Kamp-Lintfort. Auch in Kamp-Lintfort gibt es Straßennamen mit Bezug zu Nazi-Biografien. Jetzt sollen Anwohner entscheiden, ob zusätzliche Hinweistafeln reichen.

Neben der Verabschiedung des Haushalts nahm in der Ratssitzung am Dienstag ein weiteres Thema breiten Raum ein: Die Entscheidung darüber, wie man in Kamp-Lintfort mit Straßennamen umgehen soll, die einen Bezug zu Nazi-Biografien haben. Konkret geht es hier um den Agnes-Miegel-Weg, die Heinrich-Lersch-Straße, den Ina-Seidel-Weg und die Wilhelm-Raabe-Straße.

Der Verwaltungsvorschlag, auf eine Umbenennung der Straßen zu verzichten, um die Anwohner nicht mit Aufwand und Ausgaben zu belasten, die so etwas mit sich bringen, stieß auf Vorbehalte. Gleichwohl will die Stadt Hinweisschilder anbringen, die auf problematische Biografien hinweisen. Die Fraktion Libra hatte beantragt – allerdings mit der missverständlichen Formulierung „Bürgerentscheid“ – zunächst die Anwohner zu befragen, bevor ein Beschluss gefällt wird.

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Im Prinzip sind sich eigentlich alle einig: Einfach so kann es nicht bleiben. Bürgermeister Christoph Landscheidt erklärte: „Die Zusatzschilder können ein Instrument sein, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen, dass es solche Biografien gibt.“

„Thema wird sehr wohl diskutiert“

Jürgen Preuß (SPD) sekundierte: „Das Ausblenden von Mitläufer-Namen hilft nichts.“ An ihn selbst sei aber bisher noch kein Bürger herangetreten, der damit ein Problem hätte. Johannes Tuschen von den Grünen habe die Erfahrung gemacht, dass das „Thema sehr wohl diskutiert wird“.

Linda Wiedemann von den Grünen stieß sich besonders an dem Wort „Mitläufer“. Damit sollte man vorsichtig sein. Agnes Miegel und Ina Seidel beispielsweise hätten durch ihr Wirken und durch Bekenntnisse der „Gefolgschaft“ sehr wohl Adolf Hitler verherrlicht.

Am Ende wird es darauf hinauslaufen, dass – bevor die Zusatzschilder angebracht werden – die Anwohner informiert und auch gefragt werden: „Sollte sich herausstellen, dass sich ein deutlich anderes Bild ergibt, nämlich die Anwohner die Umbenennung wünschen, dann werden wir dem sicher nachkommen“ versicherte Bürgermeister Christoph Landscheidt.