Moers. Dienstleister Enni macht einen Vorschlag für die marode Kapelle auf dem Hauptfriedhof in Moers. Wird er umgesetzt, könnte das viel Geld sparen.

Der Moerser Dienstleister Enni plant auf dem Hauptfriedhof etwas völlig Neues: Die bestehenden Gebäude sollen von einem privaten Anbieter umfassend saniert und zu einem zeitgemäßen Bestattungszentrum ausgebaut werden, inklusive der Möglichkeit zur Feuerbestattung. Enni-Vorstand Lutz Hormes sagt: „Etwas Vergleichbares ist mir in Deutschland nicht bekannt.“ Entschieden ist aber noch nichts.

Dass etwas auf dem großen Friedhof in Moers-Hülsdonk passieren muss, ist schon länger klar. Hormes: „An dem Gebäude und dem Glockenturm aus den 1970er-Jahren ist wenig gemacht worden.“ So wenig, dass nicht nur die Enni es als marode bezeichnet. Weil Wasserleitungen nicht mehr funktionieren, ist zum Beispiel der Waschungsraum nicht mehr nutzbar. An mehreren Stellen bröckelt die Fassade und innen atmet das Gebäude den begrenzten Charme vergangener Jahrzehnte.

Vor zwei Jahren haben die Planer bei der Enni erstmals überlegt, wie es weitergehen könnte auf dem Friedhof in Hülsdonk. Beim 2017 verabschiedeten Friedhofskonzept für Moers spielt der Hauptfriedhof eine wichtige Rolle, weil viel Geld in das Gebäude und den Glockenturm investiert werden müsste.

Zwei Varianten hat man bei der Enni zunächst gerechnet. Die eine sieht vor, für 540.000 Euro dringliche Maßnahmen durchzuführen, so dass das Gebäude und der Turm für weitere 15 Jahre nutzbar wären, die andere beinhaltet eine umfassende Sanierung für zwei Millionen Euro bei 30 Jahren Nutzung.

Lutz Hormes: „Zum ersten Mal wäre dann ein Dritter auf einem Friedhof tätig“

Beide Varianten, so viel ist klar, würden zu Lasten der Enni gehen und sich sehr wahrscheinlich in höheren Friedhofsgebühren niederschlagen. Grundsätzlich verändert hätte sich das Gebäude auf dem Friedhof Hülsdonk dadurch aber nicht. In dieser Situation flatterte der Enni Ende 2019 die Anfrage eines privaten Anbieters aus den Niederlanden auf den Tisch, wie Hormes berichtet.

Für Enni eine Möglichkeit, eine dritte Variante zu erstellen. Die sieht vor, dass ein Kooperationspartner das Gebäude für 7,8 Millionen Euro kauft, saniert, erweitert, neu gestaltet und anschließend betreibt. Die Stadt würde ihm das Grundstück für 33 Jahre in Erbpacht überlassen. Hormes: „Zum ersten Mal wäre dann ein Dritter auf einem Friedhof tätig.“ Das allerdings in „engen Schranken“, wie Hormes es beschreibt.

Feuerbestattungen würden ebenfalls möglich, wenn das Konzept umgesetzt wird

Die Enni habe nach wie vor „Eingriffsmöglichkeiten“, wenn der Anbieter sich nicht an vorab vereinbarte Vorgaben halte. Kosten würden für die Enni bei Variante drei nur durch 150 Quadratmeter Raummiete für die Friedhofsverwaltung entstehen, dagegen würden laufende Einnahmen durch die Erbpacht erzielt.

Das neue Bestattungszentrum soll neben der Trauerhalle auch Räume zum Abschied nehmen und für Waschungen vorhalten. Dazu könnten in einer Gastronomie Trauerfeiern stattfinden. Feuerbestattungen würden ebenfalls möglich. Bisher, so Hormes, müssten die in Duisburg oder Willich stattfinden, um die Urne anschließend auf einem Moerser Friedhof beizusetzen.

Feuerbestattungen sind durchaus gefragt, hier ein Foto aus Essen.
Feuerbestattungen sind durchaus gefragt, hier ein Foto aus Essen. © dpa | Roland Weihrauch

Dabei sind Feuerbestattungen durchaus gefragt. 2007 waren laut Enni 37 Prozent aller Moerser Bestattungen Urnenbeisetzungen, 2020 waren es bereits 68 Prozent. Bei der Enni geht man davon aus, dass sich der Trend noch verstärken wird – bis zu 90 Prozent aller Bestattungen.

Die Kosten für alle Angebote im Bestattungszentrum könnte der Kooperationspartner festlegen. Hormes, der sich bereits ein solches Angebot in den Niederlanden angesehen hat, geht davon aus, dass schon aus Wettbewerbsgründen keine überhöhten Preise aufgerufen würden. Der Kooperationspartner sei zudem noch nicht gefunden, hier sei ein Ausschreibungsverfahren erforderlich.

Alle drei Varianten werden in den kommenden Wochen der Politik und dem Enni-Verwaltungsrat vorgestellt. Erst, wenn es hier grünes Licht für das Bestattungszentrum von privater Hand gibt, startet die Ausschreibung. Nach dessen Ende wird ein Konzept für den Hauptfriedhof in Moers erstellt, eine Bürgerbeteiligung ist ebenfalls geplant. Hormes: „Mein Wunsch ist, dass der erste Spatenstich Ende 2022 erfolgen kann.“

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Die Enni Stadt & Service hat die zehn Moerser Friedhöfe 2010 von der Stadt gekauft und kümmert sich seitdem um sie. Mit dem Friedhofskonzept von 2017 soll die Infrastruktur auf den Friedhöfen moderner und attraktiver werden.

Die Friedhofsgebühren dabei im Blick zu halten, ist für Enni laut Vorstand Lutz Hormes eine wichtige Aufgabe. Bereits abgeschlossen oder in der Umsetzung sind Maßnahmen auf den Friedhöfen in Utfort, Meerbeck, Lohmannsheide und Schwafheim.