Kreis Wesel. Mit einer Gesamtstrategie wollen CDU und Grüne den Kreis Wesel zum Zentrum des Baustoffrecyclings machen. Was bislang schon getan wird.

Wenn es nach CDU und Grünen im Kreistag geht, soll der Kreis Wesel zum Zentrum der Baustoff-Recyclingindustrie werden. Dazu haben beide Fraktionen für den nächsten Umwelt- und Planungsausschuss am 22. März einen gemeinsamen Antrag formuliert, in dem sie die Kreisverwaltung auffordern, ein Konzept für eine „Recyclinginitiative Niederrhein“ zu erstellen. Damit sollen unter anderem neue Betriebe angesiedelt und Kooperationen mit Fachhochschulen und Universitäten geschlossen werden, um Recyclingbaustoffe auch verstärkt im Hochbau einzusetzen. „Wenn wir den Kiesabbau wirklich verringern wollen“, so Grünen-Fraktionschef Hubert Kück, „dann müssen wir mehr machen als bislang.“

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Kück hat in dem Zusammenhang auch die Mantelverordnung für Ersatzbaustoffe und Bodenschutz im Blick, die der Bundestag im vergangenen Jahr beschlossen hat und die im August 2023 in Kraft tritt. Damit soll die Verwertung mineralischer Abfälle bundeseinheitlich geregelt, der Boden- und Grundwasserschutz gewährleistet und gleichzeitig der Abbau endlicher Rohstoffe verringert werden. Die Regelung enthält rechtsverbindliche Anforderungen an die Herstellung und den Einbau mineralischer Ersatzbaustoffe. Sie gibt den Betrieben somit auch Rechtssicherheit und den Kommunen mehr Gewissheit bei dem Einsatz von Recyclingbaustoffen bei öffentlichen Bauprojekten.

Sowohl bei den meisten Städten und Gemeinden als auch beim Kreis spielt Recyclingmaterial bereits eine Rolle, abgesehen von der Gemeinde Schermbeck, die sich im Trinkwasserschutzgebiet befindet und der Stadt Moers, die aufgrund schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit auf Recyclingbaustoffe verzichtet und laut Stadtsprecher Klaus Janczyk lieber auf die Mantelverordnung wartet. In Neukirchen-Vluyn dagegen werde Recyclingmaterial bereits umfangreich eingesetzt, sagt Stadtsprecherin Sabrina Daubenspeck, „bei Ausschreibungen ist dies Standard“. Auch in Kamp-Lintfort schreibt man grundsätzlich Recyclingbaustoffe aus, „seit Jahrzehnten“, so die Verwaltung. Ähnlich sieht es in Dinslaken und Wesel aus. Wo erlaubt, werde auf Recyclingmaterial zurückgegriffen, heißt es. Allerdings beziehen sich die Ausschreibungen weit überwiegend auf den Straßenbau, ob als Füllmaterial oder Schottertragschicht. In Wesel verweist Stadtsprecher Swen Koralic außerdem auf die Aula der Gesamtschule am Lauerhaas. Dort sei der Boden komplett aus Resthölzern verlegt worden.

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Im Hochbau sind die Kommunen dagegen zurückhaltender. In Neukirchen-Vluyn achte man zwar auf nachhaltige Materialien, allerdings „ohne Quote zum Einsatz von Recyclingbaustoffen“, so Sprecherin Sabrina Daubenspeck. „Bei der Ausschreibung zur Sanierung der Gesamtschule soll das Thema aber auf jeden Fall auf die Agenda kommen.“

Auch der Kreis Wesel plant beim Neubau des Berufskollegs Dinslaken mit dem Einsatz von Recycling-Materialien. Eine verbindliche Quote sei bisher nicht vorgesehen. Allerdings werde das Projekt im Sinne des nachhaltigen Bauens von einem Fachbüro begleitet und zertifiziert. „Dazu gehört die Prüfung, welche nachwachsenden Baustoffe und in welchem Umfang Recyclingmaterial für die Herstellung von erforderlichen Beton-Bauteilen ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll einsetzbar sind“, so der Kreis. Der Neubau des Berufskollegs sei das erste Großbauvorhaben des Kreises Wesel, bei dem der am 16. Dezember vergangenen Jahres getroffene Kreistagsbeschluss umgesetzt werde, bei Bauvorhaben Recyclingmaterialien und/oder nachwachsende alternative Baustoffe einzusetzen.

Dieser Weg soll nach Willen von CDU und Grünen direkt vor Ort weitergegangen werden. „Wir müssen das Thema verstärkt bedienen“, sagt Frank Berger (CDU). Zumal am Niederrhein das Problem mit dem Kiesabbau und die Lösung mit dem Recyclingbetrieb HDB und Forschungseinrichtungen wie der Hochschule Rhein-Waal direkt vor Ort lägen. „Wenn Innovation Raum finden kann, dann hier“, sagt der CDU-Fraktionschef.