Kamp-Lintfort. Die Kamper Konzerte zum Jahreswechsel sind immer für eine Überraschung gut. Höchste Qualität dürfen die Gäste aber immer erwarten.
Die Silvesterkonzerte der Kamper Konzertreihe in Kamp-Lintfort sind mittlerweile zu einer Tradition geworden – und sie haben eine Besonderheit: Anders als bei den Konzerten, die über das Jahr verteilt stattfinden, erfahren die Besucher erst unmittelbar vor dem Konzert, wer und was sie in den nächsten gut eineinhalb Stunden erwartet.
„Ich bin gespannt. Normalerweise sind die Notenpulte schon immer aufgebaut und man kann erahnen, wie viele Musiker spielen, aber jetzt stehen sie ja noch neben dem Klavier am Rand“, sagte eine Besucherin überrascht. Und wie sich wenig später herausstellte, hatte das auch einen Grund: Anders als sonst, eröffnete kein Duo, kein Trio oder ein noch größeres Ensemble das Konzert im Pferdestall des Schirrhofs am letzten Tag des Jahres, sondern Pianist Andreas Frölich ganz allein. Der Professor an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, spielte Wolfgang Amadeus Mozarts „Fantasie c-Moll KV 475“.
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Ein recht melancholisch klingendes Stück, das von vielen schnellen Läufen und tiefen Akkorden geprägt war. Das Werk klang recht unvorhersehbar. Es gab kein musikalisches Thema, das sich durch das Stück zog, sondern viele verschiedene Motive. Im Anschluss präsentierte Frölich fünf abwechslungsreiche Kurzwerke von Frederic Chopin. Das Publikum war von dem virtuosen Spiel sichtlich begeistert und spendete schon reichlich Applaus, bevor der letzte Ton des Klaviers überhaupt verstummt war.
Den ersten Teil der zweiten Konzerthälfte bestritt dann der Nachwuchs. Es wurde voller auf der Bühne des Schirrhofs. Die Studierenden Ping-Hsuan Hsu (Violine), Shih-Yu Chu (Violine), Ana Carolina Santos (Viola), Flóra Blahunka (Violoncello) und Dirk Barde (Kontrabass) spielten gemeinsam mit Andreas Frölich Mozarts „Klavierkonzert C-Dur KV 415“.
Ping-Hsuan Hsu begann den ersten Satz,ein schnelles „Allegro“, solistisch. Dann setzte die zweite Violine ein, bevor die drei anderen tieferen Saiteninstrumente hinzustießen. Das Quintett spielte einige Passagen unisono. Und das klang wirklich sehr synchron: Kein Ton wurde zu lang gehalten, keine Pause zu früh beendet.
Wenig später setzte der Pianist ein. Mal spielte er allein, mal mit den Streichern zusammen. Das darauffolgende „Andante“ war langsamer und ruhiger, aber nicht weniger harmonisch. Der dritte Satz, wieder ein „Allegro“, war etwas schwungvoller.
Zum Abschluss spielte Frölich noch solistisch zwei Kompositionen von Richard Strauss: „Allerseelen“ und „Morgen“ in einer Bearbeitung von Max Reger. Bewusst habe sich der Pianist diese beiden Stücke bis zum Ende aufgehoben. „Sie sind mir eine persönliche Herzensangelegenheit. ‘Morgen‘ klingt vielleicht etwas besinnlicher und nachdenklicher, hat aber auch eine positive Botschaft: Es wird immer ein Morgen geben, auch für die Kultur in dieser Pandemie und das ist ein echter Lichtblick“, sagte er.
Der künstlerische Leiter ist dankbar für den großen Zuspruch
Die Konzerte am Nachmittag und am Abend waren ausverkauft. „Es ist so eine schöne Tradition geworden, an Silvester musikalisch aktiv zu sein. Wir sind sehr dankbar, dass diese speziellen Konzerte so gut angenommen werden“, betonte Alexander Hülshoff, künstlerischer Leiter der Kamper Konzerte, der auch ankündigte, dass die Konzertreihe 2022 voraussichtlich ab April wieder startet. Coronabedingt vermutlich noch im Schirrhof und nicht wie üblich im kleineren Rokokosaal am Kloster Kamp.