Kamp-Lintfort. Der Integrationsrat hat in Kamp-Lintfort seine Arbeit aufgenommen. Besonders zwei Themen sorgten in der Sitzung für Gesprächsstoff.

Wo wollen wir als Integrationsrat eigentlich hin? Diese Frage lässt sich auch nach der ersten mit Inhalt gefüllten Sitzung des Gremiums am Dienstag noch nicht präzise beantworten. 13 Punkte fasste die Tagesordnung, es gab jede Menge Informationen, aber auch zwei Themen, die für Gesprächsstoff sorgten.

Behnaaz Jansen von der Integrationsagentur der Awo in Kamp-Lintfort hatte die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Zum einen, um sich und ihre Arbeit vorzustellen und damit einen ersten Kontakt herzustellen. Zum anderen wandte sie sich mit einem direkten Anliegen an das Gremium. Mit Hilfe einer selbst entwickelten Umfrage will die Integrationsagentur eruieren, wie es um die politische Beteiligung der deutschen Bürger mit Migrationshintergrund in Kamp-Lintfort steht, wie sie sich an Wahlen und in der politischen Arbeit vor Ort beteiligen und welche Gelegenheiten sie haben, an der kommunalen Gestaltung mitzuwirken.

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Umfrage soll helfen, Teilhabe zu ermöglichen

Sie sei nach der letzten Landtagswahl erschrocken gewesen, wie hoch der Anteil der AfD-Wähler in manchen Stadtteilen war – vor allem in der Altsiedlung, wo der Anteil der Migranten höher als anderswo in Kamp-Lintfort sei – so Jansen über einen der Gründe für die Umfrage. Zudem wolle sie auf diese Weise politisches Engagement fördern und damit Teilhabe ermöglichen. Im besten Falle könne die Umfrage auch zeigen, welche Grenzen es gebe, sich trotz eines deutschen Passes nicht an Wahlen zu beteiligen. Die Ergebnisse könnten zudem Arbeitsgrundlage für die weitere Arbeit des Integrationsrates sein.

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Die Krux: Sie alleine sei nicht in der Lage, die Umfrage durchzuführen, so Jansen. Deshalb bitte sie den Integrationsrat um Unterstützung. Eine Hilfe bei der aktiven operativen Umsetzung, also etwa mit dem Fragebogen von Tür zu Tür zu gehen, sei keine Aufgabe des Integrationsrat, lautete eine erste mehrheitliche Reaktion aus dem Gremium. Einige Mitglieder äußerten außerdem den Wunsch, eigene Fragen beizusteuern.

„Ein ,Nein’ wäre bedauerliches Signal“

„Wir können Kontakte herstellen, aber nicht die Umfrage operativ durchführen“, sagte der stellvertretende Ausschussvorsitzende Aladin Smajlovic. Auch Dezernent Christoph Müllmann zeigte sich skeptisch: „Wir können uns nicht mit Inhalten beschäftigen, wenn wir nicht wissen, wie wir den Inhalt an den Mann kriegen.“ Ulrike Plitt (SPD) regte an, die Hochschule Rhein-Waal bei der Umsetzung und Auswertung mit ins Boot zu nehmen. Dennoch: „Ein ,Nein’ wäre ein bedauerliches Signal“, gab Elke Stüning (SPD) zu bedenken. Daher solle das Thema neu aufbereitet und in der nächsten Sitzung noch einmal beraten werden.

Dass noch nicht alles rund läuft, zeigte sich auch in der Diskussion darüber, ob der Integrationsrat im Rathaus eigene Räumlichkeiten beziehen kann. Dezernent Müllmann verwies auf Multifunktionsräume im neuen Domizil des Sozialamts, die der Integrationsrat sich mit weiteren Nutzern teilen könne. Ob die Stadt nicht in der Lage sei, dem Integrationsrat für Sprechstunden und Aufbewahrung von Akten einen festen Raum mit Telefon zur Verfügung zu stellen, kritisierte ein Integrationsratsmitglied. Man werde noch einmal darüber nachdenken, so Müllmann.

Damit sich das neue Gremium kennenlernen und finden kann, soll es bis zum Herbst noch eine Schulung und einen Workshop des Landesintegrationsrates geben. Ein Angebot, das am Ende alle bereit waren, anzunehmen.