Moers. Moerser Wehrleute zeigen sich beeindruckt nach ihren Einsätzen in Überflutungsgebieten. Und haben in einem Fall die Beine unter den Arm genommen.
Wohlbehalten sind Mitglieder der Feuerwehr Moers von ihren überregionalen Einsätzen zurückkehrt. Das teilt die Stadt am Freitag mit. Einsatzkräfte der Löschzüge Asberg, Hülsdonk und Scherpenberg haben seit Mittwoch, 14. Juli, an mehreren Tagen nach den Unwettern in verschiedenen Städten geholfen. Sie sind Teil der sogenannten Bereitschaft 1, die aus rund 130 Kräften der Kreise Wesel und Kleve sowie der Stadt Duisburg besteht. Sie waren zweimal in Erkrath, in Wuppertal und in Erftstadt tätig. „Vor allem Erftstadt war ein sehr beeindruckender und aufreibender Einsatz“, berichtet Klaus Kappert vom Löschzug Asberg.
Die Wehrleute waren direkt an der Abbruchkante im Ortsteil Blessem eingesetzt und sollten nach vermissten Personen suchen. Teilweise haben die Wehrleute Wohnungen vorgefunden, wo noch auf den Tischen Teller mit Essen standen. Während des Einsatzes in Erftstadt gab es allerdings eine brenzlige Situation: Es wurde ein Alarm ausgelöst, dass eine Flutwelle auf den Stadtteil zurollt und alle Personen den Bereich verlassen müssen. „In dem Moment habe ich mich alleine im dritten Stock eines Wohnhauses aufgehalten. Ich dachte zuerst, dass die Kante gerade weiter abbricht. Auf jeden Fall habe ich die Beine unter den Arm genommen“, erinnert sich Christian Heilmann. Zum Glück hatte sich die Flutwelle schnell als Fehlmeldung herausgestellt.
Das ganze Leben schwimmt vorbei
Auf eine andere Art emotionsgeladener war es hingegen in Erkrath, wo die Einsatzkräfte direkt Kontakt zu den Anwohnerinnen und Anwohnern hatten. „Wir konnten sehen, wie buchstäblich das Leben der Menschen an uns vorbeischwimmt“, sagt Rudi Röhling vom Löschzug Asberg. Viele der Gegenstände in den Wohnungen und Häusern wurden von den Wassermassen weggeschwemmt oder unbrauchbar gemacht. Gerade ältere Menschen haben viele ihrer Erinnerungen verloren: Bei der Rettung eines 80-jährigen Mannes schwamm sein Meisterbrief vorbei. „Und ein völlig verzweifeltes junges Paar war dankbar, dass wir wenigsten noch ein paar Bilder aus der Souterrainwohnung retten konnten“, erinnert sich Jana Dietrich vom Löschzug Hülsdonk.
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Dort war komplette Glasfront des Wohnzimmers eingebrochen, was für eine gefährliche Situation gesorgt hat. Die Wehrleute gehen davon aus, dass viele der Menschen in den Einsatzgebieten unter posttraumatischen Belastungen leiden werden. Unbefriedigend war für die Einsatzkräfte der Kampf gegen die Naturgewalten: Durch den neu einsetzenden Regen waren die Pumparbeiten zur Sisyphos-Arbeit ausgeartet. „Wir hatten einige Keller geleert, aber nach kurzer Zeit stieg der Wasserspiegel wieder – das war für uns sehr frustrierend“, beschreibt Stefan Schönborn vom Löschzug Hülsdonk die Situation.
Angehörige machen sich Sorgen
Schwierig für die Einsatzkräfte waren auch die Bereiche, in denen es keinen Mobilfunk-Empfang gab. Die Angehörigen der Feuerwehrleute haben die schockierenden Bilder in den Medien gesehen und haben sich Sorgen gemacht. „Als meine Frau mich endlich telefonisch erreicht hat, war sie natürlich sehr froh, dass es mir gut geht“, sagt Rudi Röhling. Auf jeden Fall haben die Einsätze bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Spuren hinterlassen. „Sogar die jungen Kameraden, die sonst sehr unbeschwert sind, waren danach sehr nachdenklich“, hat Klaus Kappert beobachtet.
Katastrophenschutz ist Sache der Ehrenamtler
Trotz der Belastungen sind sich Wehrleute einige, wieder bei größeren überregionalen Einsätzen zu helfen. „Das Zusammenspiel der Feuerwehren ist sehr, sehr gut, obwohl man die Leute vorher nie gesehen hat“, erklärt Stefan Schönborn. „Man merkt, dass alle dieselbe Ausbildung haben“, ergänzt Jana Dietrich.
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Da die Beteiligten in der Regel Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr sind, müssen sie die Einsätze mit ihren Arbeitgebern absprechen. Die meisten haben Verständnis für das wichtige Ehrenamt, heißt es in der Mitteilung der Stadt. „Der Katastrophenschutz in Deutschland wird fast ausschließlich ehrenamtlich sichergestellt – das gilt auch für die Bereitschaft 1 durch die Freiwillige Feuerwehr. Ohne die Freiwilligen würde das flächendeckende Katastrophenschutzsystem zusammenbrechen, daher bin sehr stolz auf unsere Kameraden, dass die Einsätze so hervorragend funktioniert haben“, lobt Christoph Rudolph, Leiter der Feuerwehr Moers das Engagement der Einsatzkräfte.