Kamp-Lintfort. Eine ausgesetzte Shiba-Inu-Hündin kam ohne Pfoten, aber mit Angst in die Tierherberge Kamp-Lintfort. Mittlerweile hat sie neue Freunde gefunden.
Es geht langsam voran, aber es geht voran mit der kleinen Yumi. Das Schicksal der kleinen Shiba Inu hat im letzten Sommer für eine riesige Welle der Anteilnahme gesorgt. Das Hundemädchen war vor dem Moerser Tierheim ausgesetzt worden. Besonderes Merkmal: keine Pfoten, sondern Beinstümpfe.
Weil es – warum auch immer – Regelungen gibt, wonach welches Tierheim Fundtiere aus welchen Städten aufnimmt, kümmert sich seither die Tierherberge Kamp-Lintfort um die arme Fellnase.
Langsam Vertrauen aufbauen
„Mittlerweile kommt sie sogar von alleine zum Kuscheln“, erzählt Tierpflegerin Nadine Förster. Das ist das Ergebnis von Monaten vorsichtigen Vertrauensaufbaus. Denn anfangs hatte Yumi Angst vor allem, vor allem vor Menschen, was ihr nicht zu verdenken ist. Im September war es nicht einmal möglich, das Geschirr anzuziehen. Das endete meist damit, so ist in einem Facebook-Post nachzulesen, dass Yumi die Leine durchgebissen hat. Auch sonst verstörte ihre Umgebung sie sehr: „Sie blieb nie stehen um sich einmal umzusehen, sie schnüffelte nicht am Boden oder pflückte sich Grashalme“, hieß es weiter.
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Mittlerweile komme sie im Rudel gut zurecht, stellt Nadine Förster fest. Mit manchen ihrer „Freunde“ spielt sie sogar. Kleine Gassi-Runde klappen, solange es nicht über harten Boden geht. Auch ein Grund, warum sie mit dem weichen Schnee der letzten Tage gut klar kam. Auf ihren Stümpfen kommt sie flotter voran, als man meinen möchte.
Gleichwohl sollen Prothesen helfen, damit nicht einseitige Belastungen auf Dauer zu Schäden im Bewegungsapparat führen. Um den zu schonen, fährt Yumi mittlerweile in einem Extra Wägelchen zu Gassirunden mit. Und tatsächlich hat sie dabei auch Interesse an ihrer Umwelt und an Gesellschaft entdeckt.
Vermittlung nicht absehbar
Wann die hübsche, knopfäugige Shiba Inu zur Vermittlung stehen wird, „ist noch überhaupt nicht absehbar“, sagt Förster. Immerhin sei nun festgestellt, dass ihre Pfotenstümpfe geeignet sind, um Prothesen anzupassen. Das habe ein Fachtierarzt für Chirurgie und Orthopädie gecheckt. Ein Hinterlauf könne womöglich so bleiben wie er ist, denn es sei genug „Lauffläche“ vorhanden. Aber bis das alles angepasst ist und womöglich eine vorbereitende Operation überstanden, kann es eben dauern. Und kosten.
Aber selbst wenn jemand die Kosten freiwillig übernehmen würde: „Deswegen kriegt er den Hund nicht“, stellt Nadine Förster entschlossen fest. Zu Anfang gab es jede Menge Anfragen. „Zwei, drei“ ernst zu nehmende Fragebögen von Interessenten liegen der Tierherberge vor. Aber die Entscheidung müsse sehr überlegt getroffen werden. Die japanische Rasse Shiba Inu verlange dem Halter – auch ohne handicap – wegen ihrer Dickköpfigkeit allerhand ab. Und man müsse sich darüber im Klaren sein: „Das sind Ein-Mann-Hunde, die sich auf ihren einen Menschen konzentrieren.“ Deshalb sei Yumi derzeit auch bei einem Kollegen untergebracht und schlafe nicht in der Kamp-Lintforter Tierherberge, sagt Nadine Förster.