Moers. Das Buch zum Festival ist da: In „(Re)visiting Moers Festival“ erzählen Musiker und Zuschauer ihre ganz persönlichen Geschichten.

Wie erzählt man die Geschichte eines 50-jährigen Festivals? Mit vielen kleinen Geschichten, die sich zu einem großen Ganzen zusammensetzen. Das haben Kerstin Eckstein und Kathrin Leneke in dem gerade erschienenen Buch „(Re)visiting Moers Festival“ getan – und Fans damit einen echten Schatz beschert. In 50 einzelnen, völlig unterschiedlichen kleinen Geschichten kommen Künstler, Zuschauer, Fotografen und Zeitzeugen mit ihrem Blick und ihren ganz persönlichen Beziehungen zum Moers Festival zu Wort.

Wie sehr das alljährlich zu Pfingsten wiederkehrende Spektakel viele Menschen geprägt hat – davon handeln viele der Beiträge. So erzählt zum Beispiel der Moerser Uli Thul von dem Moment, als sich für den damals 17 Jahre alten Jungen eine neue Welt auftat. Musiker Jan Klare spricht darüber, dass das Pfingstereignis Teil seiner Sozialisation war. Wolfgang Krebs, heute Wirt der Gaststätte Hülsdonker Bahnhof, erinnert sich so: „Beim ersten Festival war ich 18 und hatte keine Ahnung, was da kommt. Für uns junge Leute war das Festival ein Ausdruck von Freiheit.“

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Ein Wiedersehen – nicht nur mit vielen seiner Bilder – gibt es in dem Buch auch mit dem langjährigen NRZ/WAZ-Fotografen Peter Oelker, der für die Publikation auf das Jahr 1976 blickt. Oelker, damals Praktikant in einem Moerser Fotoladen, wurde gefragt, ob er für die Stadt Moers das Festival fotografieren wolle. Der 20-Jährige schnappte sich seine DDR-Praktica-Ausrüstung mit Schraubgewinde und nahm die Herausforderung an.

Der Bundespräsident und das Festival

Spannend zu lesen sind auch die Zeilen des ehemaligen SPD-Justizministers und Moersers Jürgen Schmude, der von einem ganz anderen prominenten Wegbegleiter erzählt. So erinnerte sich zum Beispiel der amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, als einmal das Gespräch auf Schmudes Wohnort kam, sofort an das Moers Festival, das er als junger Mann besucht hatte.

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Es gibt so viel zu erzählen, auch über die Chronologie des Festivals. Die bereitet Eckstein in dem Buch in einem unterhaltsamen Zeitstrahl auf. Mit Spots auf politische und gesellschaftliche Ereignisse der letzten 50 Jahre und den Fokus auf das jeweilige Festivalgeschehen. Hier finden sich dann unter anderem solche Perlen wie die Geschichte aus dem Jahr 1985, als Buddhist Wilhelm Müller zwei Japaner in seinem Meerbecker Bergmannshaus traut, die wegen des Jazzfestivals nach Moers gekommen waren. Abgerundet wird das Buch mit Beiträgen von Berthold Seliger, Felix Klopotek und Kazue Yokoi, die über den 2014 verstorbenen Jazz-Kritiker Teruto Soejima erzählt, der das Moers Festival zwischen 1977 und 2005 jährlich besuchte. Eintauchen in die Geschichte lässt sich auch anhand der Fotos aus fünf Jahrzehnten und Bilder sämtlicher Plakate.

„Long live the Moers Festival – lang lebe das Moers Festival,“ wünscht Musiker Jamaaladeen Tacuma in seinem Buchkapitel. Die Auftritte auf dem Moers Festival zählen für ihn zu den Höhepunkten seiner musikalischen Karriere. Er ist einer von vielen, die immer wieder zurückgekommen sind. Weil das Moers Festival nicht nur für ihn etwas ganz Besonderes ist.

Das von der Moers Kultur GmbH herausgegebene Buch ist im Hugendubel-Verlag erschienen und kostet 24 Euro.