Moers. Nach mehr als zwei Jahrzehnten geht der Moerser Markthändler Roland Mocek in den Ruhestand. Viele Produkte brachte er von Urlaubsreisen mit.

Um viertel vor drei beendet der Wecker die Nacht von Roland Mocek. Um diese Zeit steht sein Arbeitsplatz noch ein paar Meter weiter neben dem Haus in Kapellen. Es ist ein Marktwagen, den der 64-Jährige jetzt belädt und anschließend mit dem Bulli zum Moerser Neumarkt schleppt. Um fünf ist er dort, braucht dann drei Stunden, um die Theke appetitlich mit Biofleisch und -käse einzurichten. Um acht kommen die ersten Kunden. Mehr als zwei Jahrzehnte begannen so seine Arbeitstage, doch schon bald wird er morgens länger schlafen können. Roland Mocek und Ehefrau Ursula haben beschlossen, das Marktgeschäft nach mehr als zwei Jahrzehnten aufzugeben.

Das Geschäft auf dem Markt ist anstrengend und hart, schwierige Phasen gab es auch. Dennoch sagt Roland Mocek voller Überzeugung, dass er immer gerne Markthändler gewesen ist und die Entscheidung, sich mit einem Stand selbstständig zu machen, nie bereut hat. „Man ist frei und flexibel. Wenn es auf dem einen Markt nicht so gut klappt, sucht man sich einen anderen. Und es ist spannend und gesellig“, erzählt er, worauf Ursula Mocek schmunzelnd einwirft: „Na, du quasselst ja auch ganz gern.“

Roland Mocek verabschiedet sich von seiner Kundschaft in Moers, Essen-Rüttenscheid und Krefeld-Bockum.
Roland Mocek verabschiedet sich von seiner Kundschaft in Moers, Essen-Rüttenscheid und Krefeld-Bockum. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

1999 hat Roland Mocek seine Anstellung als technischer Redakteur aufgegeben, die Abfindung als Anfangskapital verwendet und einen Fleisch- und Geflügelwagen auf dem Markt in Rheinhausen übernommen. Was bei den Kollegen links und rechts für Kopfschütteln sorgte: Bald nach dem Start fuhr er mit Ursula, die ihren Job als Landesbeamtin behielt, in den Urlaub. Aber schon diese erste Reise erwies sich als wichtig fürs Geschäft: In einem alten Weinort nahe Neapel wurde den beiden eine Salami serviert, deren Geschmack sie begeisterte. Sie machten den Metzger im Ort ausfindig und vereinbarten mit ihm die regelmäßige Lieferung.

Eine ganze Reihe anderer Produkte fand auf diese Weise den Weg in den Marktwagen der Moerser: Jungmilch-Weiderind aus dem Schwarzwald, Wurst aus dem Kleinwalsertal und vom Kaiserstuhl, Knochenschinken und Leberwurst aus dem Münsterland, Preiselbeeren aus Bayern, Almochsenfleisch aus dem Salzburger Land. „Wir haben immer gerne gut gegessen und Wert auf Lebensmittel von hoher Qualität gelegt“, sagt Roland Mocek. Diesen Maßstab legt er auch bei den Produkten an, die er seinen Kunden verkauft. Er bezieht Ware von Bauern, Metzgern, Almen sowie einem italienischen und einem deutschen Delikatessengroßhändler. 2013 schloss sich Mocek der Vereinigung „Slowfood“ an, deren Produzenten sich gegen Massentierhaltung entscheiden, bei denen die Tiere ein artgerechtes Leben haben und die Wege zur Schlachtung kurz sind.

Nur noch ein paar Wochen wird Roland Mocek in diesem Wagen auf dem Moerser Wochenmarkt vertreten sein.
Nur noch ein paar Wochen wird Roland Mocek in diesem Wagen auf dem Moerser Wochenmarkt vertreten sein. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

13 Märkte hat Mocek im Laufe der Jahre ausprobiert. Jetzt steht er außer in Moers noch in Rüttenscheid und Bockum. Wohlhabend hat ihn das Geschäft nicht gemacht. In den letzten Jahren hätten er und seine inzwischen pensionierte Frau Ursula, die obendrein für Büro und Lieferanten zuständig ist, zwar vom Markt leben können, aber: „Ohne ihr Beamteneinkommen wäre beispielsweise ein Urlaub nicht mehr drin gewesen.“

Einen Nachfolger für den Feinkost-Marktstadt gibt es bislang nicht. Ende November, spätestens Mitte Dezember will Roland Mocek schließen – und morgens länger schlafen.