Moers. Zuwachs für die Moerser Gastronomie: In einem historischen Stadthaus gegenüber vom Altmarkt eröffnet das Bistro Perfetto in italienischem Stil.

Die Moerser Gastronomie bekommt Zuwachs mit italienischem Flair. Im Juli eröffnet an der Steinstraße das Bistro-Café Perfetto. Was die Neuansiedlung in der Grafenstadt spektakulär macht: Für Perfetto wird ein historisches Stadthaus gegenüber vom Altmarkt komplett saniert. Wenn die künftigen Gäste in den Räumen ihren Kaffee einnehmen, werden sie umgeben sein von mehr als 400 Jahre alten Steinmauern und Eichenbalken.

Erfinder des Perfetto-Konzeptes ist Eddie Turkmen. 2005 eröffnete der Italien-Liebhaber das erste Bistro unter diesem Namen in Mülheim. Inzwischen betreibt er drei Perfettos, Moers wird die Nummer vier in dieser Reihe. Turkmen serviert frische Salate, Bruscetta, Brote und Eierspeisen in vielen Varianten. Neben Snacks gibt es Torten, Eis und italienisches Gebäck. Zudem schenkt Turkmen einen Kaffee aus, der nach seinem Rezept und exklusiv für ihn in einer Rösterei in Südtirol geröstet wird. Frühstück soll ebenfalls angeboten werden.

Das historische Stadthaus in Moers wird kernsaniert.
Das historische Stadthaus in Moers wird kernsaniert. © FFS | Foto: Ulla Michels

Dass die Inneneinrichtung einer Gastronomie in einem nur 4,20 Meter breiten Gebäude eine Herausforderung wird, ist Turkmen bewusst, es macht ihm aber nicht bange: „Es wird luftig genug sein und nicht so wirken, als würden die Gäste aufeinander hocken“, verspricht der 48-Jährige. Das Bistro verteilt sich über drei Ebenen, der Raum in der zweiten Etage wird auch für Gesellschaften nutzbar sein. Dank eines Aufzuges wird das Perfetto barrierefrei. Gegenüber auf dem Altmarkt will Turkmen eine Außengastronomie mit 70 bis 80 Plätzen einrichten. Die Stände, die dort an Markttagen noch Plätze belegen, erhalten dann andere Standorte. Die Stadt hat die Marktordnung angepasst. Der Altmarkt wird komplett der Gastronomie vorbehalten.

Das denkmalgeschützte Haus an der Steinstraße 7 befindet sich seit Jahrzehnten im Eigentum von Familie Heuer, die im Nachbarhaus die Löwen-Apotheke betreibt. Der Aufwand für die Sanierung der Immobilie nach den Plänen des Architekten Gerhard Hostermann und im Auftrag von Familie Heuer ist immens. Vor der Entkernung musste dem Haus ein Holzkorsett verpasst werden. 70 Prozent des alten Ziegelmauerwerks wurden Stein für Stein entnommen, gereinigt und neu verfugt. Für ein Mauerstück, das neu zu errichten war, wurden passende historische Steine teilweise aus niederländischen Quellen besorgt. Für den Brandschutz ließ Hostermann zwei Giebelwände zu den Gebäuden auf beiden Seiten errichten, weshalb der Architekt den Nachbarn zur Linken besonders dankbar ist: „Die haben mitgezogen. Sonst wäre alles nicht möglich gewesen.“

Wenn die Perfetto-Gäste ihren Kaffee einnehmen, werden sie umgeben sein von mehr als 400 Jahre altem Gemäuer und Fachwerk.
Wenn die Perfetto-Gäste ihren Kaffee einnehmen, werden sie umgeben sein von mehr als 400 Jahre altem Gemäuer und Fachwerk. © Foto: Gerhard Hostermann

Drei versetzte Restaurantebenen sind entstanden, für den Gewölbekeller ist eine Weinstube vorgesehen, die Versorgungsräume befinden sich im Anbau. Hostermann, der bereits historische Immobilien an der Fiesel- und der Haagstraße saniert hat, hat zudem eine große Lichtschleuse ins Dach eingefügt, so dass natürliches Licht die ehemals düsteren Räume durchflutet. „Die Designidee ist puristisch“, erläutert er, „Mauwerk, Fachwerk, Beton.“ So soll das historische Flair des Gebäudes nicht nur erhalten, sondern auch sichtbar werden. Wie die Untersuchung der Fachwerk-Eichenbalken ergab, ist das Haus 1607 errichtet worden. Der seinerzeitige Regent von Moers, Moritz von Nassau-Oranien, hatte hier seine privaten Gemächer. Im 20. Jahrhundert hatten ein Hutmacher und ein Juwelier hier ihre Geschäfts- und teilweise auch Wohnräume. Der letzte Mieter war ein Modegeschäft, in den vergangenen Jahren stand das Haus leer.

Die Arbeiten zur Sanierung des Hauses laufen bereits seit September. Details über die Höhe der Investition möchte Monika Heuer nicht nennen. Nur so viel: „Es ist ein Liebhaberpreis.“

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