Kamp-Lintfort. Das Schicksal der ausgesetzten Shiba-Hündin mit den abgehackten Pfoten hat viele berührt. Jetzt hat Yumi ein neues Zuhause gefunden.

Yumi ist jetzt Prinzessin. Ihre Untertanen heißen Lümmel, Carlos und Ted, ihre Dienerin Jessica Hinchado Gomez. Das Schicksal von Yumi hat viele Menschen berührt. Die Shiba-Inu-Hündin wurde ausgesetzt. Sie hatte augenscheinlich abgehackte Pfoten.

Es gab einige Interessenten für sie, die sich in der Tierherberge gemeldet hatten, um dem niedlichen und bedauernswerten Wesen ein Zuhause zu geben. Am Ende hat Yumi wohl selbst entschieden, wie es mit ihr weiter gehen könnte. Denn Jessica Hinchado Gomez, Mitarbeiterin in der Tierherberge, war gar nicht auf der Suche nach einem weiteren Hund: „Und wenn, dann eher was Größeres.“

Am Anfang war die pure Angst

Doch sie ist dem Charme der kleinen Fellnase erlegen, die sie zunächst nur in Pflege genommen hatte, bis sie vermittelt werden könnte. Am Anfang war die pure Angst. „Sie hat nicht gefressen, rannte oft panisch weg, ist dann im Stress ausgerutscht und umgefallen“, erinnert sich Hinchado Gomez. Yumi hatte Angst vor allem, vor allem vor Menschen.

Jessica Hinchado Gomez  (Mitte) bei einem gemeinsamen Hundespaziergang. Für Yumi ist es wichtig, dass die neuen „Schuhe“ gut sitzen.
Jessica Hinchado Gomez (Mitte) bei einem gemeinsamen Hundespaziergang. Für Yumi ist es wichtig, dass die neuen „Schuhe“ gut sitzen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Bis heute ist sie, sagt ihr neues Frauchen, sehr geräuschempfindlich. Es hat Monate gedauert, bis sie auftaute. Irgendwann wurde sie entspannter, freute sich sogar, wenn sie Jessica Hinchado Gomez sah. „Sie hat sich viel Mühe gegeben, damit sie bleiben kann“, scherzt die neue Besitzerin.

Dass Yumi ausgerechnet zu ihr Vertrauen fasste, rechnet sich die Tierschützerin nicht unbedingt selbst an. „Die meiste Arbeit haben die anderen Hunde geleistet, was die Vergesellschaftung angeht.“

Da lässt man mal was durchgehen...

Damit sind Dackel Lümmel, Jack Russel Carlos und Staff-Mix Ted gemeint, alle aus dem Tierschutz. Und die lassen sich nun im wahren Sinne des Wortes von dem Prinzesschen auf dem Kopf herumtanzen. „Die rennt über alle drüber, da kennt die keine Schmerzgrenze“, erzählt Hinchado Gomez. Nur der Dackel sei manchmal genervt von so viel Nähe.

Ja, es sei richtig: Bei so einem knopfäugigen Wesen mit diesem Handicap lasse man schon einiges durchgehen was die anderen im Rudel nicht dürfen, fiepen oder bellen in bestimmten Situationen etwa. Yumi habe in dem Vier-Hunde-Haushalt alles in der Hand. Sie kommt auch schon mal auf die Couch zum Kuscheln. „Aber da bleibt sie nicht lange.“ Sie findet mehr Sicherheit in ihrem Körbchen. Madämchen sei auch etwas mäkelig mit dem Fressen. „Das hat die Eingewöhnung erschwert. Man konnte mit ihr nicht über Futter arbeiten.“

Eine sorgfältige Abwägung

Was letztlich zu der Entscheidung geführt habe, dass Yumi bei ihren Jungs bleiben darf, war eine sorgfältige Abwägung: „Es gab so viele Interessenten. Eigentlich dürfen und wollten wir Yumi nicht zurückhalten. Aber als wir gesehen haben, dass sie sich bei uns immer weiter entspannte, war auch die Frage: Tun wir ihr einen Gefallen, wenn wir sie in eine neue Umgebung schicken, in der ihre große Angst womöglich wiederkehrt?“

Auch interessant

Was die Tierherberge-Mitarbeiterin etwas unterschätzt hat, wie sie zugibt, ist die Sache mit den Prothesen für die vier Beinstümpfe. „Das sind unglaublich viele Termine, die man da wahrnehmen muss.“ Schließlich müssen die „Schühchen“, wie Jessica Hinchado Gomez die Gehhilfen nennt, sehr genau passen. Ein Set musste schon aussortiert werden. „Die sind einfach immer wieder verrutscht. Dann kam Dreck da rein. Scheuerstellen waren die Folge.“

Die Gewöhnung braucht Geduld

Das neue Set sitzt jetzt besser. „Vorne nutzt sie die Schuhe supergut, hinten findet sie beide immer noch doof.“ Dass es ein ziemlicher Akt ist, ausgerechnet einen so ängstlichen Hund an Prothesen zu gewöhnen, mag man sich vorstellen. Wenn dann auch noch der Anfang mit Schmerzen verbunden war, braucht es noch mehr Geduld. Gut, dass Dackel Lümmel die neue Mitbewohnerin oft auf den Reisen begleitet und ihr Halt gegeben hat.

Auch interessant

Denn es muss sein. Auf Dauer würde die permanente Schiefhaltung ihren Bewegungsapparat komplett ruinieren. Yumi selbst findet die Schuhe höchstens deshalb gut, weil man damit auch schon mal über Steine laufen kann, ohne dass es weh tut. Ansonsten: „Die ist blitzschnell, auch ohne Prothesen.“

Auch blitzgescheit, wie die Besitzerin zunehmend feststellt. „Sie lernt fix, hat ein sensibles Wesen und guckt sich beim Besuch der Hundeschule viel von den anderen ab.“ Für die Rasse, der durchaus Eigensinn zugeordnet wird, sei Yumi gut zu handeln. Mit einer Ausnahme: Wenn sie etwas üben soll, dann darf das zur angemessenen Entschädigung angebotene Leckerli nicht irgendeins sein, das muss schon was Tolles wie Leber- oder Schinkenwurst sein. Aber dafür ist sie ja auch Prinzessin.

INFO:

Hundefotografin Sabine Kaiser legt seit nunmehr vier Jahren einen Fotokalender mit aktuellen und ehemaligen Bewohnern der Tierherberge Kamp-Lintfort auf. In der aktuellen Ausgabe ihres Kalenders ziert das oben abgedruckte Foto von Yumi das Titelblatt. Der Verkaufserlös geht zu 100 Prozent an die Tierherberge.

Zu haben ist der DIN-A-3-Kalender für zehn Euro in der Tierherberge Kamp-Lintfort, in Hüpi’s Heimtierfachgeschäft in Neukirchen-Vluyn, in der Barbara-Buchhandlung in Moers und bei Sabine Kaiser, telefonisch unter 0177 / 25 19 816 oder per mail: info@sabine-kaiser-hundefotografie.de