Neukirchen-Vluyn. Nach der zweiten Absage der Session in Folge planen die Karnevalsvereine in Neukirchen-Vluyn verschiedene Formate im Frühjahr und Sommer.

Nach der zweiten Absage der Session in Folge gehen bei den Karnevalistinnen und Karnevalisten in Neukirchen-Vluyn Frust und Aufbruch Hand in Hand. Zum einen gilt es, die erneute Absage zu verdauen, nachdem man bereits viel Energie in die Organisation gesteckt hat, zum anderen muss man den Kostenverlust in Grenzen halten und sich weitere Optionen überlegen, um die Vereinsmitglieder und den Nachwuchs bei der Stange zu halten.

Bei der Neukirchen-Vlü-Ka-Ge hat man ein Gremium gebildet, das sich um Veranstaltungen im Sommer kümmert. Details sollen jetzt ausgearbeitet werden, wie Vlü-Ka-Ge-Präsident Jörg Thiem sagt. Unter anderem soll das Sommerfest größer werden, auch Bands, die normalerweise in der Session auftreten, sollen sich zeigen können. Über ein Kinderfreundschaftstanzturnier denke man ebenfalls nach, so Thiem, der sich um die Zukunft des Brauchtums in der Stadt sorgt.

„In dieser schnelllebigen Zeit die Leute bei Laune zu halten, ist nicht einfach“, sagt er. Dabei blickt der Präsident nicht so sehr auf die langjährigen Vlü-Ka-Ge-Mitglieder. „Die alten Recken sagen: ,Jörg, das macht nix’!“ Aber vor allem die Jüngeren könnten den Verein irgendwann verlassen, befürchtet Thiem. „Wenn zwei Jahre lang nichts passiert, überlegt man sich das vielleicht.“

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Kinder und Jugendliche übten und übten seit zwei Jahren, ohne sich zeigen zu können. Da überlegten sich manche Eltern, ob sie den Jahresbeitrag von derzeit 80 Euro noch entrichten sollten. Dabei so Thiem weiter, leiste der Karneval einen wichtigen Beitrag zum kulturellen und gesellschaftlichen Zusammenleben. Und das habe nichts mit Party und Alkohol zu tun. Beide Vereine in Neukirchen-Vluyn – neben der Vlü-Ka-Ge die Blau-Weissen Funken – holten „mal eben jeweils rund 50 Kinder von der Straße“, sagt der Präsident plakativ. Man vermittle Freude, Teamfähigkeit, Respekt, Verantwortungsbewusstsein und Disziplin, unter anderem mit dem Besuch von Einrichtungen wie beispielsweise Seniorenheimen. Das falle nun weg. „Ein riesen Mist ist das!“

Dennoch ist der Vereinspräsident zuversichtlich: „Wir kriegen das hin.“ Auch wenn Jörg Thiem glaubt, dass sich der Karneval verändern wird. Weniger kommerziell, dafür familiärer, grundsätzlich viel persönlicher werde der Karneval werden, so Thiem, der in dem Zusammenhang die Klompenfreunde lobend erwähnt. „Wir müssen den Menschen mehr das Gefühl geben, sich zugehörig zu fühlen.“ Daran werde man arbeiten. Ein Auftakt wird die Ehrung der 16 Mitglieder für ihre langjährige Vereinszugehörigkeit sein. Die Ehrungen werde man jedem Mitglied zu Hause persönlich überreichen, kündigt Jörg Thiem an.

Bei den Blau-Weissen Funken denkt man ebenfalls bereits über Alternativveranstaltungen nach, auch wenn der Frust über die abgesagte Session laut Geschäftsführerin Elke Buttkereit noch tief sitzt. Das Sommerfest solle auf jeden Fall stattfinden, so Buttkereit. Außerdem strebe man noch eine vereinsinterne Veranstaltung für die Osterzeit an. „Sobald irgendetwas geht, machen wir es auch.“

Alles andere müsse man abwarten, so die Geschäftsführerin weiter. Auch, weil noch nicht geklärt sei, ob, wann und wie viel Geld von Bund und/oder Land an die Karnevalsvereine gezahlt werde. Zuletzt sei die Antragsfrist bis zum 31. Januar verlängert worden. Und momentan „blickt da keiner so richtig durch“.