Moers/Neukirchen-Vluyn. Am Montag sind die Schulen in Moers und Umgebung wieder in den Präsenzunterricht gestartet. Dabei nimmt ein Erfordernis besonders viel Zeit.

Auch in Moers und Neukirchen-Vluyn konnten am Montag alle Schülerinnen und Schüler wieder in ihre Schulen zurückkehren. Nach einer langen Episode von Distanz- und Wechselunterricht soll es bis zu den Sommerferien jeden Tag Präsenzunterricht in voller Klassenstärke geben.

Das stellt vor allem jüngere Schüler vor neue Herausforderungen. „Es war schon eine Menge zu tun“, sagt Sylvie Sterz mit Blick auf die letzten Tage. So musste die Schulleiterin der Grundschule in Moers-Hülsdonk gemeinsam mit ihrem Kollegium die Tische so umstellen, dass alle mit genügend Abstand ins Klassenzimmer passen, den Stundenplan anpassen und die Coronatests, die zwei Mal pro Woche erfolgen, umorganisieren.

Die Grundschüler brauchen viel Aufmerksamkeit

Dass sich der Aufwand gelohnt hat, zeige sich an der Reaktion der Schüler: „Die Kinder freuen sich sehr, wieder jeden Tag hierher kommen zu können. Einige hatten aber auch ein bisschen Angst, dass es zu laut wird, weil es ja schon so lange her ist, dass alle zusammen waren.“

Da Türen und Fenster stets geöffnet und deutlich mehr Kinder im Raum sind, müssen die Lehrkräfte deutlich lauter sprechen, um durch ihre Maske von allen verstanden zu werden. Daher sei die Sorge nicht ganz unbegründet, wie Sterz darstellt: „Man muss als Lehrer gut aufpassen, dass das nicht als Schimpfen missverstanden wird. Es ist auf Dauer sehr anstrengend, so laut zu sprechen.“

Eine weitere Umstellung für die Schüler ist aus ihrer Sicht, dass die Ansprache jetzt weniger persönlich sei als in Kleingruppen. Im Wechselunterricht, als jede Klasse in zwei Gruppen eingeteilt war, hätten die Schülerinnen und Schüler „viel mehr Aufmerksamkeit“ von ihren Lehrkräften bekommen können. Zudem müssten sie sich wieder an die Klassengemeinschaft gewöhnen, schließlich habe sich ja in den Gruppen eine eigene Dynamik entwickelt. Sterz: „Aus diesem Grund haben wir zum Beispiel die Kinder in den dritten Klassen absichtlich so hingesetzt, dass sie neben Kindern aus der anderen Gruppe sitzen.“

Gute Stimmung in Neukirchen-Vluyn

An der Pestalozzi-Grundschule in Neukirchen-Vluyn ist die Stimmung gut. Auch hier waren die Schülerinnen und Schüler das erste Mal seit Januar wieder alle da. „Wir waren ein bisschen aufgeregt“, gibt selbst die Schulleiterin Regina Beste-Henke zu. Der Schulhof voll, alle Plätze besetzt – das kennen ja auch die Lehrerinnen und Lehrer fast gar nicht mehr. Und es macht schon einen Unterschied, ob da vierzehn Kinder verteilt im Klassenraum sitzen oder 28, wie in den beiden ersten Klassen. Aber: „Die Kinder haben sich gefreut“, sagt Beste-Henke. Der Schulstart in den Präsenzunterricht sei somit vorsichtig, aber entspannt verlaufen.

