Moers. Notruf aus dem Schlosspark in Moers: Ein Graureiher ist völlig entkräftet. Gut, dass Harald Fielenbach sich um das Tier kümmern kann.

Als Harald Fielenbach der Notruf ereilte, saß er gerade im Auto. „Passanten hatten im Schlosspark einen hilflosen Reiher gefunden“, berichtet er. Seine Tipps, wie man das Tier einfangen könne, fruchteten nicht. „Da bin ich kurzerhand selbst zum Schlosspark gefahren“, sagt der Sprecher der Naturschutzbund-Ortsgruppe Moers/Neukirchen-Vluyn.

Nach einigen Tagen bei Fielenbach in einer leeren Voliere hinter dem Haus wurde Reiher Ernst jetzt wieder im Schlosspark in die Freiheit entlassen. „Nahe dem Fundort gibt es eine kleine Reiherkolonie, aus der er wohl stammt“, erklärt Fielenbach, im Hauptberuf Pädagoge.

Das völlig entkräftete Tier hatte am Ufer im Schlosspark gesessen. „Er war in einem jämmerlichen Zustand. Ich konnte ihn einfach so aufnehmen. Seine langen Beine hingen ganz schlaff herunter, und er konnte kaum den Kopf aufrecht halten.“ Vermutlich habe der Vogel durch den Sturm der vergangenen Tage ein Unfalltrauma erlitten. In einem großen Karton verstaut, landete der glückliche Graureiher bei den Fielenbachs in Moers.

„Meine Frau meinte, der guckt wie ein Ernst, da hatte er auch einen Namen.“„Fundtiere sind fast immer ausgetrocknet“, weiß der Naturschützer. Daher wurde dem Neuzugang erst einmal Kochsalzlösung in den langen Hals getrichtert. „Die bekommt man in der Apotheke.“ Denn neben Flüssigkeit fehlten dem Tier auch Mineralien.

„Ein Graureiher als Fundtier ist eher selten.“ Vor allem brauche das traumatisierte Tier Schutz und Ruhe. Gleich am nächsten Tag gab’s nasse Hühnerherzen, die der Naturschützer dem Langbein allerdings noch in den Schlund stopfen musste. „Das hat er sich gefallen lassen.“

Normalerweise lebten Graureiher jedoch von Fisch als Hauptnahrung, weiß er. „Sie nehmen aber auch gern Frösche und andere Amphibien. Würmer und sogar Baby-Kaninchen verspeisen sie ebenfalls bei Gelegenheit.“Als Fielenbach nach ein paar Tagen morgens zur Voliere kam, saß Ernst zur Freude seines Retters schon oben auf der Wurzel im Gehege.

„Graureiher wollen nachts nach oben in Bäume fliegen, um sich vor Fressfeinden zu schützten“, erläutert Fielenbach das Verhalten. Ein Zeichen, dass der Vogel wieder fit war. So wurde Reiher Ernst von seinem Retter schon nach ein paar Tagen wieder zum Schlosspark gefahren, wo er gegenüber der Insel, auf der die Reiherpaare brüten, wieder seine Freiheit erhielt. Der Graureiher kaum aus dem Karton geschlüpft, ließ sich nicht lange bitten.

Er hob ab mit großen Flügelschlägen und flog gekonnt im schönen Bogen in einen der hohen Bäume der Kolonie. Seit ein paar Jahren gebe es die Graureiher-Kolonie im Schlosspark, weiß Harald Fielenbach. „Reiher brüten gern zusammen mit Kormoranen, das tun sie auch im Schlosspark.“. „Sie sind zu einer prägenden Art für den Park geworden“, meint der Naturschützer. Vielen Moersern seien die Tiere in den hohen Baumnestern auf der Insel im Park bekannt.

Graureiher wurden früher oft auch Fischreiher genannt. Ihre Zahl hatte in den 80er Jahren durch die Jagd auf den so genannten „Fischräuber“ stark abgenommen. Danach wurden Graureiher unter Schutz gestellt.

Seither hat sich ihr Bestand erholt. Die Tiere mit den langen schwarzen „Augenbrauen“ sind vor allem in Flachwasserzonen und auf Wiesen anzutreffen. Im Flug erkennt man den Graureiher an seinem gebogenen Hals.