Moers/Krefeld. In Krefeld sehen viele den geplanten Surfpark im Naherholungsgebiet Elfrather See als „Riesenchance“. Doch in Moers gibt es Skepsis.
In Krefeld gilt er vielen als „Leuchtturmprojekt“. Die Stadtspitze spricht von einer „Riesenchance“ und rechnet mit jährlich 200.000 Besuchern. Ihr Ziel: der geplante Surfpark am Elfrather See, direkt an der Moerser Stadtgrenze (siehe Box). Nach Prüfung aller Gutachten ist das Vorhaben aus Sicht der Stadt Krefeld rechtlich machbar. Doch in der Grafenstadt, deren Bürger das Naherholungsgebiet ausgiebig nutzen, gibt es Skepsis, Fragen – und Ablehnung.
Was im Moerser Rathaus Sorgen bereitet, ist der Autoverkehr, den das Mammutprojekt mit sich bringen dürfte. Dort will man nicht glauben, dass die Besucher den Surfpark nur von Süden über die A 57-Ausfahrt ‘Grafenstadt’ anfahren werden. „Ein Großteil der aus dem Norden kommenden Besucher wird wohl ‘Kapellen’ nehmen und anschließend über die Kaldenhausener Straße fahren“, erklärt Stadt-Sprecher Thorsten Schröder. „Das wird sicher zur Belastung für die Anwohner in Vennikel.“
Stadt Moers: Kommunikation von Krefelder Seite „unbefriedigend“
Die Verwaltung habe den Planern die Bedenken vorgetragen, inzwischen habe man aber den Eindruck, dass beim Nachbarn die Belastung des Moerser Südens ignoriert werde. Ob die Bedenken berücksichtigt wurden, wisse man nicht. Die Stadt Moers sei über die konkrete Planung nicht informiert worden und habe von der bevorstehenden Offenlegung erst durch die NRZ-Anfrage erfahren, so Schröder. Die Kommunikation von Krefelder Seite sei „unbefriedigend“.
Der erwartete Autoverkehr war auch für Andrea Weidig aus Vennikel ein Grund, sich – wie weitere Moerser – der „Biene“ anzuschließen, der Bürgerinitiative für den Erhalt des Naherholungsgebiets Elfrather See. Der See soll zwar weiter unabhängig vom Surfpark kostenfrei zu Fuß umrundet werden können, „aber ein großer Bereich ist dann eingezäunt und nur gegen Eintritt zugänglich“, kritisiert Weidig.
Der „eigentlich schönste Teil des Areals“
Zudem sei es „der eigentlich schönste Teil des Areals“, der bebaut und versiegelt werde. Die Vögel vor Party- und Konzertlärm auf dem Campingplatz sowie vor den Geräuschen der Anlage selbst zu schützen, werde kaum möglich sein, zählt Weidig weiter auf. Dasselbe gelte für die Lichtemissionen der 24 Meter hohen Leuchtmasten.
Andrea Weidig steht mit ihrer Meinung nicht alleine. Mehr als 3400 Unterschriften – viele von Moersern – hat „Biene“ in einer Online-Petition gegen den Park gesammelt. Die Initiative ist längst aus der Projektgruppe der Stadt Krefeld für den Surfpark ausgestiegen, ebenso die Krefelder BUND-Gruppe. Der Naturschutzbeirat, der die Untere Landschaftsbehörde der Stadt in ihrer Entscheidungsfindung unterstützt, hat sich mit Mehrheit gegen das Projekt ausgesprochen.
In der Wassersportabteilung des TV Vennikel überwiegen die skeptischen Stimmen
Jochen Gläser teilt viele dieser Bedenken. Er ist stellvertretender Vorsitzender der Wassersportabteilung des TV Vennikel, die am Ufer des Elfrather Sees auf einem eigenen Grundstück beheimatet ist. Bei den 130 Mitgliedern überwiegen die skeptischen Stimmen, so Gläser.
Er nennt einen weiteren Aspekt: Die Erstbefüllung des Parks erfolgt zwar mit Trinkwasser aus dem Leitungsnetz. Doch wenn wegen der Verdunstung nachgefüllt werden muss? Gläser fürchtet folgendes Szenario: Der Elfrather See, nur durch Regen- und Grundwasser gespeist, muss dann als Reservoir herhalten, der Wasserstand sinkt, für die Boote des TV Vennikel und die drei anderen Wassersportvereine am See wird es enger und enger. „Durch die heißen und trockenen Sommer ist der Wasserstand bereits gesunken“, berichtet Gläser.
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Bei der Stadt Krefeld teilt man diese Sorge nicht, obwohl nicht entschieden ist, ob der Verdunstungsverlust aus dem Leitungsnetz oder durch Grundwassergewinnung ersetzt werden soll, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Eine Wasserentnahme aus dem See werde es nicht geben.
>>> Was ist am Elfrather See geplant?
Die Investoren wollen den Surfpark mit Surflagune auf der Ostseite des Elfrather Sees für 23 bis 25 Millionen Euro realisieren. Auch Beach-Soccer und -Volleyball, Klettern, ein Niedrigseilgarten, Gastronomie sowie ein Campingplatz mit 100 Stellplätzen für Zelte und Wohnmobile sind vorgesehen. Darüber hinaus wird ein Parkplatz für 370 Pkw und zehn Wohnmobile geplant.
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