Am Niederrhein. Die heimische Bauindustrie hat unter den verzögerten Lieferströmen und Rohstoffmangel zu leiden. Das merkt auch die bauwillige Kundschaft.

Der Holzmarkt spielt verrückt. Die Preise vor allem fürs Bauholz steigen rasant. Während die Forstbetriebe und Waldbesitzer bisher nur wenig von dem Geldsegen abbekommen, profitieren die verarbeitenden Betriebe wie Sägewerke. Besonders gebeutelt ist die heimische Bauindustrie. Holz für Dachstühle oder Fußböden kostet teils 300 Prozent mehr als noch vor drei Jahren. Das bekommen auch Bauwillige zu spüren.

„Holz für Dachstuhlkonstruktionen kostet derzeit 850 Euro, im Sommer 2020 lag der Preis noch bei 400 Euro pro Kubikmeter.“ Das berichtet Zimmer- und Tischlermeister Bernd Leucker aus Kamp-Lintfort, der einen Betrieb in Altfeld führt.

„In ein, zwei Monaten reißen wir die 1000-Euro-Marke“, prophezeit der Fachmann. Allein für den Bau eines normalen Hauses mache der Preisanstieg etwa 2500 Euro aus. Ähnliches gelte für verleimte Hölzer beispielsweise für Deckenkonstruktionen. „Es ist der selbe Rohstoff, nämlich Fichte, Kiefer oder Tanne.“

„Wir selbst haben uns mit einem Bauherren in Sachen Preissteigerung geeinigt“, berichtet Leucker. Und ganz aktuell sei man gut beraten, in seinen Angeboten für die Kunden nur noch Tagespreise fürs Holz auszuweisen. „Probleme macht zudem der mangelnde Nachschub“, weiß Leucker. Inzwischen warte man acht bis zehn Wochen auf die Lieferungen, statt bisher acht bis zehn Tage. „Es gibt Kollegen, die mangels Material schon Kurzarbeit anmelden mussten.“

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Zu allem Übel gebe es obendrein eine erschwerte Beschaffung von Rohstoff, der zur Herstellung von PU-Dämmschaum benötigt werde. „Daher haben auch die Maurer am Bau Terminprobleme. Wie auch wir, wir arbeiten ja nach den Maurern und Verklinkerern.“ Auch das noch: „Die weltweiten Waren- und Lieferströme fließen in Coronazeiten oft sehr verzögert. In China stehen die leeren Container herum.“ Für den alteingesessenen Betrieb in Altfeld sei die Lage noch nicht gefährlich, man habe mit dem Fensterbau ein weiteres Standbein. „Manche reine Zimmereibetriebe haben jedoch schwer zu kämpfen“, weiß Bernd Leucker.

Auch das Regionalforstamt hat zu kämpfen

Beim Regionalforstamt Niederrhein in Wesel betreut man 4000 Quadratkilometer Landeswald unter anderem in den Kreisen Kleve, Wesel, Viersen und Neuss. Leiter ist seit 1. Mai Julian Mauerhof (40): „Drei Dürresommer, Sturm und die Borkenkäferplage sorgten zunächst dafür, dass überall im Land ungewöhnlich viel Schadholz geschlagen werden musste und die Preise für Holz am Bau ins Astronomische fielen“, blickt der Fachmann zurück. „Die Erlöse deckten kaum unsere Kosten fürs Schlagen und den Abtransport.“ Ende 2020 sei man froh gewesen, wenn man noch 25, 30 Euro für den Festmeter Nadelholz bekommen habe.

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Mauerhof weiter: „Wir warten nun ab, wie sich die Lage in unseren Wäldern entwickelt.“ Daher stagniere der Nachschub am Markt nun. Was Holger Benninghoff als Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft des Kreises Wesel bestätigen kann: „Der Holzmarkt ist leergefischt.“ Das zeigten die vielen Klagen betroffener Betriebe, die die Kreishandwerkerschaft betreue. Die Nachfrage nach Holz zum Bauen sei auch so hoch, weil Kanada zurzeit nicht in die USA liefere. Andere Experten wissen, dass derzeit etwa doppelt so viel Bau-Holz wie früher nach China und in die USA exportiert wird.

Die Rohstoffe im eigenen Land zu halten, sei sicher auch ein Ziel im Landesforst, unterstreicht Forstamtsleiter Julian Mauerhof. Beim Landesbetrieb Wald und Holz müsse man daneben auch wirtschaftlich arbeiten und habe aus diesem Grunde bereits schon früher Holz nach China verkauft: „Wenn der Preis bei uns nicht stimmt und wir draufzahlen müssten…“

Man sei naturgemäß auch dem Steuerzahler verpflichtet. Immerhin gehöre dem Land rund ein Drittel der Waldfläche in NRW. Inzwischen sei der Preis fürs Nadelholz auf etwa 50 Euro pro Festmeter gestiegen. „So gesehen, sind wir auf einem guten Weg“, sagt Julian Mauerhof.