Kamp-Lintfort/Neukirchen-Vluyn. Das Edelgemüse mag laue Nächte, bevor es sich hervortraut. Spargelbauern verzeichnen im Mai Umsatzeinbußen. Es sind nur noch drei Wochen Zeit.

Spargel liebt es warm. Und der Mai war kalt. Kein Wunder, wenn die Produzenten von einer ungewöhnlich schlechten Saison sprechen. Nach dem ungewöhnlich späten Start habe man den ganzen Mai über nur etwa halb so viel Ware wie üblich gestochen, weiß Norbert Klanten, dessen Wickrather Bauernladen an der Rheurdter Straße 533 liegt.

Dem kann Theo Hussmann zustimmen. Der Landwirt aus Menzelen-West unterhält unter anderem an der Andreas-Bräm-Straße in Neukirchen-Vluyn einen beliebten Verkaufsstand mit frischem Spargel vom Bauernhof. „Bisher konnten wir die Kunden immer noch versorgen. Aber vor Feiertagen wurde es auch mal knapp. Da gab es gegen Feierabend nicht mehr alle Sorten.“ Der Fachmann spricht von einer schwierigen Saison.

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Norbert Klanten weiß: „Der frühe Spargel ist jetzt mit der Hauptphase durch. Und die späten Sorten sind noch nicht da.“ Nur bis zum 24. Juni werde normalerweise gestochen, damit die Pflanzen sich fürs nächste Jahr erholen könnten. „Ob es die Wochen bis dahin noch rausreißen, ist stark zu bezweifeln“, gibt sich der Wickrather Bauer skeptisch.

Landwirt Norbert Klanten im Spargelfeld.
Landwirt Norbert Klanten im Spargelfeld. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Theo Hussmann baut seit 1989 Spargel an und erklärt, warum das beliebte Gemüse sich dieses Jahr so rar macht: „Die Erde in den Dämmen konnte nicht warm werden.“ Der Spargel aber liebe vor allem Frühlingsnächte mit Temperaturen um die 15 Grad. „Die hatten wir den ganzen Monat über nicht. Vom Ertrag her ist es daher eine der schlechtesten Saisons seit vielen Jahren.“ Man verzeichne Umsatzeinbußen von etwa 40 Prozent.

Das macht den Spargel teuer

Der Verbraucher merkt schon an der Ladentheke, dass Spargel dieses Jahr nicht gerade in Massen geerntet wird. Die Preise waren nie wirklich klein, liegen jetzt aber trotz der Haupterntezeit immer noch bei 13, 14 Euro; je nach Sortierung auch etwas darunter. Theo Hussmann: „Lediglich Discounter und ähnliche Anbieter drücken die Preise unter anderem mit Billigware wie aus Griechenland. Wie solche Preise zustande kommen und was der Erzeuger noch verdienen mag, ist mir ein Rätsel.“

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Nicht nur Theo Hussmann ist froh, seinen Spargel fast ausschließlich an Privatkundschaft zu verkaufen, die knackige Ware aus der Region zu schätzen wisse. Jetzt blicke man auf die letzten Wochen der Spargelsaison. „Da kann vielleicht noch was kommen.“

Erntehelfer sind da und werden getestet

Probleme wie im vergangenen Jahr, als man wegen Corona kaum Erntehelfer bekam, gibt es wegen niedriger Inzidenzen beispielsweise in Rumänien diesmal nicht, weiß Klanten. „Wir testen unser Personal aber trotzdem.“ Auf seinen Feldern wachsen darüber hinaus auch leckere Erdbeeren. Und die wollten im kühlen Mai auch nicht so recht reifen. Zudem liegen die Früchte 14 Tage hinter ihrem Saison-Soll zurück. Was das begehrte Obst nicht eben billiger macht. „Wir haben sie im Bauernladen im Mai für 3,90 Euro verkauft. Wenn jetzt die Sonne scheint, werden sie wohl preiswerter.“ Daneben sei man wegen des Regens auch nicht zum Erdbeerpflanzen auf die schlammigen Felder gekommen. Das müsse nun nachgeholt werden. Und: „Abwarten, wie das Wetter sich entwickelt. Ein Rekordjahr für die Erdbeeren wird es wohl auch nicht mehr.“