Moers. Matthias Meiwes aus Moers geht neue Wege: Der neue Automat bringt neben Schweinefleisch vom eigenen Hof auch eine historische Rückkehr mit sich.
Für Grillwurst, Steaks. Kartoffeln oder Eier extra in den Supermarkt? Das ist in Moers-Kapellen nicht mehr zwingend nötig. Denn auf dem Verholzerhof von Landwirt Matthias Meiwes steht jetzt ein nagelneuer Verkaufsautomat mit breiter Auswahl an frischen Lebensmitteln aus der Region.
Es ist der logische nächste Schritt für Meiwes, der mit seiner Familie einen Schweinemastbetrieb mit Platz für knapp 1000 Tiere führt. Bisher hatte er seine Schweine an einen Schlachthof in Geldern verkauft, von wo aus das Fleisch dann unter anderem an Supermärkte ging.
Seine Verkaufsstrategie sah also noch keinen Kundenverkehr auf dem Hof vor. Das änderte sich vor etwa einem Jahr mit dem ersten Lockdown: „Viele Kapellener sind seitdem im Homeoffice gefangen und flüchten sich in einen Spaziergang auf dem schönen Land“, berichtet der Landwirt: „Als ich das dritte Mal in einer Woche gefragt wurde, ob wir Fleisch auf dem Hof verkaufen, entstand die Idee.“
Meiwes kritisiert den Umgang von Einzelhandel und Politik mit der lokalen Landwirtschaft
Als weiteren Grund für seinen neuen Automaten nennt der Schweinebauer den Druck, den Supermärkte auf Landwirte ausüben. „Der Einzelhandel hat mittlerweile gemerkt, dass Verbraucher bereit sind, mehr für Fleisch zu bezahlen. Dabei hat er nur ‘vergessen’, den lokalen Erzeuger partizipieren zu lassen“, kritisiert Meiwes. Auch nach dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Brandenburg und Sachsen seien die Preise enorm gesunken, da einige asiatische Nationen Importstopps für deutsches Schweinefleisch verhängt hätten.
Ferner bereiten die aktuellen Pläne von Bundes-Landwirtschaftsministerin Klöckner der Familie Meiwes große Sorgen: „Für die freiwilligen Tierwohllabels gab es finanzielle Beihilfen. Wenn sie zur Pflicht werden, fällt diese Einnahme weg. Auch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch von 7 auf 19 Prozent landet ja nicht beim Bauern.“
Alte Meiwes-Familienmarke „Lohengrin-Werke“ kehrt zurück
Mit seinem neuen Automaten könne er jetzt direkt an den Kunden gehen und sei dadurch unabhängiger. Zu kaufen gibt es dort natürlich vor allem das Fleisch der Schweine vom eigenen Hof. Geschlachtet und zerlegt werden sie in der Landfleischerei Hinterding in Krefeld, um lange Wege zu vermeiden.
Große Begeisterung gerade bei alteingesessenen Kapellenern erwartet die Familie auch über die Nachricht, dass nach vielen Jahrzehnten wieder Apfel- und Rübenkraut unter der Marke Lohengrin-Werke verkauft wird. Diese wurde 1877 von Hermann Meiwes, Urgroßvater von Matthias, gegründet und sei „bekannt und beliebt“ gewesen. Vom Acker der Krautfabrik Spelten in Wegberg beziehen sie nun das Kraut, das Vater Herbert Meiwes an den Geschmack von früher erinnert: „Ein älterer Herr, der mit dem Rad vorbeigekommen ist, hatte leuchtende Augen, als er das Logo und den Schriftzug erkannt hat.“
Landwirt will auf keinen Fall an der Qualität seiner Produkte sparen
Abgerundet wird das Sortiment mit hofnahen Produkten, hinter denen Meiwes steht. Das gelte gleichermaßen für die Kartoffeln von Familie Fechner aus Schwafheim, Freilandeier vom Nieper Hühnermobil und den Honig von Imker Weißbacher, dessen 20 Bienenvölker sogar direkt auf seinem Hof beheimatet sind.
Dass Matthias Meiwes das Getreide zum Füttern seiner Schweine selbst anbaut, statt es fertig zu kaufen, was sogar günstiger wäre, passt ins Bild. Trotz der bekannten Probleme in der Landwirtschaft wolle er aber keinesfalls an der Qualität sparen: „Ich muss mich mit meinen Produkten identifizieren können. Omma hat schon immer gesagt: ‘Jung, was du halb kannst, kannst du auch ganz’.“