Dass das Wetter gut war und die Kinder in den Pausen draußen spielen konnten, dürfte sich zudem positiv ausgewirkt haben. Dabei sind die Bereiche auf dem Hof noch immer jahrgangsweise aufgeteilt und auch die üblichen Hygieneregeln müssen eingehalten werden. Wie es den Grundschülerinnen und -schülern nach dieser Zeit des Distanzlernens geht? Regina Beste Henke: „Wir haben schon gemerkt, dass bei einigen Kindern die Luft echt raus ist.“

Die Schüler müssen sich kennenlernen

Volle Klassen mit sozialen Fragen auch an den weiterführenden Schulen. So sagt Dirk Mennekes, Leiter des Gymnasium Rheinkamp, dass gerade Fünftklässler, die sich „zum Teil nur aus Videokonferenzen kennen“, erst zusammenwachsen müssten. Dass Klassenfahrten und Wandertage weggefallen sind, sei ebenfalls schwierig für das soziale Miteinander. „Ich bin aber zuversichtlich, dass sich das bis zu den Sommerferien einpendeln wird.“

Auch für Mennekes sei die Organisation in den letzten Tagen mit großem Zeit- und Kraftaufwand verbunden gewesen. „Ich weiß mittlerweile nicht mehr, zum wievielten Mal wir in diesem Schuljahr den Stundenplan umgestellt haben.“ Rückblickend zieht aber aber ein positives Fazit: „Es war heute ein relativ ruhiger und unspektakulärer Start.“ Das beziehe sich trotz größerer Klassen auch auf die Coronatests – alle Schüler waren negativ. Dennoch könne er Eltern, die sich gewünscht hätten, das Wechselmodell noch die letzten Wochen bis zu den Ferien beizubehalten, persönlich gut verstehen und sagt: „Die Pandemie ist ja jetzt nicht weggezaubert.“

Die Tests nehmen viel Zeit in Anspruch

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Am Julius-Stursberg-Gymnasium in Neukirchen-Vluyn hat die Leiterin Susanne Marten-Cleef in einer morgendlichen Durchsage noch einmal darum gebeten, sich an die bestehenden AHA-Regeln zu halten. Sie hofft, dass es jetzt bis zu den Sommerferien beim Präsenzunterricht bleiben kann. Die Neukirchen-Vluyner Schulen haben zwar das große Privileg, dass die Stadt sie alle mit Luftfiltern von Trox ausgestattet hat. „Es hängt aber ja davon ab, wie wir alle mit den neuen Freiheiten umgehen“, sagt Marten-Cleef mit Blick auf das gesamtgesellschaftliche Verhalten. Am JSG wird es bis zu den Ferien keinen Mensabetrieb geben, der Raum werde weiter für Klassenarbeiten genutzt und in den Pausen können sich Schüler dort aufhalten – einer/r pro Tisch.

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„Ich freue mich, dass die Kinder da sind“, sagt die Schulleiterin. Allerdings hätten die Lehrerinnen und Lehrer gespiegelt, dass die Tests bei voller Klassenstärke viel Zeit nehmen. Bis alle durch sind, bleiben demnach von den 70 Minuten nur 15 für das Fachliche. Die Schülerinnen und Schüler hätten auch einen großen Mitteilungsdrang, den die Lehrkräfte natürlich ernst nehmen. „Wir haben uns das ja nicht ausgesucht“, sagt die Leiterin zu den Testungen. Zumal die Schule nun auf Wunsch auch Bestätigungen ausstellen muss.

„Keine positiven Tests“, sagt Beatrix Langenbeck-Schwich über den ersten Tag, der auch an der Gesamtschule Niederberg gut angelaufen ist. Das ganze Testprozedere sei natürlich nicht primäre Aufgabe der Schule. „Aber wir haben jetzt ohnehin das Haus voller Abfall“, sagt sie weiter. Da ist es aus ihrer Sicht unsinnig, wenn sich die Kinder womöglich vor dem Vereinssport am Nachmittag noch einmal testen lassen müssen.

Denn, wie auch das Gesundheitsministerium auf Anfrage der NRZ bestätigt: „Der von der Schule bestätigte Testnachweis kann daher (...) – analog zu Bürgertestungen – für Angebote genutzt werden, bei denen ein negativer Testnachweis erforderlich ist, und ist 48 Stunden gültig.“

An der Gesamtschule Niederberg bleibt mittags auch die Küche kalt. Aber die Schülerinnen und Schüler können sich beim Caterer Lunchpakete bestellen. Etwa 30 haben das am ersten Tag auch gemacht, sagt die Schulleiterin.