Moers. In Werbespots klären Junglandwirte über regionale Produkte auf. So möchten sie das Bewusstsein für die heimische Landwirtschaft steigern.

Flächenfraß, immer strengere, teure Auflagen, Dürresommer, anhaltender Preisverfall durch Schweinepest, Absatzminderung durch die Corona-Flaute und dann auch noch Diskussionen um die Überdüngung der Böden oder den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln – das alles kennen auch die Jungbauern in der Region nur zu gut.

Jetzt wendet sich die Gruppe Arbeitskreis Junglandwirte Kreis Wesel, unterstützt von der Kreisbauernschaft, mit einer Kampagne im Radio an die Bevölkerung. Tenor: „Wir produzieren gute regionale Lebensmittel. Und wir arbeiten hart dafür.“ Das sagt Matthias Meiwes. Der 35-jährige Moerser Landwirt hat sich in Sachen Aufklärung zusammen mit einigen Mitstreitern vors Mikro gestellt.

Zwei neue Werbespots entstanden inzwischen, in denen Matthias Meiwes den elterlichen Schweinemastbetrieb in Moers sowie Sabrina Fell aus Xanten ihren Hof mit Mutterkuhhaltung vorstellen. Dies wird zusammen mit drei Spots aus dem Jahr 2016 ab Montag, 8. Februar, bis zum 12. März bei Radio KW mehrmals täglich über den Äther gehen.

Moerser Landwirte möchten mit einer Werbekampagne ihre Produkte bekannter machen

Franziska Verhülsdonk, bei der Kreisbauernschaft zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit: „Wir wollen das Bewusstsein für die regionale Landwirtschaft fördern. Dies auch im Hinblick darauf, dass mancher Bürger sich von Discountern abwendet und beispielsweise gute Produkte ab Hof bevorzugt.“ In Corona-Zeiten seien erfolgreiche Kampagnen der Bauernschaft wie die Tour de Flur, bei der Familien sich per Drahtesel Bauernhöfe anschauen, ja leider nicht möglich.

Keinesfalls sollten die Spots dazu dienen, den Bürgern das Leid der Bauern zu klagen. „Es geht um eine Imagekampagne und auch darum zu sagen, dass es weitergeht“, erläutert Meiwes. In dem Spot erkläre er, dass in dem elterlichen Mastbetrieb auch gutes Futter für die Tiere produziert werde. „Wir stellen Lebensmittel von hoher Qualität her. Wir wollen, dass bei den Leuten etwas Gutes auf den Tisch kommt“, unterstreicht Meiwes.

Zudem werden die Tiere des Betriebes ohne lange Transportwege ortsnah in Geldern geschlachtet. „Und das Wasser in Moers ist dank der langjährigen Zusammenarbeit der Landwirte mit dem Versorger Enni ausgezeichnet.“ Ähnliches gelte für andere landwirtschaftliche Betriebe. „Ich kann mich maßlos über ein schwarzes Schaf ärgern, das uns Bauern in der Öffentlichkeit in ein schlechtes Licht rückt“, gesteht Meiwes.

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Die Gemeinschaft der Junglandwirte weiß allerdings auch, dass jede Nachfolgerin und jeder Nachfolger auf einem Bauernhof heute keinen leichten Stand hat: „Viele neue Verordnungen bedeuten Mehrkosten für die Bauern. Da, wo das Grundwasser belastet ist, beispielsweise in Bereichen des Kreises Kleve, dürfen Bauern nur noch eingeschränkt düngen. Sie müssen überschüssige Gülle für teures Geld abfahren lassen.“

Hinzu kämen auch Ausfälle beim Tier-Absatz durch den Lockdown sowie sinkende Preise durch die afrikanische Schweinepest im Osten, um nur einiges zu nennen. Franziska Verhülsdonk ergänzt: „Betriebe müssen außerdem für mehr Wirtschaftlichkeit heutzutage wachsen können. Doch leider werden die Flächen durch immer mehr Straßen, Siedlungen oder Gewerbegebiete ständig kleiner.“

Und: „Mancher, der die Nachfolge auf dem elterlichen Hof antreten könnte, fragt sich heute, ob man nicht woanders leichter Geld verdienen kann.“ Für Matthias Meiwes ist das kein Thema: „Landwirtschaft, das ist Leben, das muss man fühlen. Landwirtschaft ist mit viel Herzblut verbunden.“

>>> Landwirtschaft in Zahlen
Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Kreis Wesel sinkt dramatisch: Gab es 1999 noch 1842 Höfe, zählt eine NRW weite Erhebung in 2016 nur noch 1041 Betriebe. Die Größe der landwirtschaftlichen Flächen im Kreis sank im gleichen Zeitraum von etwa 51600 Hektar auf rund 47800 Hektar.

Die Kreisbauernschaft Wesel verzeichnet zurzeit insgesamt 2000 Mitglieder, auch die Senioren auf den Höfen gehören ihr oft noch an.