Moers. Auf den Märkten In Moers und Umgebung läuft die Grünkohlsaison. Mit einem falschen Volksglauben über das Wintergemüse räumen die Händler aber auf.

Der Duft, der am Morgen aus Steffis Feldküche strömt und sich über den Wochenmarkt am Moerser Neumarkt verbreitet, zeigt es eindeutig: Die Grünkohlsaison hat begonnen. Die Lust der Marktbesucher auf das Wintergemüse ist trotz der milden Temperaturen groß.

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Inhaberin Steffi Kuck berichtet: „Mein Tiegel wird immer leer, auch bei 15 Grad und Sonnenschein.“ Grund dafür ist mit großer Wahrscheinlichkeit, dass Grünkohl als eine Art „niederrheinisches Nationalgericht“ gilt. Freilich hat das Wintergemüse in ganz Deutschland eine tief verankerte Tradition. Die regionalen Unterschiede, wie der Kohl verzehrt wird, machen unverkennbar einen großen Reiz aus, wenn man den Diskussionen am Marktstand folgt. Während Kuck ihn mit Kartoffeln und Mettenden serviert, mag ihn Kunde Udo Leuthardt am liebsten mit Bauchspeck, Pinkelwurst und Schnaps. „So kenne ich das aus Hamburg“, sagt er.

Bei den Kunden geht der Trend zum gehackten und gewaschenen Grünkohl in Tüten

Peter Vermöhlen bevorzugt privat Blutwurst zu seinem Grünkohl. Auch beruflich spielt er eine große Rolle für ihn. Denn: Seit 65 Jahren findet man seinen Betrieb „Landesprodukte Familie Vermöhlen“ aus Sonsbeck auf dem Moerser Wochenmarkt mit seinem Obst- und Gemüsestand. Grünkohl bietet er frisch, so wie er vom Feld kommt, an als auch bereits fertig gehackt und gewaschen. Die Nachfrage nach beiden Varianten halte sich etwa die Waage, sagt Vermöhlen. Dies sei aber nur bei ihm so, da er einer der letzten Anbieter sei, bei dem die Kunden überhaupt noch unverarbeiteten Grünkohl kaufen können, schildert der Händler und legt sich geschmacklich fest: „Dabei ist der eigentlich deutlich leckerer und frischer. Aber der Abgepackte ist bequemer in der Zubereitung.“

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Dem schließen sich Maren Münster und Dirk Schäfer aus Rheinberg an, die an ihrem Obst- und Gemüsestand ausschließlich abgepackten Grünkohl verkaufen: „Unsere Kunden fragen immer seltener nach nicht verarbeitetem Grünkohl. Das hängt damit zusammen, dass die Hausfrauen heute keine große Lust mehr haben, aufwendig zu Kochen. Alles muss schnell gehen. Da ist der Kohl aus der Tüte einfach bequemer, auch wenn er teurer ist.“

Der Andrang auf Grünkohl zum selbst Kochen sei allerdings generell noch nicht so groß wie in den Jahren zuvor – obwohl die Saison 2020 keineswegs früher begonnen habe als sonst. Schuld daran hat der milde Herbst, wie Peter Vermöhlen erläutert: „Es gibt den Volksglauben, dass erst nach dem ersten Bodenfrost geerntet werden kann. Das stimmt so nicht ganz. Der Mythos kommt daher, dass es früher auch oft schon im November gefroren hat.“

Gestiegene Produktionskosten sorgen für höhere Preise

Die Temperaturen aktuell kommen der Lust auf den Grünkohl nicht entgegen. Preislich hätten die Händler eine kleine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr vornehmen müssen, erklären die Händler. Ursache sei übrigens nicht die Corona-Pandemie, die bei ihnen nicht zu Einbußen geführt habe. Grund seien vielmehr die gestiegenen Lohnkosten im gesamten Obst- und Gemüsebereich, beispielsweise durch den Mindestlohn.

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Bis Ende Februar wird es das Saisongemüse noch auf dem Moerser Wochenmarkt zu kaufen geben. Bis dahin hoffen auch Maren Münster und Peter Vermöhlen, dass mehr Menschen Appetit auf frischen Grünkohl vom Neumarkt bekommen, sobald es kälter wird.