Moers. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts galt das Alte Brauhaus als „Zierde am Eingang der Stadt Moers“. Warum es jetzt unter Denkmalschutz steht.

Die meisten Moerserinnen und Moerser kennen das Gebäude an der Neustraße 40. Die berühmten Sahnetorten gibt es dort und das nicht minder begehrte Eis in dem flachen Anbau links, alles hergestellt in der hauseigenen Konditorei. Doch das Haus steht für mehr als Torte und Eis, und Inhaber Klaus Mehrhoff hat es seit zwei Wochen schwarz auf weiß: Sein Altes Brauhaus mit dem Café Mehrhoff, eine der auffälligsten und markantesten Immobilien der Moerser Innenstadt, ist ein Denkmal. Der Fachausschuss des Rates der Stadt Moers hat es so beschlossen.

Klaus Mehrhoff (61) sieht die Unterschutzstellung mit gemischten Gefühlen: „Ich habe mich nicht darum beworben“, sagt er mit einem leichten Augenzwinkern. „Wenn ich das Dach erneuern will, was bald nötig wird, dann ist die Denkmalbehörde gleich mit im Spiel.“ Andererseits weiß auch er, dass er Eigentümer eines Schmuckstücks ist: „Jeder, der hier vorbei geht, blickt auf dieses Haus.“

Konditormeister Klaus Mehrhoff ist Inhaber des Alten Brauhauses. Das Foto zeigt ihn im halbrunden Gastraumanbau.
Konditormeister Klaus Mehrhoff ist Inhaber des Alten Brauhauses. Das Foto zeigt ihn im halbrunden Gastraumanbau. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Dr. Marco Kieser vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege fand jedenfalls eine Menge Gründe, weshalb das Alte Brauhaus denkmalwert ist. Es sei in seinen äußerlichen charakteristischen Merkmalen gut und anschaulich erhalten, urteilt er in seinem Gutachten: „Mit seiner malerischen Gestaltung, die den Baukörper mit Schmuckfachwerk, Schiefer, Turmerker und große, auffällig gegliederte Fenster variiert, ist es ein Zeugnis des Landhausstils seiner Zeit.“

Ein „unverzichtbarer Bestandteil“

Bemerkenswert sei auch der rückwärtige, halbrunde Gastraumanbau der 1930er Jahre mit seinen großen Schiebefenstern. Das Alte Brauhaus, so Kieser weiter, sei ein wichtiger Blickpunkt im Straßenraum und ein „unverzichtbarer Bestandteil“ des Ensembles aus historischen Gebäuden an dieser Stelle. Die Moerser Presse würdigte es schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts als „Zierde“ und „attraktiven Eingang in die Stadt“.

Seit 1903 war das Brauhaus auch Gaststätte, zeitweise mit Gartenwirtschaft und Bootsverleih. Sie wurde zum beliebten Ausflugsziel, dem der Moerser Volksmund zunächst den Namen „Krause am Wasser“ verpasste – nach dem langjährigen Wirt Richard Krause – und es wegen seiner idyllischen Lage am Stadtgraben auch „Jagdschlösschen“ nannte. 1936 übernahm die Tivoli-Brauerei die alte Gambrinus-Brauerei und mit ihr das Haus an der Neustraße. Vermutlich zu dieser Zeit erhielt es den Namen „Altes Brauhaus“.

Die Galerie in der ersten Etage gehört zu den geschichtsträchtigen Elementen des Baudenkmals.
Die Galerie in der ersten Etage gehört zu den geschichtsträchtigen Elementen des Baudenkmals. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Die Eltern des heutigen Inhabers kommen erst später ins Spiel. Willi und Theresia Mehrhoff übernahmen zunächst 1954 das Café Wilbers. Als es 1974 wegen der Vergrößerung der „Kleier-Kreuzung“ abgerissen wurde, eröffneten sie das Café neu im Alten Brauhaus und errichteten einen Anbau für die Backstube, in der fortan die schon damals berühmten Torten entstanden. Hier absolvierte Sohn Klaus auch seine Konditorlehre, machte seinen Meister in Köln. 1991 übernahm er das Lebenswerk seiner Eltern.

Vor 120 Jahren wiedereröffnet

Im Inneren gibt es nicht allzu viel Zeugnisse für das ehrwürdige Alter des Hauses: die Holztreppe rechts, die zur Galerie hinaufführt, wo das uralte Dielenparkett an mehreren Stellen knarrt, eine weitere Holztreppe aus der Bauzeit im hinteren Teil des Hauses, die Klaus Mehrhoff zu seiner Wohnung führt.

Obwohl ihn die Geschäftsführung des Café Mehrhoff stark in Anspruch nimmt, beherrscht der Chef sein Handwerk als Konditormeister, steht „auch immer wieder“, wie er es formuliert, in der Backstube, in der noch zwei Gesellen und ein Auszubildender mehr als zwei Dutzend verschiedene Torten backen. „Lübecker Nuss-Sahne ist unser Schlager“, sagt Mehrhoff. „Die geht immer. Im Sommer kommt Grillagetorte dazu.“

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Der letzte Tag des Jahres 2021 hat für das Gebäude im Übrigen eine besondere Bedeutung. Denn nach einem Brand und seinem Neuaufbau wurde das Brauhaus am Silvesterabend 1901 – heute vor 120 Jahren – wiedereröffnet.