Kamp-Lintfort. Bevor Mönche 1123 das Kloster Kamp gründeten, sollen sie sich in Altfeld niedergelassen haben. Heinz Ermen glaubt, den Ort zu kennen.

Drei Hasen flitzen im Sonnenschein über den Acker, ein Silberreiher wacht unbeweglich im Gras auf der Suche nach Beute. Schon als kleiner Junge spazierte Heinz Ermen in den 1950er Jahren mit seinem Vater sonntags nach dem Kirchgang zu dieser entlegenen Feldweggabelung in Altfeld. Was sein Vater ihm damals auf den gemeinsamen Spaziergängen erzählte, fasziniert den ehemaligen Landwirt noch heute: „Hier hatten die Mönche eine Hütte und bestellten den Acker, Jahre bevor sie auf dem Kamper Berg das Kloster bauten“, sagt Ermen. „Das ist die erste Fläche, auf der sich die Mönche in Kamp-Lintfort niederließen.“ Im kommenden Jahr, wenn Kamp-Lintfort den 900. Geburtstag des Klosters Kamp mit zahlreichen Veranstaltungen feiert, wird die Pfarrgemeinde St. Josef an diesem Ort einen Gedenkstein aufstellen.

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Ermen zeigt auf eine alte Karte, auf der die Wegkreuzung mit „Daß altfeld“ markiert ist. Heute liegt da, wo er die erste Mönchssiedlung vermutet, hinter einer Hecke der Campingplatz. Die Feldflur sei heute immer noch unter dem Namen „Das große Feld“ vermerkt. „Hier war früher eine sumpfige Gegend“, erzählt Ermen.

Vortrupp unterwegs

Ein bis zwei Jahre vor dem eigentlichen Gründungsdatum des Klosters 1123 sei ein „Vortrupp“ hier unterwegs gewesen, habe aus den Wäldern Holz geholt, um mit Stroh und Reisig Hütten zu bauen und das sumpfige Gelände trocken zu legen. Allein: „Pfarrer Dicks schreibt, dass sie der Stechmücken nicht Herr werden konnten und deshalb beschlossen: ,Wir müssen hier weg’“, so Ermen. Offiziell liest sich die Geschichte so:

Am 23. Januar 1123 stellte Friedrich I., Erzbischof von Köln, die Stiftungsurkunde für das Kloster aus. Dessen Bruder Arnulf aus dem Zisterzienserkloster Morimond in Frankreich wurde beauftragt, das Kloster zu gründen. Heinrich, ein weiterer Bruder, machte sich dazu mit einer Gruppe von zwölf Mönchen auf den Weg an den Niederrhein – so die durch Quellen belegte Gründungsgeschichte des Klosters.

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Was Ermen aus den Erzählungen seines Vaters und als Legende aus dem 1913 in Sütterlin verfassten Buch „Die Abtei Camp am Niederrhein“ von Pfarrer Matthias Dicks kennt, sei wissenschaftlich nicht bewiesen, sagt Dr. Peter Hahnen, Leiter des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp. Eine hundertprozentig belegte Quelle dafür, dass seine Geschichte stimmt, gibt es nicht, das weiß auch Ermen. Aber sein Wissen speise sich aus Erzählungen, die hier in Altfeld von Generation zu Generation weitererzählt würden. „Meine Familie ist hier seit mehreren hundert Jahren ansässig“, sagt der ehemalige Landwirt.

Jede Menge Geschichten

Ermen kennt Altfeld und die Umgebung wie seine Westentasche und weiß höchst unterhaltsam jede Menge Geschichten über den Ortsteil zu erzählen. Vielleicht wird es im Jubiläumsjahr ja noch ein weiteres Angebot geben. Eine Wanderung zum neuen Gedenkstein – und die dazugehörigen Geschichten rund um die ersten Mönche von Kloster Kamp. Heinz Ermen hätte da einiges zu erzählen...

INFO: Heinz Ermen hat seine Erinnerungen und Geschichten aus Kamp-Lintfort in mittlerweile bereits zwei kleinen Büchern aufgeschrieben. „… noch mehr Erinnerungen“ heißt das aktuelle, im Selbstverlag erschienene Buch. Zu haben ist es für 15 Euro bei Heinz Ermen selbst (Altfelder Straße 148) oder in der Buchhandlung am Rathaus.