Moers. Wie in vielen Städten zeigten sich am Samstag auch Menschen in Moers solidarisch mit der Ukraine. Emotional wurde es, als eine Ukrainerin sprach.

„Es geht nur darum, zu überleben“, „überall liegen Leichen, es brennen Gebäude“, „wir haben kein Zuhause mehr“ – Eindrücke von jungen Musikerinnen und Musikern des Jugendsinfonieorchesters der Ukraine aus dem Kriegsgebiet, zitiert vom Moerser Bürgermeister Christoph Fleischhauer zum Auftakt einer Aktion am Samstagmittag vor dem Rathaus. Mehrere Hundert Menschen hatten sich hier versammelt, um ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu bekunden. „Wir wollen heute nicht nur über die Menschen in der Ukraine sprechen, sondern sie selbst sprechen lassen“, so Fleischhauer.

Die Generalkonsulin der Ukraine in Düsseldorf, Iryna Shum, und Bürgermeister Christoph Fleischhauer
Die Generalkonsulin der Ukraine in Düsseldorf, Iryna Shum, und Bürgermeister Christoph Fleischhauer © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

„Ich freue mich, dass so viele gekommen sind“, zeigte sich der Bürgermeister zufrieden bei einem Blick in die Menge, die zum Teil in blau-gelber Kleidung erschienen war oder selbstgebastelte Plakate und Fahnen mit Friedenssymbolen und Botschaften wie „Freedom für Ukraine“ und „Stop Putin“ hochhielt.

Großes Zeichen der Solidarität

Iryna Shum, Generalkonsulin aus Düsseldorf, hielt eine der wenigen Reden des Tages. „Es ist ein großes Zeichen der Solidarität heute. Jede Stimme, die wir hier hören, werden wir in die Ukraine vermitteln“, zeigte sie sich dankbar und sichtlich ergriffen.

Krieg, der für die Ukraine im Jahr 2014 mit der Besetzung der Krim durch die Russen begonnen habe, sei das schlimmste für ein Land, setzte sie ihren Vortrag fort. Aber: „Das Volk erhebt sich, um das Land zu verteidigen.“ Sie verurteilte darüber hinaus die Ankündigung Russland, keine nicht-militärischen Ziele bombardieren zu wollen, als Lüge und hob den Einsatz der ukrainischen Soldatinnen und Soldaten hervor. Ihren emotionalen Vortrag, für den sie vom Publikum tosenden Applaus erhielt, schloss sie mit folgenden Worten: „Die Wahrheit ist auf unserer Seite. Wir haben eure Solidarität und Unterstützung und wir werden es überwinden.“

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„Wir zeigen heute Flagge“, kündigte Fleischhauer das Hissen der ukrainischen Landesfahne und der „Mayors für Peace“-Fahne an. Der Posaunenchor Moers, der von Bläsermusikanten aus der Umgebung unterstützt wurde, spielte die ukrainische Nationalhymne. Die Musikgruppe sorgte gemeinsam mit dem Moerser Chor Joyful Voices auch im weiteren Verlauf der Protestaktion für instrumentale Untermalung.

Krieg löst Erstarren und Schrecken aus

Zwischendurch teilte Pfarrerin Anke Prumbaum ihre Gedanken zum Frieden und die Rolle, die Musik dabei spielen kann, mit. Krieg löse bei uns Erstarren und Schrecken aus, doch Musik könne helfen: „Musik führt uns raus aus der Erstarrung, sie gibt uns Töne, wo uns Worte fehlen“. Anschließend richtet sie eindringliche, auffordernde Worte an die versammelten Moerserinnen und Moerser: „Lasst uns Hilfspakete schnüren. Lasst uns gegen die Wahrheitsverdrehung des Kremls kämpfen. Lasst uns Flüchtlinge aufnehmen.“

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STM-Schauspieler Matthias Heße las im Pulverhäuschen einen Text aus dem Buch „Vielleicht Esther“ von Katja Petrowskaja.
STM-Schauspieler Matthias Heße las im Pulverhäuschen einen Text aus dem Buch „Vielleicht Esther“ von Katja Petrowskaja. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Für einen weiteren emotionalen Höhepunkt sorgte der spontane Wortbeitrag einer Ukrainerin. Die Rednerin, die sich in eine Ukraine-Flagge gehüllt hatte, erzählte von ihrer Mutter, die noch in ihrer Heimat im Kriegsgebiet ist. Neben großem Dank, den sie für die Versammelten empfinde, forderte sie energisch dazu auf, Putin zu stoppen. Christoph Fleischhauer verabschiedete seine Mitbürgerinnen und Mitbürger mit der Bitte, diese gezeigte Solidarität beizubehalten.

STM organisiert Lesungen

Nach der Demonstration gab es die Möglichkeit, an Friedensinstallationen im Pulverhäuschen teilzunehmen. Die halbstündigen Lesungen ukrainischer und russischer Autoren wurden vom Schlosstheater Moers organisiert. So las Matthias Heße aus dem autobiografischen Buch „Vielleicht Esther“ von der in Kiew geborenen Autorin Katja Petrowskaja. Eine Sache nahmen die Gäste von der Veranstaltung mit: sechs Tipps wie man selbst den Menschen in der Ukraine helfen kann, ohne Geld zu spenden.