Neukirchen-Vluyn. Für die Pläne zum Kies-Abbau in Neukirchen-Vluyn findet Harald Fielenbach deutliche Worte. Laut Nabu-Chef sind dort viele Tierarten vertreten.

Die Auskiesung auf einer gigantischen Flächevon 180 Hektar in Neukirchen-Vluyn zwischen der Halde Norddeutschland und dem Schulzentrum Tersteegenstraße halten Aktive des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) wie Harald Fielenbach „für eine Katastrophe und absolut inakzeptabel“. Er ist Sprecher der Gruppe Moers/Neukirchen-Vluyn.

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Der Nabu kümmert sich unter anderem in dem betroffenen Gebiet um Flora und Fauna. Dabei werden vor allem streng geschützte und bedrohte Arten betreut, gezählt und kartiert. Der Naturschützer warnt: „Man macht hier ein hochsensibles ökologisches System kaputt, das über Jahrhunderte gewachsen ist.“

Zuallererst: „Der bedrohte Steinkauz könnte Gallionsfigur des Niederrheins sein. Denn von den noch existierenden 7400 Steinkauz-Paaren in ganz Deutschland brüten allein 5400 Paare am Niederrhein“, erläutert Fielenbach. Damit sei der Niederrhein das bedeutendste Refugium für diese Art. „Unsere Naturschutzgruppe betreut allein 80 Steinkauz-Paare, für die wir Nistkästen angebracht haben. Dies auch in dem Bereich der betroffenen Auskiesungsfläche.“

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Dabei seien die „wild“ brütenden Paare noch gar nicht mitgezählt. „Und jedes Paar versorgt drei bis fünf Jungtiere in der Brutröhre. Die Kiespläne sind eine Katastrophe für diese Art, aber nicht nur für diese“, erklärt Fielenbach. Kopfweiden und wertvolle Streuobstwiesen fielen den Plänen komplett zum Opfer. Grünbrücken verschwänden, wandernde Arten stürben damit aus. „Und was danach kommt, nämlich ein riesiger, langweiliger Baggersee, ist für unsere vielfältige niederrheinische Natur völlig uninteressant.“

Bis jetzt könne der Spaziergänger in dem fraglichen Gelände mit etwas Glück tagsüber noch einen jagenden Steinkauz entdecken. Den Kiesplänen fielen noch andere Arten zum Opfer: „Es gibt auf der fraglichen Fläche noch Schleiereulen, die abends auf die Jagd gehen. Und Richtung Nordwesten bedeutet der Anrathskanal ein wichtiges Lebens- und Laichgebiet für viele bedrohte Amphibien.

Darunter sind der Kamm-Molch und andere Molcharten, Erdkröten und Grasfrösche. Das Gelände im Bereich Boschheide dient auch Wasser- und Breitflügelfledermäusen als Jagdrevier. Dies alles sind streng geschützte Arten.“ Hinzu kämen Vögel der Roten Liste wie Kiebitze, Feldlärchen oder Greife wie die seltenen Weihen. Sie benötigten die Kulturlandschaft zum Brüten und Jagen. Selbst der im Lande fast ausgestorbene Uhu sei unlängst am nahen Eyller Berg gesichtet worden.

Die Naturschützer vom Nabu mahnen: „Wir am Niederrhein erbringen für den Kies größte Opfer, was Biodiversität und Landschaft angeht. Wobei eigentlich nur einer davon profitiert, nämlich die Kiesindustrie“, so Fielenbach. Bekannt sei auch, dass der Kies Richtung Überseehafen Rotterdam abtransportiert werde.

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Zudem: „Die Pläne konterkarieren alles, was sich Kreis und Kommunen zum Erhalt von Landschaft, Klima, Biodiversität, Windbrechung, Boden- und Grundwasserschutz auf die Fahne geschrieben haben. Das gilt selbst für das Freizeitzentrum der Halde. Wer will denn jahrzehntelang vor Mauern der Kiesanlage oder von oben auf eine große Landwunde gucken…“.

Ein solches Gebiet für mindestens drei Generationen komplett aufzumischen – auch zu sehen an der Krefelder Straße, Kiesfläche Weimannsfeld, wo seit rund 25 Jahren Kies abgebaut werde – laufe allen heutigen politischen Bemühungen diametral entgegen.

Harald Fielenbach: „Auch wir Naturschützer des Nabu werden beim Regionalverband Ruhr Widerspruch gegen die Kiespläne einlegen. Derzeit kann jeder Bürger die betreffende Änderung des Regionalplanes beim RVR einsehen und schriftlich oder per E-Mail Bedenken oder Widerspruch geltend machen: regionalplanung@rvr.ruhr.