Moers. Am Freitag gab es beim ComedyArts Nachhilfe in Sachen Hygiene und Zuverlässigkeit. So war der Abend im Schlosshof und im Bollwerk.

Das war ja fast wie früher: ComedyArts im Schlosshof. Für viele Stammgäste der Schau der kleinen Künste ist das immer noch ein Sehnsuchtsort, verbunden mit vielen ausgelassenen Stunden in ungewöhnlicher und ein bisschen anarchisch-unaufgeräumter Umgebung. Das mit dem Unaufgeräumten war am Freitag, dem zweiten Tag des Festivals, nicht so.

Stühle in Reih und Glied

Die Stühle standen in Reih’ und Glied, von drangvoller Enge war es weit entfernt. Und zum gemütlich Einrichten auf dem Hof wie weiland mit Verpflegung und Decke lohnten die zwei Auftritte nicht recht.

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Keirut Wenzel machte den Auftakt und plauderte munter eine halbe Stunde lang über Alltägliches – auch über das, was unter der Gürtellinie so los ist. Der arme Jung, der heute 1,97 Meter misst, war immer schon größer als andere und, so beklagte er, habe bei der Metzgerin nie eine Scheibe Wurst bekommen.

Amjad wundert sich über deutsche Redewendungen.
Amjad wundert sich über deutsche Redewendungen. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Besonders genüsslich sezierte der Kölner Männer und ihr Hygieneverhalten nach dem Klogang: „Vielleicht sollte Seife nach Bratfett, Bier oder Neuwagen riechen“, schlug er vor. Der studierte Biologe machte sich auch seine Gedanken über Öko-Hühner. „Wie sterben die?“ Womöglich mit einem Schlag durch ein Windrad, vermutet er.

Radikal witzig mit Amjad

Amjad kokettierte ausführlich mit seiner arabischen Herkunft. Nannte sein Programm „radikal witzig“ und sorgte für „Bombenstimmung“. Besser waren seine Witze aber über deutsche Redewendungen. „Wir lassen das Kind pinkeln“ ist einem Nicht-Deutschen nur schwer zu erklären, ebenso wie „Frühschoppen“ am Sonntag, wenn alle Geschäfte zu sind.

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Für den Rest des ComedyArts-Abends zogen nur vereinzelt Schlosshofgäste um zum Bollwerk. Aber dort warteten jede Menge Gäste auf Abdelkarim, der den Open-Air-Abend moderieren sollte. Der Wahl-

Der Wahl-Duisburger Abdelkarim zog viel Publikum ins Bollwerk.
Der Wahl-Duisburger Abdelkarim zog viel Publikum ins Bollwerk. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Duisburger bezog sein Publikum schnell mit ein und jeder Nachzügler bekam eine Bemerkung ab: „Hier in Deutschland...“ oder „Wir hatten eine Uhrzeit verabredet, oder?“ Es gibt ein Leben ohne Comedy in Moers, vermutet Abdelkarim: „Was macht ihr so, wenn kein Comedy Arts ist?“ Die Antwort: auf die Couch gehen. Karim: „Hey, aber ihr habt doch Neukirchen-Vluyn hier um die Ecke.“ Ziemlich exklusiv dürfte der Lauterbach-Fan seine Meinung haben, dass der Gesundheitsexperte „der einzige Politiker ist, der Optimismus ausstrahlt.“

Mitleid mit dem Saugroboter-Freak

Ob das Publikum Mitleid mit Torsten Schlosser hatte, der eine allzu enge Bindung zu seinem Saugroboter entwickelt hat, ist offen. Es amüsierte sich jedenfalls prächtig bei der Vorstellung, dass der Mann dem Apparat stundenlang zusieht. Den Abend beschlossen Mike & Aydin, der eine Brite, der andere Türke. Genügend Klischees, um sie auf die Schüppe zu nehmen.