Moers. Eine Moerser Familie hat eine Wiese, die einmal bebaut werden sollte, gekauft. Jetzt wird daraus eine ökologisch wertvolle Streuobstwiese.

Janne, Bjarne und Ole Nies, im Alter von 14 bis 20 Jahren, sind zwar noch jung, aber schon Grundbesitzer. Ihnen gehört eine 7000 Quadratmeter große alte Obstwiese auf dem Gelände des Ueltgesforthofes in Hülsdonk. Vater Stefan Nies: „Wir wollten hier etwas fürs Klima und die Umwelt tun und das Gelände ökologisch aufwerten. Auch, damit die alte Tradition der Streuobstwiesen weitergeht.“ Daher stellten sich jetzt Helfer des Naturschutzbundes (Nabu) Moers/Neukirchen-Vluyn ein und pflanzten 20 junge Bäume verschiedener Obstsorten nach.

Noch in den 80er Jahren verschwanden die für die niederrheinische Kulturlandschaft so typischen alten Obstwiesen der Landwirte. „Sie sind unfassbar wertvoll für die Biodiversität und den Artenschutz. Heute weiß man das wieder“, sagt Nabu-Mann Harald Fielenbach. „Die Wiesen sind mager, und sie werden nur selten gemäht. Es werden weder Dünger noch Pflanzenschutzmittel aufgebracht. Das alles kommt der Tier- und Pflanzenwelt zugute.“

Auf der Streuobstwiese an der Theodor-Heuss-Straße in Moers-Rheinkamp hat Imkerin Martina Röttger Bienenvölker.
Auf der Streuobstwiese an der Theodor-Heuss-Straße in Moers-Rheinkamp hat Imkerin Martina Röttger Bienenvölker. © FFS | Archicfoto: Erwin Pottgiesser

Vor allem der Wechsel aus Sonnenbereichen und mildem Streuschatten sei so wertvoll, dass Experten bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten auf solch einer Wiese gezählt hätten. „Das ist mit dem Lebensraum unter einem dichten Laubbaum-Dach nicht zu vergleichen“, erklärt Fielenbach. Der angenehme Schatten kommt aber auch den Menschen zugute. „Die Nachbarn nutzen die Wiese mit, es ist daher auch ein Ort der Begegnung“, erklärt Stefan Nies.

Nahrungsspender und Brutplatz

Eine Wiese mit großen Obstbäumen spende Nahrung wie Nektar und Obst, sie bedeute Brutplatz und Jagdrevier, weiß der Naturschützer. Davon profitieren Schleiereule, Steinkauz, verschiedene Spechte, Wiedehopf, Wendehals, Fledermausarten, Garten- und Siebenschläfer, Mauswiesel, Marder und Igel sowie zahlreiche Singvögel. Selbst seltene Insekten wie die Gartenkreuz- oder die schwarze Glücksspinne fühlen sich auf einer Streuobstwiese pudelwohl, zählt Fielenbach auf.

Die alte Wiese auf der traditionsreichen Hofanlage wurde sozusagen vor einer Bebauung gerettet. „Sie steht heute als Grünfläche in den Unterlagen der Stadt. Wir haben sie vom einstigen Investor gekauft mit dem Ziel, sie ökologisch aufzuwerten“, erklärt Stefan Nies zum Hintergrund der Aktion. Zudem habe man bei der Lineg angefragt, den alten Flutgraben im hinteren Bereich für die Amphibien wieder zu bewässern.

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Das Pflanzprojekt wäre ohne den Spender Guido Ellinghoven aus Krefeld, der dem Nabu eine größere Summe zur Verfügung stellte, nicht zustande gekommen. „Neben der Fläche am Ueltgesforthof haben wir weitere Obstbäume am Naturschutz-Zentrum und am Neenrathshof in Neukirchen-Vluyn pflanzen können“, ist Harald Fielenbach dankbar.

Jeder einzelne Obstbaum zählt

Nicht zuletzt: Die Naturschützer stehen allen mit Rat zur Seite, die ebenfalls Obst-Hochstämme pflanzen wollen. „Dabei müssen es nicht immer Tausende Quadratmeter Land sein. Jeder einzelne Obstbaum zählt“, weiß Harald Fielenbach. Der Nabu aber auch Volkshochschule und andere Institutionen böten Kurse zum Obstschnitt an, gäben aber auch gern Rat zum Anpflanzen und erfolgreichen Aufziehen der Hochstämme.

Kontakt für weitere Infos per E-Mail an: h.fielenbach@web.de