Kamp-Lintfort. Die „Interessengemeinschaft Kiesausstieg Saalhoff“ färbt den Protest gegen Kies rot-gelb. Seit dem Wochenende ist das in Kamp-Lintfort zu sehen.
„Wir graben uns unsere Zukunft weg“, stellt Peter Schiffler fest. Der Initiator der „Interessengemeinschaft Kiesausstieg Saalhoff“ ist sachorientiert, nicht lautstark, aber deutlich, wenn es um die weitere Auskiesung in Kamp-Lintfort für die nächsten 25 Jahre geht. Um die Initiative gegen den „verschwenderischen Kiesabbau“ in Schwung zu bringen, hat er mit neun weiteren Mitgliedern am Samstagmorgen rot-gelbe Bänder und Infos an Bäume und Zäune der Außenflächen des begehrten Auskiesungsgebiets gehängt.
„Es kann doch nicht sein, dass wir im Jahr 2022 festlegen, in Zukunft weiter so locker mit unseren Ressourcen umzugehen wie in früheren Jahrzehnten“, erklärt der ehemalige Schulleiter. „Rot-gelb ist jetzt unsere Farbe. Das hat nichts mit einer politischen Einstellung zu tun. Es ist einfach ein guter Wiedererkennungswert, der auf Dauer mit der Auskiesung hier in Verbindung gebracht werden soll“, sagt er.
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An diesem Samstag ist es nach der gewaltigen Sturmnacht des starken Februar-Orkans „Zeynep“ ruhiger geworden am stürmischen Himmel. Aber gemütlich kann man die Wetterlage nicht gerade nennen. Der Wind fegt nach wie vor kräftig übers offene Land. Da kommt die gute Fee des Flughafentowers und schließt der Gruppe, die gerade Plakate und Bänder installiert, die Türe zum Versammlungssaal auf. Um über die weitere Vorgehensweise zu diskutieren, ist es drinnen deutlich gemütlicher.
Zufällig kommt auch Heiner Morsch, Geschäftsführer der Luftsportgemeinschaft Kamp-Lintfort, dazu. „Die gigantische, beabsichtigte Auskiesung wird auf jeden Fall Thema auf der nächsten Mitgliederversammlung sein“, betont er. Insofern kann er noch nicht für den Verein sprechen, der hundert Mitglieder hat. Aber die Fakten entbehrten nicht einer gewissen Ironie, sagt er. Denn im Juli 2021 hat die Gemeinschaft nach dreißig Jahren die letzte Rate an die Ruhrkohle bezahlt. Und genau jetzt kommen die Erweiterungspläne der Kiesindustrie auf den Tisch, die riesige Gebiete des Flugplatzes vereinnahmen will.
„Viele Familien wollen absolut nicht verkaufen“
„Viele der betroffenen Familien hier wollen absolut nicht verkaufen. Die haben ihre Felder direkt vor der Türe. Wenn sie als Entschädigung woanders Ausgleichsflächen bekommen, müssen sie zum Teil erst mal 20 Kilometer zu ihrem Acker fahren. Wer hat daran schon Interesse?“ fragt Peter Schiffler. Für andere sei die Idee eines Verkaufs aber attraktiv, denn sie bekommen offensichtlich bereits das Zwei- bis Dreifache des üblichen Bodenwertes geboten, wissen viele Mitglieder der IG Kiesausstieg.
Einer, den das Thema jetzt seit Monaten umtreibt, ist Herbert Geerissen. Er wohnt mit zwei Brüdern in seinem Elternhaus in Alleinlage auf der Saalhoffstraße. „Die würden unser Haus abreißen, in dem schon die Großeltern gewohnt haben und wir die schönste Kindheit mit sechs Geschwistern hatten. Ein Imker hat Bienenstöcke bei uns, wir können hier Rehe und Greifvögel beobachten, es ist ein Paradies“, sagt der 57-Jährige fassungslos. Niemals würde er seinen Grund und Boden an die Kiesindustrie verkaufen, verspricht Geerissen.
>>> Interessengemeinschaft hat Einspruchsformulare vorbereitet<<<<<<
„Wir haben unsere Plakate mit einem QR-Code versehen. Wenn man davon ein Foto mit dem Handy macht, wird man auf unsere Homepage geleitet“, erklärt Peter Schiffler. Er ist Initiator und Sprecher der Interessengemeinschaft Kiesausstieg-Saalhoff in Kamp-Lintfort, die jetzt Einsprüche gegen die Pläne einlegt.
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Auf der Homepage findet man die Planungsunterlagen des Regionalverbandes Ruhr über die Absichten der Auskiesung auf Kamp-Lintforter Gebiet. „Es ist die zweite Offenlegung, wir haben noch bis zum 29. April 2022 Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen“, betont Schiffler. Auch Einspruchsformulare hat er dort vorbereitet. „Wir wollen möglichst viele unterschiedliche Argumente vorbringen, mit denen sich dann die Verantwortlichen beschäftigten müssen“, sagt er.
„Kamp-Lintfort ist seit Jahren belastet durch Abgrabungen. Es reicht jetzt“, erklärt Schiffler. „Es wird die typische Landschaft zerstört. Was hat die gigantische Auskiesung noch mit Nachhaltigkeit zu tun?“
Am Sonntag, 20. März, wird in Rheinberg, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Alpen dezentral demonstriert. Denn am 21. März entscheidet das Oberverwaltungsgericht in Münster, ob der Bedarf der Auskiesung richtig ermittelt wird.
Peter Schiffler: 0170/48 82 22 5