Moers, Neukirchen-Vluyn, Krefeld. Der SPD-Mann holt das Direktmandat. Ulle Schauws (Grüne) zieht ebenfalls in den Bundestag ein. Fragezeichen hinter Kerstin Radomski.
Jan Dieren (30) aus Moers zieht in den Bundestag ein. Der SPD-Kandidat setzte sich am Sonntag bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Wesel II/Krefeld II gegen die Bundestagsabgeordnete Kerstin Radomski (CDU) und Ulle Schauws (Grüne) durch.
Als Dieren gegen 20 Uhr in die Werkstatt Meerbeck kam, brandete minutenlanger Beifall auf. Zu diesem Zeitpunkt war noch gar nicht sicher, ob der junge Rechtsanwalt tatsächlich das Direktmandat holen würde. Doch der in einigen Wahlbezirken große Vorsprung sprach bereits eine deutliche Sprache.
„Natürlich habe ich auch vom Bundestrend profitiert, aber unsere Kampagne hat eben auch überzeugt. Danke an die vielen Menschen, die mich in den vergangenen Monaten unterstützt haben. Wir hatten viele positive Rückmeldungen an den Wahlkampfständen“, sagte Dieren im NRZ-Gespräch.
Wichtige Themen im Wahlkampf angesprochen
Für seine Themen aus dem Wahlkampf will er sich auch in Berlin einsetzen: Bezahlbarer Wohnraum, Klimagerechtigkeit, ÖPNV und betriebliche Mitbestimmung. Am Montag geht es direkt nach Berlin, am Dienstag stehe die erste Fraktionssitzung an.
Dieren gehört dem Rat der Stadt Moers an und ist Vorsitzender des Sozialausschusses. Wie die SPD die beiden Funktionen nachbesetzt, war am Wahlabend noch nicht klar.
Für Kerstin Radomski (CDU) war bereits vor dem Auszählungsende am späten Abend klar: Das reicht nicht mehr. Zwar fehlten noch die Briefwählerinnen und -wähler und es sei nicht klar, in welcher Phase von Prognosen sie gewählt hätten. Aber dass das Direktmandat weg ist, bezweifelte die bisherige Bundestagsabgeordnete nicht. Natürlich sei sie enttäuscht, sagte Radomski.
Sie habe sich in den vergangenen acht Jahren sehr in ihrem Wahlkreis engagiert, habe so viel gemacht, wie es ihr möglich war. „Da habe ich auch viel erreicht“, sagt sie. Vielleicht seien es jetzt die falschen Themen gewesen.
Dass auch sie am Ende ein Opfer des Bundestrends geworden ist, wollte Radomski gleichwohl nicht so deutlich kritisieren, räumte eben das aber angesichts vieler ähnlicher Wahlergebnis-Entwicklungen doch ein. Ob sie über ihren Listenplatz 20 womöglich doch erneut in den Deutschen Bundestag einzieht, entscheide sich erst in der Nacht, erklärte Radomski.
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Dagegen hat Ulle Schauws (Grüne) ihr Ergebnis im Vergleich zur letzten Bundestagswahl noch einmal deutlich gesteigert. Auch bei den Zweitstimmen sind die Grünen im Wahlkreis in der Wählergunst gestiegen. „Ein richtig tolles Ergebnis“, sagt sie im Gespräch mit der NRZ.
Der engagierte Wahlkampf habe sich am Ende ausgezahlt. Inwieweit das Ergebnis auf den Bundestrend oder ihre Person zurückzuführen ist? „Eine Mischung aus beidem“, sagt sie. Die Grünen hätten insgesamt eine gute Politik gemacht, es schlage sich nieder, dass man eine nachhaltige Politik für den Klimaschutz brauche.
Aber auch ihr Engagement der vergangenen Jahre sieht sie im Ergebnis gewürdigt; insofern sei „meine Person mit dem Anliegen der Grünen eine glaubwürdige Kombi“. Sie selbst ist über ihren vorderen Landeslistenplatz sicher im Bundestag vertreten. Am Montagmorgen geht es in die Bundeshauptstadt. Im Bund sei es „eine ganz enge Kiste“; Schauws wünscht sich ein Bündnis mit der SPD und einer dritten Partei, weil es aus ihrer Sicht die größte Chance auf Veränderung biete.
Dr. Michael Terwiesche (FDP) wird nicht in den Deutschen Bundestag einziehen. Er kommentierte das Ergebnis am Sonntagabend so: „Die Zahlen spiegeln bei den Erst- und Zweitstimmen den Bundestrend wider. Wir hoffen jetzt, dass die FDP das Land in den nächsten vier Jahren mitgestalten kann. Im Wahlkreis haben wir auf einen digitalen Wahlkampf gesetzt und die Städte nicht mit Wahlplakaten überschwemmt. Das haben die Wählerinnen und Wähler honoriert, ich bin sehr zufrieden.“