Moers. Matthew Mottle und Kevin Shea, die Improviser in Residence, treffen beim Moers Festival auf Vorgänger, ein Wunsch geht jedoch nicht in Erfüllung.

Beim Moers Festival spielen die Improviser in Residence seit Jahren eine große Rolle. Das ist bei Matthew Mottle und Kevin Shea nicht anders. Beide kennen sich schon seit 18 Jahren, ein Haus als gemeinsame Basis haben sie aber noch nie gehabt. Ein Wunsch bleibt für sie beim Jubiläumsfestival zu Pfingsten allerdings unerfüllt.

Ein Besuch bei den beiden Musikern in der Residenz an der Kleinen Allee in Moers gestaltet sich zurzeit etwas schwierig. Das Gespräch im eigentlich ruhigen Garten leidet unter den Geräuschen der nahen Baustelle am Schloss. Innen passt auch nicht so recht, weil die vielen Instrumente schon einen gewissen Raum einnehmen.

Kevin Shea am Schlagzeug...
Kevin Shea am Schlagzeug... © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Fast wie eine kleines Aufnahmestudio

Mit dem Lärm der Baustelle können sich Mottle und Shea schwer abfinden, mit dem Platz in dem Haus schon eher. „Wir haben hier durchaus ein kleines Aufnahmestudio, das ist in New York nicht so. Es ist eine gute Gelegenheit, Musik zu machen“, sagt Mottle.

Seit rund vier Monaten ist Moers der Lebens- und Schaffensmittelpunkt der beiden New Yorker. Obwohl sie wegen der Corona-Pandemie kaum öffentlich auftreten können, sprechen beide nicht von einer verlorenen Zeit. Zuletzt haben sie am Sonntag im Grafschafter Museum Musik gemacht – endlich wieder vor einem Präsenz-Publikum. Der Umgang mit der Zeit als Improviser in Moers ist bei beiden allerdings durchaus unterschiedlich.

...und Matthew Mottle am Synthesizer: So proben die beiden Musiker an der Kleinen Allee in Moers fürs Moers Festival.
...und Matthew Mottle am Synthesizer: So proben die beiden Musiker an der Kleinen Allee in Moers fürs Moers Festival. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Mottle verfügt über ein tolles Instrument

Kevin Shea schätzt die Atmosphäre und die Möglichkeiten der Residenz. Er geht hier in Moers gleich mehreren musikalischen Projekten nach und konzentriert sich stark auf seine Arbeit als Schlagzeuger in der Jazz- und Improvisationszene. Matthew Mottle spielt gern den Synthesizer, verfügt aber auch über ein ganz eigenes Instrument. Die Mischung aus Keyboard und Gitarre, die ein Bekannter nach seinen Vorstellungen zusammengebaut hat, nennt er „Keytar“.

Mottle nutzt die konzertlose Zeit gern für Ausflüge mit einem Rad, das ihm die Organisatoren des Moers Festivals zur Verfügung gestellt haben. So ist er zum Beispiel im Seewerk gelandet, jenem Forum für zeitgenössische Kunst. Darüber hinaus ist er interessiert an den historischen Spuren jüdischen Lebens und seiner Traditionen in der Region.

Das Haus in Moers ist die gemeinsame Plattform

Beim 50. Moers Festival treffen Shea und Mottle auf andere Künstlerinnen und Künstler, die vor ihnen Improviser in Residence waren. „Wir werden einen gemeinsamen Weg finden“, freut sich Shea auf die Sessions beim Festival. Gemeinsamkeit ist auch für Matthew Mottle ein wichtiger Begriff, wenn es um die Begegnung mit anderen Improvisern geht: „Das Haus hier in Moers ist die gemeinsame Plattform. Wir alle haben Erinnerungen und Gedanken, die wir bei dem Treffen miteinander teilen können.“

Dass das alles ohne Präsenz-Publikum passieren muss, macht weder Shea noch Mottle glücklich. Shea sagt: „Live-Publikum ist wie ein Echo auf deine Musik. Es ist nicht das Gleiche, Leute im digitalen Raum zu treffen.“ Deshalb hoffen Kevin Shea und Matthew Mottle, dass die zweite Hälfte ihres Improviser-Jahres möglichst viele Konzerte mit Präsenz-Publikum ermöglicht.