Neukirchen-Vluyn. Nun helfen Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler in Vluyn dabei, kaputte Dinge wieder funktionstüchtig zu machen. Ein Besuch zeigt, was möglich ist.

Ernst Friedrichs hat es geschafft: Taddaaaa! Es kommt wieder Musik aus dem Radiogerät. Zuvor hatte der Hobbyhandwerker den schwarzen Kasten auseinandergenommen, die Buchse direkt von der Platine gelöst und Kabel zwischenmontiert. Fertig. Muss jetzt nur noch etwas hübscher am Gerät angebracht werden.

„Ein Produktionsfehler vom Hersteller“, erklärt Jörg Pinnig. Offenkundig eine eingebaute Sollbruchstelle. Das nunmehr wieder taugliche Radiogerät gehörte zu den ersten Kleingeräten, die im neuen Repaircafé in Vluyn repariert worden sind.

Ein offensichtlich in die Jahre gekommener Wasserkocher konnte nicht mehr gerettet werden. „Dürfen wir das Kabel behalten?“, fragt Jörg Pinnig und der Besitzer des Kochers nickt. Kabel sind wichtig für das Ersatzteillager, das Pinnig und sein Team jetzt aufbauen wollen. Viel Platz gibt es im Kirchentreff Heyermann dafür nicht. Aber ein gewisser Grundstock technischer Teile ist durchaus hilfreich.

Im Repaircafé werden Kleingeräte repariert

Deswegen werden auch Kaffeevollautomaten, die nicht mehr reparabel sind, nicht komplett entsorgt, sondern sorgsam auseinandergenommen. Alles, was womöglich noch in andere Automaten passen könnte, wird gesammelt.

Feinarbeit.
Feinarbeit. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Es ist das erste Treffen an diesem Freitag. Künftig wird das Repaircafé an jedem zweiten Freitag im Monat geöffnet.

Damit hat auch der Stadtteil Vluyn ein solches Angebot. Jörg Pinnig erklärt, warum das insbesondere für ältere Menschen ohne Auto sinnvoll ist: Wer wegen einer defekten Lichterkette im Wert von fünf Euro noch eine Busfahrkarte nach Neukirchen zahlen muss, wird auf das Nachhaltigkeitsangebot vermutlich eher nicht zurückgreifen.

Zum Team gehören außerdem auch Edgar Bachus, Winfried Rehwinkel, Horst Manja und Helga Panis. Während rechts von ihr auf den Tischen Schraubenzieher, Werkzeugkisten, Kabel, Zangen und anderes Gerät verteilt liegt, sitzt sie an der Nähmaschine und schließt an einem Textil eine offene Naht.

Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe

Auch das ist möglich im Repaircafé. Allerdings werden nur Kleinigkeiten erledigt; Nähte schließen, Knöpfe annähen oder auch mal einen Pulli stopfen. Schließlich möchten die Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler nicht in Konkurrenz zu Änderungsschneidereien oder dem Nähzimmer treten.

Es geht immer auch um Hilfe zur Selbsthilfe. Das ist – wenn nicht gerade pandemische Zeiten herrschen – auch eine Idee des Angebotes: das gemeinsame Arbeiten an dem jeweiligen Gerät. Haushaltskleingeräte, wie Jörg Pinnig betont, der von Haus aus Industrie-Elektroniker ist. Er erinnert sich noch gut daran, als in Neukirchen mal jemand mit einer Sackkarre um die Ecke kam – mit einer Waschmaschine drauf. Die musste der Besitzer unbesehen wieder mitnehmen.

Das Repaircafé im Kirchentreff Heyermann, Schulplatz 4, ist an jedem zweiten Freitag in der Zeit von 10 bis 16 Uhr geöffnet.