nicht akzeptabel. Verliere ich meinen Job, bezahlen Sie dafür.“

Jetzt wollen die Eltern versuchen, in eigener Initiative eine Notbetreuung aufzubauen. Einen Raum würde die Kirchengemeinde zur Verfügung stellen, zuvor müssten aber auch versicherungsrechtliche Dinge geklärt werden. Ob und wann das Modell funktionieren kann, steht daher noch nicht fest.